Berlin. Das UNRWA sollte die Menschen im Gazastreifen versorgen. Israel präsentiert nun neue Erkenntnisse über schreckliche Verstrickungen.
Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hat sich klar für die Auflösung des Palästinenserhilfswerks der Vereinten Nationen UNRWA ausgesprochen. „Das UNRWA ist irreparabel“, sagte Prosor am Donnerstag bei einem Pressebriefing in der israelischen Botschaft in Berlin. Hintergrund sind neue Geheimdiensterkenntnisse zur Verstrickung von UNRWA-Mitarbeitern in die Hamas. Andere Akteure sollten laut Prosor künftig die Versorgung der palästinensischen Bevölkerung in Gaza sicherstellen – etwa das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen (UN).
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Die Botschaft präsentierte neue Erkenntnisse des israelischen Geheimdienstes, wonach 15 UNRWA-Mitarbeiter am Massaker des 7. Oktober 2023 beteiligt gewesen sein sollen. Die meisten von ihnen seien im Bildungswesen tätig gewesen, betonte Prosor. Selbst Schulleiter seien darunter. Die Daten würden zeigen, dass mindestens 17 Prozent der UNRWA-Mitarbeiter Mitglieder einer Terrororganisation seien. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.
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Israel: „Fragwürdig, welche Werte in diesen Schulen vermittelt werden“
Prosor räumte ein Versagen der israelischen Sicherheitsbehörden ein. „Wir waren uns nicht darüber im Klaren, wie tiefgreifend das Problem ist“, sagte er. Vor fast 20 Jahren, im Jahr 2005, begann der israelische Abzug aus dem Gazastreifen. Seither hat die Hamas dort die Macht übernommen, fast eine Generation lang konnte sie sich nach den Schilderungen Israels durch eine „Infiltrierung“ der UNRWA-Bildungseinrichtungen ideologisch etablieren.
300.000 Jungen und Mädchen besuchen die Schulen in dem Gebiet, das ist nach israelischen Angaben fast die Hälfte aller Kinder. Im Gazastreifen gebe es rund 200 Schulen, die meisten getrennt nach Geschlecht. 18 Schulen seien gesichert terroristisch, heißt es nun aus den Erkenntnissen des Geheimdienstes. Zehn Prozent der Schulleiter seien Hamas-Mitglieder, führte Prosor aus. „Es ist doch ziemlich fragwürdig, welche Werte dort vermittelt werden.“
Sicher sei, sagte er, dass Mädchen dort keine Geschichten über Vorbilder wie Marie Curie oder Sophie Scholl erzählt bekämen. Überhaupt, die Schulbücher beim UNRWA. Nach dem 7. Oktober kochte die Diskussion darüber hoch, was darin steht und wie Israel darin dargestellt wird. Fürchterlich – das ist das Fazit, das in der israelischen Botschaft in Berlin nicht erst seit dem verheerenden Angriff gezogen wird.
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Schon lange vorher habe man auf die feindseligen Bilder und Textbeispiele aufmerksam gemacht, sagte Prosor. Selbstmordattentäter seien so beschrieben worden: „Sie trugen Sprengstoffgürtel, die ihre Körper in Feuer verwandelten und den zionistischen Panzer zerstörten.“ In Matheaufgaben zählten Schüler die „Märtyrer“ der ersten und zweiten Intifada zusammen oder aus dem Iran stammende Shahed-Drohnen. Prosor und seine Mitarbeiterin zeigen Bilder zum Beleg.
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Terror gegen Israel: „Erhobener Zeigefinger ist nicht hilfreich“
Es sind erschütternde Schilderungen, die die Frage aufwerfen, warum die Vereinten Nationen nicht entschiedener reagierten. Botschafter Ron Prosor sagt, all dies sei schon Jahre vor dem Massaker bekannt gewesen. Aber nach seinen Worten wehrte die Organisation immer ab, mit Verweis auf ihre Neutralität. Die Hamas wird auch von den Vereinten Nationen nicht als Terrororganisation geführt. Das Wegsehen, so Prosor, habe letztlich auch dazu geführt, dass manchmal zuerst der Hamas-Tunnel gebaut wurde – und später „zur Tarnung“ eine Schule darüber. Die Botschaft zeigt entsprechende Satellitenbilder.
In Israel wird die wachsende Kritik Deutschlands und der Vereinigten Staaten am Handeln Jerusalems aufmerksam zur Kenntnis genommen. Ron Prosor kontert: „Der erhobene Zeigefinger ist einfach – aber wie kann man das Problem lösen?“ Der ewige Ruf nach einer Zwei-Staaten-Lösung sei nicht hilfreich.
Der Abzug Israels aus Gaza unter Ariel Scharon sei ein Versuch gewesen, man hätte diesen Kurs eventuell weiterfahren können. Doch die Hamas habe ein völlig anderes Narrativ daraus gemacht: „Die Israelis rennen weg und haben Angst, also machen wir erst recht weiter mit dem Terror.“ Prosor lässt keinen Zweifel daran, wie er über die Hamas und den israelischen Einsatz gegen sie denkt: „Du kannst einen Waldbrand nicht zu 80 Prozent löschen und den Rest brennen lassen.“