Düsseldorf. Erstmals wird in einer Studie analysiert, wie ein Austritt Deutschlands aus der EU auf NRW wirken würde. Das Ergebnis ist erschreckend.

Die NRW-Wirtschaft fürchtet das Auseinanderfallen Europas offenbar mehr als eine mögliche Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus.

Der Präsident des Dachverbandes Unternehmer NRW, Arndt G. Kirchhoff, fordert wenige Monate vor der Europawahl mehr Selbstständigkeit der europäischen Partner in Wirtschaft und Außenpolitik. Egal, wie die US-Wahl im Herbst ausgehe. Der jetzige US-Präsident Joe Biden meine im Prinzip das Gleiche wie sein Gegenspieler Donald Trump. Er sage es nur freundlicher, warnte Kirchhoff am Dienstag im Landtag.

Unternehmerpräsident Kirchhoff: „Amerika will nicht mehr der Oberwächter der Welt sein“

„Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich Amerika schon seit einigen Jahren davon verabschiedet, der Oberwächter der Welt zu sein. Amerika sagt, – und das drückt Trump nur deutlicher aus als Biden - jetzt kümmern wir uns erstmal um uns“, so Kirchhoff. Europa müsse daher resilienter, also widerstandsfähiger werden, seine Abhängigkeiten überprüfen und ebenfalls tun, was ihm nütze.

Die Europawahl Anfang Juni ist laut Kirchhoff richtungsweisend: „Vor uns liegt eine der wichtigsten Wahlen seit Bestehen der EU. Es geht um die Frage: Wollen wir weiter ein demokratisches, rechtsstaatliches, geeintes und wirtschaftlich starkes Europa? Oder wollen wir ein Europa des Nationalismus, der Abschottung, der Ausgrenzung und des Protektionismus?“ Die pro-europäischen Parteien müssten mehr Enthusiasmus zeigen. Man dürfe sich die Debatten nicht von den Europagegnern diktieren lassen.

Studie nennt Zahlen und Fakten: Warum ein „Dexit“ NRW ruinieren würde

Ein Auseinanderfallen der EU hätte womöglich für NRW noch härtere Folgen als für Deutschland insgesamt, warnt die Landesvereinigung der Unternehmensverbände. In ihrem Auftrag hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erstmals in einer Studie errechnet, was die „Dexit“-Pläne der AfD – also ein Austritt Deutschlands aus der EU -- für NRW konkret bedeuten würden.

Mahnendes Beispiel England

Laut der Studie des Institutes der deutschen Wirtschaft (IW) hätte ein Austritt Deutschlands erhebliche Auswirkungen auf den Wohlstand in Deutschland und in NRW. Die Folge wären 5,1 Prozent weniger Wirtschaftsleistung -- rund 38 Milliarden Euro -- und ein Verlust von 486.000 Vollzeitbeschäftigten. Das IW hat bei seiner Analyse Daten aus Großbritannien herangezogen und auf NRW projiziert. Die Daten stammen aus den West und den East Midlands und aus London. Diese Regionen Englands weisen laut dem IW von ihrer wirtschaftlichen Struktur wichtige Parallelen mit NRW auf.

Ein „Dexit“ würde demnach für NRW einen Einbruch von fünf Prozent der Wirtschaftsleistung bedeuten und fast eine halbe Million Arbeitsplätze kosten. IW-Geschäftsführer Hubertus Bardt glaubt, ein „Dexit“ würde für NRW zu einer „katastrophalen Schocksituation“ führen, die nicht wieder ausgeglichen werden könne.

Arndt Kirchhoff wiederholte in diesem Zusammenhang eine Warnung,, die er schon im Februar formuliert hatte: „Wer unser Land völlig ruinieren will, der muss zum Dexit aufrufen. Ich kann vor einem solchen Himmelfahrtskommando nur warnen.“

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