Washington. Lara Trump will als Generalsekretärin der Republikaner Parteispenden in die klamme Wahlkampfkasse des Ex-Präsidenten umleiten.
Es ist nur ein Gedankenexperiment: Acht Monate vor der Präsidentschaftswahl stellt Joe Biden fest, dass es in der Wahlkampfkasse klamm aussieht; auch weil seine üppigen Rechnungen für Anwälte ins Kontor geschlagen sind. Um das Problem zu beseitigen, lässt er an der Spitze der Demokratischen Partei kurzerhand die Frau seines Sohnes Hunter installieren. Die enge Verwandte erklärt öffentlich, dass ab sofort jeder Spenden-„Penny“ den Wiederwahl-Ambitionen des Schwiegervaters zugutekommen wird. Und überhaupt: Wer damit ein Problem habe, der möge die Partei schleunigst verlassen.
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Was wäre da wohl los in den USA? „Ein öffentlicher Aufschrei, Nepotismus-Vorwürfe und Rücktrittsforderungen – mindestens das“, sagte ein Politik-Analyst am Wochenende in Washington.
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Ersetzt man Joe Biden durch Donald Trump, Hunter Bidens Frau durch Lara Trump, die Demokraten durch die Republikaner und das Gedanken-Experiment durch das US-Wahljahr 2024, sieht die Sache ganz anders aus. Nämlich real.
Trumps Schwiegertochter sammelt Spenden für ihn
Die Schwiegertochter des ehemaligen US-Präsidenten, verheiratet mit dessen zweitältesten Sohn Eric, ist just per mündlicher Akklamation zur Generalsekretärin des „Republican National Committee“ (RNC) gewählt worden, der prominentesten Organisationseinheit der „Grand Old Party“ (GOP). Vorher hatte Trump Senior die langjährige Chefin Ronna McDaniel, die er vor acht Jahren eigenhändig ausgesucht hatte, weggemobbt, weil sie ihm Widerworte gab und nicht mehr anstandslos die hohen Anwaltskosten Trumps aus der Parteikasse bezahlen wollte.
Das wird sich mit Lara Trump, einer ehemaligen Fitness-Trainerin und TV-Produzentin, die an einem Institut für französische Kulinarik in New York einen Abschluss in Konditorei erwarb, radikal ändern.
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Alle Spenden-Einnahmen für die Partei, sagte die 41-Jährige in den vergangenen Tagen in Interviews, würden in den Wahlkampf des Schwiegervaters fließen. Was interne Kritiker wie den früheren RNC-Chef Michael Steele auf den Plan gerufen hat. Sie bitten in sozialen Medien darum, den Republikanern kein Geld mehr zu spenden.
Wer Donald Trump nicht unterstützt, soll die Partei verlassen
Um Vorwürfen der Vetternwirtschaft zuvorzukommen, riet die zweifache Mutter, die schon 2016 für Donald Trump unermüdlich Wahlkampf machte, parteiinternen Kritikern, sie mögen die Republikaner doch bitteschön verlassen. Schließlich gehe es im November im Kampf gegen Amtsinhaber Joe Biden um „Gut gegen Böse“.
Die Personalie Lara Trump im Trump-Orbit markiert Zäsur und Kontinuität zugleich. Kontinuität, weil Trump Politik und Macht weiter als Angelegenheit der erweiterten Familie betrachtet. Zäsur, weil die Schwiegertochter, die Trump vor wenigen Jahren überhaupt nicht beachtete, den Staffelstab von Lieblingstochter Ivanka Trump und deren Mann Jared Kushner übernimmt.
Beide waren in der ersten Präsidentschaft trotz heftiger öffentlicher Kritik enge Berater des Präsidenten. Zusammen hat das Ehepaar nach übereinstimmenden Schätzungen von US-Medien finanzielle Vorteile im Volumen von über 600 Millionen Dollar aus der Präsidentschaft Trumps gezogen. Ivanka Trump erhielt für ihre damalige Modefirma mehrere hoch lukrative chinesische Handelsmarken. Kushner bekam für seine Investmentfirma vom saudischen Königshaus zwei Milliarden Dollar. Watchdog-Organisationen sprechen von „lupenreiner Korruption“.
Viele Mitglieder der Trump-Familie kommen nicht infrage
Nach Trumps Wahlniederlage 2021 tauchte das unter dem Label „Javanka“ bekannte Paar ab, zog von New York in eine Reichen-Enklave in Florida und distanzierte sich vom politischen Geschäft Trumps. Erst vor wenigen Tagen erklärte Kushner, dass er im Falle einer Wiederwahl Trumps nicht erneut in die Regierungsgeschäfte einsteigen werde. Das gilt für Ivanka Trump.
Weil sie ausfallen und Trumps Gattin Melania noch nicht mal beim Vorwahl-Sieg am „Super Tuesday“ gewillt war, an der Seite ihres Ehemannes zu erscheinen, wird es im engeren Familienkreis eng. Sohn Barron geht noch zur Schule. Die älteren Söhne Eric und Donald Jr. sind im Immobilienkonzern des Vaters beschäftigt, der gerade mit Strafzahlungen von 500 Millionen Dollar zu kämpfen hat. Und von Tiffany Trump, der Tochter aus der Ehe mit Marla Maples, hörte man schon 2016 nichts.