Berlin. Mit Schweden stärkt die Nato ihre Nordflanke. Das neue Mitglied bringt viel mit – unter anderem eine strategisch wichtige Insel.
Ohne den Ukraine-Krieg wären sie neutral geblieben. Das hat Kremlchef Wladimir Putin nun davon: Die Schweden kommen. Als 32., nach Nachbar Finnland als vorerst letztes Mitglied der Nato. Für das Bündnis ein Gewinn. Was spricht für den Neuling?
- Eine strategisch wichtige Lage.
- Präsenz und Expertise in der Arktis.
- Eine Stärkung der Nordflanke der Nato.
- Eine moderne Armee.
- Starke Rüstungsindustrie.
- Demokratische Werte und Geografie passen zum atlantischen Bündnis
Wenn Schwedinnen und Schweden volljährig werden, erhalten sie Post vom Staat – von der Musterungsbehörde. Wie Deutschland hatten die Skandinavier die Wehrpflicht ausgesetzt, sie 2017 jedoch in einer „Light-Version“ wieder eingeführt: Nicht jede oder jeder wird eingezogen, aber alle werden gemustert und damit mit der Frage konfrontiert, ob sie für ihren Staat den Dienst an der Waffe leisten wollen. Das könnte auch für andere in der Nato ein Modell sein.
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Schweden ist ein großes, aber dünn besiedeltes Land mit nur rund zehn Millionen Einwohnern. So erklärt sich die überschaubare Zahl von aktiven Soldaten: 60.000. So erklärt sich auch, warum man es nach Russlands Überfall auf die Ukraine so eilig hatte mit dem Nato-Beitritt. Schweden braucht den Beistand der Partner. Schon die neue Wehrpflicht war eine Reaktion auf Russland, auf die Annexion der Krim.
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Schwedens Pluspunkt Nummer eins: Moderne Waffen
Spätestens 2028 will man in Schweden das Nato-Minimalziel erreichen und zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für die Verteidigung ausgeben. Aktuell gibt die Regierung von Ministerpräsident Ulf Kristersson dafür 8,5 Milliarden Euro pro Jahr aus.
Schweden hat 120 Kampfpanzer des Typs Stridsvagn 122, fünf U-Boote, je elf Korvetten und Minenabwehrschiffe, 13 Patrouillenboote und 96 Kampfflugzeuge des Saab JAS-39 Gripen. Außerdem verfügen die Streitkräfte über das amerikanische Patriot-System zur Raketenabwehr. Bemerkenswert ist auch, dass Schweden eines der wenigen europäischen Länder ist, das offensive Cyberfähigkeiten verfolgt.
Stridsvagn? Gripen? Lauter Typenbezeichnungen „made in Sweden“. Die Schweden haben eine moderne leistungsfähige Rüstungsindustrie. Der heiß begehrte „Taurus“-Marschflugkörper ist übrigens eine deutsch-schwedische Entwicklung.
Schweden hat bestes Material, dünn ist im Vergleich dazu die Personaldecke. Die Luftwaffe verfügt über viele Jets – allein, die Piloten fehlen. Nebenbei bemerkt: Schweden rangiert auch unter den Top Ten der Rüstungslieferanten der Ukraine.
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Pluspunkt Nummer zwei: Stärkung der Nordflanke
Die Lage ist kostbar: Schweden ist groß, hat einen Zugang zur Arktis und in der Ostsee eine Insel, die strategisch eine Perle ist: Gotland. Von dort aus können die Militärs die gesamte Ostsee kontrollieren. Wenn Russland jemals Schweden angreifen sollte, dann fällt der erste Schuss wohl auf Gotland.
Welche eine Ironie: Bis 2005 war die Insel eine militärfreie Zone. Erst mit Putin entdeckte Schwedens Armee Gotland wieder für sich.
Erst vor ein paar Tagen war Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) in Skandinavien. Die Bundeswehr arbeitet gut mit den Streitkräften von Finnland und Schweden zusammen. Das gilt sowohl für Einsätze im Ausland als auch für multinationale Übungen.
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