Düsseldorf. Dass viele ältere Lehrkräfte vorzeitig den Schuldienst verlassen, ist bekannt. Kurios ist aber, dass sogar junge Beamte aufgeben.
NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hat weitere Details zu den Kündigungen von Lehrkräften in NRW genannt. Laut einem aktuellen Bericht der Ministerin für den Landtags-Schulausschuss zählen zu den insgesamt 930 Lehrkräften, die im vergangenen Jahr den Schuldienst verließen, auffällig viele junge Pädagogen.
Sogar 145 Beamtinnen und Beamte warfen die Brocken hin
Die Zahl der Kündigungen unter den 31- bis 40-Jährigenlag mit 259 höher als in den anderen Altersgruppen. Ebenfalls auffällig: In dieser Gruppe verzichteten sogar 145 Beamtinnen und Beamte auf ihren sicheren Arbeitsplatz. 200 Lehrkräfte zwischen 51 und 60 Jahren verließen im Jahr 2023 den Schuldienst, 211 Kündigungen kamen von Lehrkräften, die 61 Jahre oder älter waren.
Dorothee Feller setzt in ihrem Bericht die fast 1000 Kündigungen in Verhältnis zur Zahl der Lehrkräfte insgesamt und zu den 8745 Frauen und Männern, die im Jahr 2023 in den öffentlichen Schuldienst eingestellt wurden. Zu den „Neuen“ im System zählen allerdings neben Lehrkräften auch Schulsozialarbeiter, Schulpsychologen, Fachkräfte an Förderschulen sowie rund 1200 Alltagshelferinnen und Alltagshelfer.
Landesregierung relativiert: Kein signifikanter Anstieg bei den Kündigungen
Gemessen an der Anzahl der Lehrkräfte in NRW insgesamt liege die Zahl der Kündigungen im Jahr 2023 bei den Beamtinnen und Beamten bei nur 0,21 Prozent (Vorjahr: 0,19 Prozent). Bei den Tarifbeschäftigten kündigten 2,37 Prozent (Vorjahr: 2,03 Prozent). Es gebe also „keine signifikante Erhöhung der Austrittszahlen“, so Feller.
Lehrerverbände kritisieren die Zahl der Kündigungen scharf und weisen darauf hin, dass in einer Zeit des Personalmangels jede Lehrkraft dringend gebraucht werde.
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Die Schulministerin steht seit einigen Tagen auch aus anderen Gründen unter Druck: NRW will im Sommer verstärkt Grundschul-Lehrkräfte in Regionen schicken, in denen Mangel herrscht, also auch ins Ruhrgebiet. Schulen aus dem Regierungsbezirk Münster mussten im Februar melden, wer demnächst für zwei Jahre in eine andere Schule wechselt. Rund 100 dieser „Abordnungen“ an Grundschulen gibt es dort schon, bis zu 200 weitere sollen dazukommen.
Streit um Abordnungen von Lehrkräften schwelt weiter
Es gelinge nach und nach, die Unterrichtsversorgung an besonders belasteten Schulen „durch gezielte, zeitlich befristete Abordnungen zu verbessern“, schreibt Feller in ihrem Bericht. Auch die „intensivere Prüfung“ der Anträge auf Teilzeit wirke im Kampf gegen den Lehrkräftemangel.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in NRW, der Philologenverband NRW und andere Verbände kritisieren die Abordnungen. „Abordnungen, zumal, wenn sie nicht auf freiwilliger Basis geschehen, können nur das letzte Mittel sein, um personelle Lücken zu schließen“, sagt VBE-Landeschef Stefan Behlau. „Nicht nur Grundschullehrkräfte müssen nun die Sorge haben, bald an einer Schule in einer anderen Stadt unterrichten zu müssen, abgeordnet werden können Lehrkräfte aller Schulformen“, warnt Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbandes NRW.