Berlin. Die deutsche Marine beteiligt sich mit dem Schiff an der Mission gegen die Huthi-Rebellen. Es zeichnet sich ab, welche Gefahren lauern.

Huthi-Rebellen aus dem Jemen terrorisieren seit dem Hamas-Überfall am 7. Oktober die wichtige Handelsroute im Roten Meer, um ein Ende der Bodenoffensive im Gazastreifen zu erzwingen. Dem Erpressungsversuch begegnet die EU mit Härte und entsendet mit der Mission „Eunavfor Aspides“ mehrere Kriegsschiffe und luftgestützte Frühwarnsysteme in Richtung Rotes Meer.

Auch Deutschland beteiligt sich mit der Fregatte „Hessen“ an dem Einsatz, die mitsamt Besatzung vergangene Woche von Wilhelmshaven aus in See gestochen ist. Der Inspekteur der Deutschen Marine, Jan Christian Kaack, sieht das Kriegsschiff für die Beteiligung am Einsatz bestens gerüstet. Es seien zusätzliche Waffensysteme an Bord des für solche Aufträge konstruierten Schiffes gebracht worden, sagte der Vizeadmiral der Deutschen Presse-Agentur. „Alles, was uns bedroht, ist gefährlich. Wir werden uns nie in ein Gefühl der Überlegenheit flüchten, sondern wir sind gut vorbereitet, um mit den Bedrohungen umzugehen“, sagte er.

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Einsatz der Fregatte „Hessen“ ist der gefährlichste seit vielen Jahren

Dennoch, da macht Kaack keinen Hehl draus, ist der Einsatz für die Besatzung der 143 Meter langen „Hessen“ nicht ungefährlich. Die Mission sei der ernsthafteste Einsatz deutscher Seestreitkräfte seit vielen Jahrzehnten. „Die direkte Bedrohung für Schiff und Besatzung sind ganz klar greifbar. Und das geht natürlich auch an keinem Menschen vorbei“, sagte er.

„Wir haben zusätzliche Bewaffnung an Bord gebracht, wir haben Drohnenabwehranlagen an Bord gebracht. Wir haben trainiert, um sie besser zu erkennen“, so der Marine-Chef. „Eine Übersättigung der Systeme ist immer eine Gefährdung. Aber zum Glück sind wir nicht alleine da. Da steht eine breite Koalition mit vielen Schiffen, mit großen Fähigkeiten.“

Rotes Meer: Bedrohung durch viele und günstige Drohnen ist unmittelbar

Wie der Schutz der wichtigen Handelsroute zwischen der arabischen Halbinsel und Westafrika im Detail aussehen soll, stehe noch aus. Derzeit laufe die Operationsplanung, so der Marine-Inspekteur. Grundsätzlich sei es möglich, solche Korridore auf See für die zivile Schifffahrt zu schützen. Frachtschiffe könnten etwa in einem Konvoi begleitet werden.

Vizeadmiral Jan Christian Kaack, Inspekteur der Deutschen Marine, im Verteidigungsministerium.
Vizeadmiral Jan Christian Kaack, Inspekteur der Deutschen Marine, im Verteidigungsministerium. © dpa | Kay Nietfeld

Die Fregatte „Hessen“ eigne sich für diesen Einsatz in besonderer Weise. Ursprünglich sei das Schiff dafür konzipiert worden, um größere Nachschubverbände von der Ostküste Amerikas nach Europa zu bringen und Flugzeugträgerverbände gegen Bedrohungen zu schützen. „Die gehen von weitreichenden Flugkörpersystemen aus. In der Nähe der Küste geht es auch um sehr schnell wirkende Flugkörpersysteme oder auch Überwasserfahrzeuge, die im Kamikazemodus oder im autonomen Modus gegen solche Schiffe eingesetzt werden können“, sagte Kaack. Neu sei die Bedrohung mit vielen und günstigen Drohnensystemen.

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Einsatz im Roten Meer – Drei Prioritäten: Munition, Munition, Munition

Wenn der scharfe Einsatz beginnt, wird die Besatzung der „Hessen“ in den sogenannten Kriegsmarsch gehen. Die Soldaten an Bord werden in zwei Teams geteilt. „Eine Hälfte ist immer auf Gefechtsstation. Warum? Weil sie in dieser Stärke jedwede Bedrohung schnell abhandeln können“, sagte Kaack. „Wenn es mehr werden würde, dann wird auf die Alarmklingel gedrückt und dann geht die gesamte Besatzung auf Station.“

Die Fregatte „Hessen“ läuft aus dem Hafen aus. Am Donnerstag brach das Schiff der Bundeswehr von Wilhelmshaven aus in See, um sich im Roten Meer am Schutz von Handelsschiffen gegen Angriffe der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz zu beteiligen.
Die Fregatte „Hessen“ läuft aus dem Hafen aus. Am Donnerstag brach das Schiff der Bundeswehr von Wilhelmshaven aus in See, um sich im Roten Meer am Schutz von Handelsschiffen gegen Angriffe der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz zu beteiligen. © dpa | Sina Schuldt

Nach Angaben des Marine-Inspekteurs sei die „Hessen“ ausreichend und durchhaltefähig bestückt. Grundsätzlich blieben aber seine drei Prioritäten: Munition, Munition und Munition. „Die Prozesse müssen schneller werden“, forderte der Marine-Chef.

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Inspekteur der Deutschen Marine: „Ich habe die kleinste Marine aller Zeiten“

Er betrachte den Einsatz im Roten Meer als „erweiterte Landesverteidigung“. „90 Prozent der Waren gehen über die Seewege. Die Seewege offenzuhalten, ist eine Kernaufgabe der Marine. Wenn wir das nicht schaffen, dann werden wir weder in Frieden unsere Wirtschaft am Laufen halten, noch in Krise oder Konflikt unsere Verteidigungsbereitschaft erhalten.“ Niemand könne besser als die Marine die Gleichzeitigkeit von Landes- und Bündnisverteidigung wie auch internationalem Krisenmanagement durchsetzen.

Mit Blick auf die Aufgaben in der Ostsee und im Atlantik, die wieder zentraler Teil der Bündnisverteidigung sind, stellt sich aber auch die Frage, wie lange die Marine den Einsatz durchhalten kann. Kaack sagte dazu: „Die Bettdecke ist irgendwann kurz. Ich habe die kleinste Marine aller Zeiten mit 48 Schiffen und Booten.“ Er verweist auf das Zielbild der Marine 2035. Das Zukunftskonzept sieht den Einstieg in Künstliche Intelligenz und unbemannte Systeme vor.