Jerusalem. In Rafah spitzt sich die Lage zu, Ägypten verstärkt seine Militärpräsenz an der Grenze – und ein Tunnelfund bringt das UNWRA in Not.
Kein Balsam, sondern Salz strich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Sonntag auf jene Wunden, die in den Beziehungen zwischen Israel und den engsten Verbündeten klaffen. Zwar haben die USA und Deutschland scharfe Kritik an der geplanten Bodenoffensive Israels im Flüchtlings-Hotspot Rafah im Süden Gazas geübt. Doch Netanjahu bleibt hart: Wer Israel daran hindern wolle, nach Rafah vorzudringen, „der will, dass wir den Kampf gegen die Hamas verlieren“, erklärte er.
Am Freitag hatte Netanjahu noch angekündigt, dass man die heikle Mission keinesfalls starten werde, ohne zuvor die rund 1,3 Millionen Binnenflüchtlinge in Rafah zu evakuieren. Am Sonntag verkündete Netanjahu nun, man werde die Rafah-Offensive bereits vor dem Beginn des Fastenmonats Ramadan in vier Wochen abgeschlossen haben.
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Beides zugleich zu schaffen, ist kaum möglich. Eine Evakuierung braucht Zeit, es gibt dafür aber noch nicht einmal konkrete Pläne. Unklar ist, wohin die Massen an Binnenflüchtlingen gehen sollen. Nach Chan Yunis? Das ist eher unwahrscheinlich, zumal die Armee auch dort noch kämpft, und ein Ende der Operation ist laut jüngsten Aussagen von Generalstabschef Herzi Halevi trotz aller Erfolge im Kampf gegen die Hamas noch keine Rede.
Ägypten mit massivem Millitäraufgebot an der Grenze zu Gaza
Eine Evakuierung in den Norden scheint ebenfalls undenkbar. Einerseits müsste das Gebiet dort erst entmint und geräumt werden, der größte Teil des Gebäudebestands ist zerstört. Außerdem gab es laut Augenzeugenberichten in den vergangenen Tagen Kämpfe selbst in jenen nördlichen Gebieten, die von der Armee bereits geräumt worden waren. Die Kritik Washingtons und Berlins hat vor allem humanitäre Gründe. Anders verhält es sich mit Ägypten. Kairo hatte zuletzt sogar damit gedroht, den Friedensvertrag mit Israel aufzukündigen.
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Man befürchtet, dass der Konflikt nach Ägypten überschwappt, wenn Tausende Binnenflüchtlinge aus Gaza die Grenze durchbrechen und in den Sinai vordringen. Das Land hat in den vergangenen Tagen laut Augenzeugenberichten bereits ein beträchtliches Militäraufgebot an der Grenze stationiert, am Sonntag wurden laut israelischen Medienberichten nun weitere 40 Panzer Richtung Rafah bewegt. Aus israelischer Sicht wird ein Vordringen nach Rafah als alternativlos angesehen. Geheimdienste vermuten dort unterirdische Tunnel, die das Versorgungsnetzwerk der Hamas bis auf ägyptisches Territorium ausweiten.
Neuer Fund: Tunnel zwischen UNRWA und Hamas-Hauptquartier
Ein neuer unterirdischer Fund im Gazastreifen bringt indes das UN-Palästinenser-Flüchtlingshilfswerk UNRWA zusätzlich unter Druck. Israels Armee gibt an, Verbindungen zwischen dem Hauptquartier der UNRWA und einer darunter liegenden Hamas-Strategiezentrale gefunden zu haben. Die Hamas habe von UNRWA Netzanschluss und sogar Lagerkapazität erhalten, heißt es. UNRWA-Chef Philippe Lazzarini erklärte, von diesen Vorwürfen nichts gewusst zu haben.
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Die wichtigsten Fördergeber der Agentur, darunter die USA, könnten sich von den aktuellen Daten bewegen lassen, ihre Geldflüsse auf Dauer einzufrieren. Zwar gibt es keine Strategie, wer die Aufgaben der Agentur übernehmen könnte, wenn UNRWA der Kollaps droht. Eine baldige Wiederaufnahme der Finanzierung können sich die meisten Fördergeber aber keinesfalls vorstellen.
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