Berlin. Schreckliche Nachricht für die Angehörigen von 31 Geiseln. Die Familien der noch lebenden Verschleppten können aber Hoffnung schöpfen.
Für die Hamas-Geiseln bahnte sich zuletzt noch Hoffnung an – verhandelten doch die USA, Ägypten und Katar mit Israel und der radikalislamistischen Hamas bis zuletzt über die Freilassung der Verschleppten. Doch für einige Menschen, die seit dem brutalen Angriff der Terroristen im Gazastreifen gefangen gehalten werden, scheint jede Hoffnung zu spät. 31 Geiseln sollen nach Angaben des israelischen Militärs gestorben sein.
„Wir haben 31 Familien darüber informiert, dass ihre gefangenen Angehörigen nicht mehr unter den Lebenden weilen und dass wir sie für tot erklärt haben“, sagte Armee-Sprecher Daniel Hagari laut Berichten der „Times of Israel“ und der Nachrichtenagentur Reuters. Bei den Verstorbenen soll es sich um 29 Menschen handeln, die infolge des Hamas-Überfalls verschleppt wurden.
Bei zwei weiteren Menschen soll es sich um Soldaten handeln, die bereits 2014 verschleppt wurden. Eigentlich ging die israelische Regierung davon aus, dass sich noch 136 Menschen in den Fängen der Hamas befinden.
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Israel: Positive Antwort der Hamas
Derweilen geht das Ringen um die Freilassung der Überlebenden weiter. Mit Spannung wurde eine Reaktion der Hamas auf einen Vorschlag der internationalen Vermittler erwartet. Nun scheint ein Deal in greifbarer Nähe: „Wir haben von der Hamas eine positive Antwort erhalten, sie beinhaltet mehrere Vorbehalte, aber ist im allgemeinen positiv“, sagte der katarische Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani am Dienstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit US-Außenminister Antony Blinken in Doha.
In einer Erklärung, die sie auf ihrem Telegram-Kanal veröffentlichte, teilte die Hamas mit, dass sie und ihre Verbündeten mit dem Vermittlungsvorschlag „in positivem Geiste“ umgegangen seien. Die Vereinbarung müsse aber zu einem vollständigen und umfassenden Waffenstillstand, einer Beendigung der Blockade des Gazastreifens, dem Wiederaufbau des vom Krieg zerstörten Küstengebiets und der vollständigen Freilassung palästinensischer Gefangener führen.
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Joe Biden: „Es gibt etwas Bewegung“
Blinken sagte in Doha, dass man die Antwort der Hamas studiert und an Israel weitergeleitet habe. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu teilte am Dienstagabend mit, dass Katar die Antwort der Hamas an den Auslandsgeheimdienst Mossad weitergeleitet habe. „Ihre Einzelheiten werden von den Offiziellen, die an den Verhandlungen beteiligt sind, gründlich ausgewertet“, hieß es in der Mitteilung.
US-Präsident Joe Biden kommentierte die Entwicklung am Dienstag in Washington mit den Worten: „Es gibt etwas Bewegung.“ Es habe eine Reaktion von der Hamas gegeben, sie scheine aber „ein wenig übertrieben zu sein“. Katar, Ägypten und die USA bemühen sich seit mehreren Wochen intensiv darum, eine Waffenruhe herbeizuführen und die Freilassung von mehr als 130 israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas zu erreichen.
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Rahmenabkommen sähe längere Feuerpause vor
Bei dem Vorschlag der Vermittler handelt es sich nach Medienberichten um ein mehrstufiges Rahmenabkommen, das eine längere Feuerpause vorsieht, aber mehrere wichtige Einzelheiten offen lässt. In der ersten Phase soll die Hamas drei Dutzend weibliche, ältere männliche und verletzte Geiseln freilassen. Während der Waffenruhe sollen dann Israel und Hamas über die Vermittler weiter verhandeln, um die Freilassung aller Geiseln in der Gewalt der Hamas zu erreichen.
Wichtige Einzelheiten lässt der vorgeschlagene Deal offen – sie müssen noch im Verlauf weiterer Verhandlungen geklärt werden. So wurde noch keine Anzahl für die Freilassung palästinensischer Häftlinge durch Israel ausgehandelt.
Im Laufe der bisher einzigen Vereinbarung dieser Art hatte Israel im November 240 palästinensische Gefangene, allesamt Frauen und Jugendliche, im Gegenzug für 105 Geiseln der Hamas, unter ihnen 14 deutsche Staatsbürger, freigelassen. Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt haben.
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