Berlin. Die Klimakrise eskaliert, die Emissionen steigen weiter – doch es gibt auch positive Nachrichten. Eine kommt ausgerechnet aus China.

2023 war das heißeste Jahr, das jemals auf der Erde gemessen wurde. Zahlreiche Klimakatastrophen haben gezeigt, was die menschengemachte Erwärmung der Erde bedeutet. Und doch gibt es auch gute Nachrichten aus dem Kampf gegen den Klimawandel. Wir erklären fünf Entwicklungen, die Hoffnung machen.

Erstens: Die Erneuerbaren Energien boomen

Die globale Energiewende nimmt Geschwindigkeit auf. Getrieben durch die niedrigen Kosten von Photovoltaik und die hohen Kosten für fossile Energien boomen die Erneuerbaren Energien. Die Internationale Energieagentur IEA veranschlagte Mitte des Jahres einen „nie dagewesenen“ Zuwachs von 440 Gigawatt erneuerbarer Kapazität für 2023.

Den mit Abstand größten Anteil an dieser Entwicklung hat dabei China. Die Volksrepublik ist nach Angaben der IEA schon 2023 für 55 Prozent des Ausbaus verantwortlich, 2024 geht die Agentur sogar davon aus, dass in China 70 Prozent aller neuen Windkraftanlagen auf See, 60 Prozent von Windkraftanlagen an Land und die Hälfte aller neuen Solarprojekte entstehen. Insgesamt rechnet die IEA damit, dass Erneuerbare Energien weltweit Ende 2024 eine Kapazität von 4500 Gigawatt erreichen. Das entspräche grob der gesamten Kapazität in den USA und China zusammen.

FaktDefinition
BrennstofftypBiogas ist ein Gemisch aus Methan und Kohlendioxid sowie anderen Gasen – es entsteht durch die Vergärung von Biomasse.
KlimaneutralBiogas ist ein erneuerbarer Brennstoff – er wird größtenteils aus organischen Abfällen und nachwachsenden Rohstoffen produziert.
CO2-NeutralBiogas ist nahezu CO2-neutral – die bei der Verbrennung freigesetzte Menge an CO2 entspricht ungefähr der Menge, die Pflanzen während ihres Wachstums aus der Atmosphäre aufgenommen haben.
EnergieeffizienzModerne Gasheizungen mit Brennwerttechnik sind sehr energieeffizient und erreichen Wirkungsgrade von über 90 Prozent.
VersorgungssicherheitDie Versorgungssicherheit ist von der lokalen Verfügbarkeit und Infrastruktur für Biogas abhängig – in einigen Regionen kann die Versorgung durch Biogasnetze oder lokale Biogaserzeugungsanlagen gewährleistet werden.
UmweltauswirkungenDie Nutzung von Biogas reduziert die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und kann zur Verringerung der Treibhausgasemissionen beitragen. Allerdings hat die Produktion von Biogas auch Umweltauswirkungen – etwa auf die Landnutzung.
KostenDie Kosten für Biogas können je nach Region und Anbieter variieren. Die Kosten sind oft höher als für Erdgas – aber es können Fördermittel und steuerliche Vorteile zur Verfügung stehen.

Der Ausbau wirkt sich auch auf die Nachfrage nach fossilen Energien aus: Zum ersten Mal überhaupt prognostiziert die IEA für 2026 einen Rückgang in der weltweiten Nachfrage nach Kohle, und begründet das mit dem rapiden Ausbau von Wind, Solar und anderen erneuerbaren Formen der Energieerzeugung. Auf der Weltklimakonferenz in Dubai haben sich die teilnehmenden Staaten darauf geeinigt, die weltweite Kapazität von Erneuerbaren bis 2030 zu verdreifachen. Nach Einschätzung von Experten und Expertinnen ist das ehrgeizig, aber zu schaffen.

Zweitens: Die Amazonas-Abholzung geht zurück

Der Amazonas-Regenwald ist ein wichtiges Ökosystem, nicht nur für Südamerika, sondern auch für das globale Klimasystem. Und er ist akut bedroht, durch Auswirkungen des Klimawandels und Rodung. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, der Anfang 2023 sein Amt übernahm, und seine Umweltministerin Marina Silva, haben den Schutz des Waldes zu einer Priorität erklärt und die Umweltbehörde, die unter Lulas Vorgänger ausgehöhlt worden war, deutlich gestärkt.

Die Zeit für wirksamen Klimaschutz wird knapp. Doch es bewegt sich etwas.
Die Zeit für wirksamen Klimaschutz wird knapp. Doch es bewegt sich etwas. © iStock | istock

Das zeigt Wirkung: Im November 2023 etwa meldete die brasilianische Raumforschungsbehörde INPE, dass nach Auswertung von Satellitendaten in diesem Monat 201 Quadratkilometer Regenwald zerstört wurden – ein Rückgang um 64 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat und der niedrigste Wert seit Beginn der Auswertungen 2015. Auf der Weltklimakonferenz in Dubai hatte Lula bekräftigt, Entwaldung in Brasilien bis 2030 vollständig stoppen zu wollen. Schon jetzt sei seiner Regierung ein Rückgang um 50 Prozent gelungen.

Auch Nachbarland Kolumbien meldet Erfolge. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist die Entwaldung laut dem kolumbianischen Umweltministerium in den ersten neun Monaten von 2023 um 70 Prozent zurückgegangen. Trotzdem steht der Amazonas-Regenwald weiterhin extrem unter Druck. Forschende sehen das System nahe an einem Kipppunkt, der nicht umkehrbare Veränderungen mit sich bringen würde.

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Drittens: Die E-Mobilität nimmt endlich Fahrt auf

2020 waren weltweit noch weniger als fünf Prozent der verkauften Autos elektrisch angetrieben, 2022 waren es schon 14 Prozent. Und auch für 2023 gehen Expertinnen und Experten davon aus, dass der steile Aufwärtstrend in der Jahresbilanz weiter sichtbar sein wird. Getrieben wird die Dynamik vor allem von China, wo zuletzt jeder vierte Neuwagen ein E-Auto war. Zählt man Hybrid-Modelle dazu, ist ihr Anteil noch größer.

Vor allem China sorgt dafür, dass es immer mehr Neuwagen mit Elektro-Antrieb gibt.
Vor allem China sorgt dafür, dass es immer mehr Neuwagen mit Elektro-Antrieb gibt. © DPA Images | Henning Kaiser

Neben China sind Elektroautos vor allem in Europa und den USA verbreitet, doch auch in Ländern wie Indien und Thailand wächst ihr Marktanteil, wenn auch von einem niedrigeren Niveau aus. In Deutschland befürchtet die Autobranche Rückschritte durch den Wegfall des Umweltbonus. Die Ampelkoalition hat 15 Millionen E-Autos auf den Straßen als Ziel für 2030 ausgegeben.

Viertens: Klimaschädliches Methan rückt in Fokus

Nicht nur CO in der Atmosphäre sorgt dafür, dass die globale Durchschnittstemperatur immer weiter steigt. Auch Methan trägt erheblich zur Erderhitzung bei: Das Gas hält sich zwar kürzer in der Atmosphäre als Kohlenstoffdioxid, hat aber eine viel stärkere Erwärmungswirkung. Um die Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, wie es das Pariser Abkommen vorsieht, müssen deshalb auch Methan-Emissionen deutlich sinken.

Schon bei der Weltklimakonferenz in Glasgow haben deshalb die USA und die EU als große Emittenten das Global Methane Pledge (GMP) ins Leben gerufen, eine Vereinbarung, die Methan-Emissionen bis 2030 weltweit um 30 Prozent zu senken (verglichen mit dem Niveau 2020). In Dubai hat diese Initiative nun neuen Schwung bekommen, inzwischen haben sich mehr als 150 Staaten der Initiative angeschlossen.

Fünftens: Die Gesellschaft schaut genauer hin

In einem Bericht hat die Denkfabrik NewClimate Institute analysiert, welche Entwicklungen seit dem Pariser Klimaabkommen 2015 Hoffnung machen, dass ein Wandel hin zur Klimaneutralität gelingen kann. Die Expertinnen und Experten nennen unter anderem das deutlich gestiegene Bewusstsein für das Problem und mehr Wissen über den Klimawandel. Das bildet sich zum Beispiel ab in deutlich mehr Berichterstattung über die Klimakrise in Medien als noch vor zehn Jahren.

Im globalen Norden dominiert dabei laut NewClimate Institute mehr Berichterstattung über Erkenntnisse der Klimawissenschaft, im globalen Süden geht es häufiger um den Zusammenhang zu wirtschaftlicher Entwicklung, gesellschaftlichen Veränderungen und den Auswirkungen auf Menschen. Als eine Folge des gestiegenen Bewusstseins nennt das Autorenteam Klimaschutzproteste in vielen Teilen der Welt.