Berlin. Israels Armee nimmt wohl immer wieder terrorverdächtige Palästinenser für Verhöre fest. Betroffene äußern scharfe Kritik am Vorgehen.
Immer wieder nimmt Israels Armee eigenen Angaben zufolge Terrorverdächtige im Gazastreifen zeitweise fest und bringt sie für Verhöre nach Israel. Palästinenser, die davon betroffen waren, haben nun das Verfahren und die Verhörmethoden Israels heftig kritisiert. Er sei in den vier Wochen seiner Haft gefoltert worden, sagte ein Anwohner des Gazastreifens namens Brahim.
Israels Armee hingegen wies die Vorwürfe zurück. Man nehme die Personen vorübergehend fest und verhöre sie. Unbeteiligte würden schließlich wieder freigelassen. Misshandlungen gebe es dabei nicht: „Die inhaftierten Personen werden im Einklang mit dem Völkerrecht behandelt.“
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Gefangene sollten sich wohl immer wieder ausziehen
Das sieht Brahim, der aus Beit Lahia kommt, nicht so. Auf dem Weg nach Israel seien ihm und Dutzenden anderen Menschen aus seiner Nachbarschaft die Augen verbunden und die Hände gefesselt worden, berichtete er weiter. Die Palästinenser hätten auf der Fahrt mit einem Militärlastwagen zudem die Köpfe senken müssen. „Wir wussten nicht, ob wir getötet werden oder was die Armee mit uns machen wird.“ Brahim habe sich dabei auch große Sorgen um seine Frau und seine Kinder gemacht. Er und andere Gefangene hätten sich auch immer wieder ausziehen müssen.
Die Armee erklärte zu den Vorwürfen: „Oft ist es für Terrorverdächtige erforderlich, ihre Kleidung abzugeben, damit diese durchsucht werden und sichergestellt werden kann, dass sie keine Sprengwesten oder andere Waffen verbergen.“ Die Kleidung werde den Inhaftierten nicht sofort zurückgegeben, da der Verdacht bestehe, dass darin etwa Messer versteckt sein könnten. „Sofern möglich, erhalten die Inhaftierten ihre Kleidung zurück.“
Erst nach mehreren Wochen zurück in den Gazastreifen gebracht
Die israelischen Beamten, die ihn auf Arabisch verhört hätten, hätten ihm Hunderte Fragen über die Hamas, ihre Anführer, Aktivitäten sowie die Tunnel im Gazastreifen gestellt, sagte Brahim weiter. „Im Verhörraum wurde ich verschiedenen Arten physischer und psychischer Folter ausgesetzt.“ Er habe zwar seine Unschuld beteuert. Mitunter sei er beschuldigt worden, zu lügen und sei auch oft geschlagen worden.
Nach mehreren Wochen habe die israelische Armee ihn zurück in den Gazastreifen gebracht. Auf der Rückfahrt hätten Soldaten ihn ebenfalls geschlagen und ihm gedroht, ihn bald umzubringen. Alle Angaben Brahims ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
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Laut Israel mehr als 700 Mitglieder der Hamas festgenommen
Eine 39 Jahre alte Mutter von fünf Kindern aus der Stadt Gaza wurde eigenen Angaben ebenfalls in Gefangenschaft in Israel misshandelt. „Männer und Frauen der israelischen Armee schlugen mir überall auf den Körper“, sagte Hind, die ihren Nachnamen nicht nennen wollte, der dpa. Sie sei von israelischen Einsatzkräften über ihre Nachbarn befragt worden. „Sie wissen sehr genau, dass ich mich nicht politisch betätige, aber sie haben mich und alle anderen Inhaftierten absichtlich gedemütigt“, sagte sie. Während ihrer drei Wochen in israelischer Haft hätten sich Häftlinge auch darüber beklagt, kein Zugang zu Nahrung, Wasser und Toiletten zu haben. Auch diese Angaben konnten nicht unabhängig verifiziert werden.
Israels Armee hatte am Samstag mitgeteilt, bislang insgesamt mehr als 700 Mitglieder von Terrororganisationen aus dem Gazastreifen für Verhöre festgenommen zu haben. Aufnahmen von nur mit Unterhosen bekleideten palästinensischen Gefangenen im Gazastreifen hatten jüngst Besorgnis über Israels Festnahmeverfahren ausgelöst und Fragen über mögliche Rechtsverletzungen oder erniedrigende Behandlung aufgeworfen.
Israel hat nach eigenen Angaben am Sonntag ihre Offensive gegen die radikalislamische Hamas im südlichen Gazastreifen wieder verstärkt. Nach der Stadt Gaza „schwenken wir nach Süden und wir konzentrieren unsere Hauptoperationen auf eine andere Bastion der Hamas, Chan Junis“, sagte der israelische Militärsprecher Jonathan Conricus dem US-Sender Fox News. Die Kämpfe im Norden würden weitergehen, „vielleicht mit einer geringeren Intensität“.