Kiew. Überraschend ist Boris Pistorius in der Ukraine eingetroffen. Dem angegriffenen Land sagt er weiter Hilfe zu – und womöglich noch mehr.
Ohne vorherige Ankündigung seiner Reisepläne ist Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Dienstagmorgen in der Ukraine eingetroffen. „Ich freue mich, wieder da zu sein“, sagte Pistorius bei seiner Ankunft am Bahnhof in Kiew am frühen Dienstag, wo er vom deutschen Botschafter Martin Jäger begrüßt wurde. Es ist die zweite Reise des deutschen Verteidigungsministers in die Ukraine seit seinem Amtsantritt im Januar.
Mit seinem Besuch wolle der Minister Deutschlands Unterstützung für die bekräftigen, hieß es aus dem Verteidigungsministerium. Diese scheint auch bitter nötig: Zuletzt hatte Russland seine Luftangriffe auf ukrainische Städte und Infrastruktur verstärkt. So stand Kiew am Wochenende unter massivem nächtlichen Drohnenbeschuss. Zentrale Themen der Reise sind laut der Mitteilung die Ausbildung ukrainischer Soldaten und die Militärhilfe.
- Kriegsmaterial: Gehen Russland im Ukraine-Krieg die Panzer aus?
- Teure Produkte: Russen kaufen westliche Waren, die in Kiew niemand will
- Rüstungsmesse: Panzer, Drohnen – und die Rakete, die uns vor Putin rettet
- Militärexperte: Masala: „Auf der Krim hat die Ukraine jetzt die Initiative“
In Kiew ist ein Gespräch mit dem ukrainischen Verteidigungsminister Rustem Umerow geplant. Er sei in der Ukraine, um Deutschlands „Solidarität und tiefe Verbundenheit und auch unsere Bewunderung für den mutigen, tapferen und verlustreichen Kampf, der hier geführt wird“ zu zeigen, erklärte Pistorius bei einer Kranzniederlegung am Maidan-Platz. Dort hatten vor zehn Jahren die pro-europäischen Proteste begonnen, die schließlich zur Absetzung des prorussischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch führten.
Verteidigungsminister in Kiew: „Solidarität und tiefe Verbundenheit“
„Vor zehn Jahren sind wir Augenzeugen, Zeitzeugen geworden, dessen, was hier passiert ist und was bis heute nachwirkt“, erklärte Pistorius. „Heute kämpfen seit fast eindreiviertel Jahren die Ukrainerinnen und Ukrainer wieder um ihre Freiheit, in diesem Fall gegen einen Angreifer von außen.“
In der Ukraine gab es zuletzt Befürchtungen, dass durch den Krieg Israels gegen die Hamas die Aufmerksamkeit für den eigenen Krieg gegen Russland und damit auch die westliche Unterstützung für Kiew nachlassen könnte. Dem widersprechend hatte Pistorius erst vor kurzem betont, dass sich Deutschland gegenüber der Ukraine in der Pflicht sehe. Auch bei seinem Besuch betonte er noch einmal, er sei gekommen, „um weitere Unterstützung zuzusagen“.
Ukraine fürchtet nachlassende Hilfe – Pistorius verspricht Gegenteil
Trotz der Eskalation im Nahen Osten werde Deutschland „nicht aufhören, die Ukraine zu unterstützen“, versprach der Verteidigungsminister. „Dieser Krieg wird nicht in Vergessenheit geraten.“ Die Bundesregierung hat indes für das kommende Jahr eine Erhöhung der geplanten Militärhilfen für die Ukraine von vier Milliarden auf acht Milliarden Euro angekündigt. Zudem wurde Ende Oktober ein drittes Luftabwehrsystem an das Land geliefert. Ein weiteres soll als Teil des deutschen „Winterpakets“ für die Ukraine noch bis Jahresende folgen. (nfz/dpa/afp)
Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt
- Historie: Liegt der Grund für den Ukraine-Krieg in der Geschichte?
- Putins Ziele: Warum Russland die Ukraine angegriffen hat
- Präsident: Wolodymyr Selenskyj ist Putins Feind Nr. 1
- Verteidigungsbündnis: Die Nato einfach erklärt – Warum sie für Putin ein Ärgernis ist