Berlin. Die Anzeichen für eine Bodenoffensive im Gazastreifen verdichten sich. “Wir werden den Nahen Osten verändern“, droht Israels Premier.
Die Gefahr, dass Israel in einen Zwei-Fronten-Krieg hineingezogen wird, wächst. Die israelische Armee griff am Montag mit Kampfhubschraubern Ziele im Libanon an. Das teilte das Militär mit. Soldaten hatten zuvor nach eigenen Angaben mehrere bewaffnete Verdächtige erschossen, die vom nördlichen Nachbarland aus nach Israel vorgedrungen waren. Nach israelischen Medienberichten kam es zu Schusswechseln. Das israelische Fernsehen berichtete, Einwohner im Norden des Landes seien angewiesen worden, in Schutzräumen zu bleiben.
Die eng mit dem Iran verbündete Schiitenorganisation Hisbollah dementierte eine Beteiligung an dem Vorfall. Sicherheitskreise im Libanon vermuten, dass militante Palästinenser hinter dem Angriff auf Israel stehen. Hisbollah hatte am Sonntag die Verantwortung für einen Raketenbeschuss aus dem Südosten Libanons auf israelisches Grenzgebiet übernommen.
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Nach den massiven Attacken der radikalislamischen Hamas am Sonnabend auf Israel verdichten sich die Anzeichen für eine israelische Bodenoffensive in den Gazastreifen. Laut einem Artikel der amerikanischen Nachrichten-Webseite Axios sagte Israels Premier Benjamin Netanjahu bei einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden am Sonntag, dass sein Land keine andere Wahl als eine Bodenoffensive habe. "Wir müssen reingehen", habe Netanjahu erklärt.
Israels Bodenoffensive in den Gazastreifen steht bevor
Ähnlich berichtete die "Washington Post". Demnach äußerten US-Regierungsbeamte am Sonntag, sie erwarteten innerhalb von 24 bis 48 Stunden eine Bodenoffensive Israels in den Gazastreifen. Netanjahu hatte bereits eine harte Gegenreaktion angekündigt. "Wir werden den Nahen Osten verändern", sagte der Premier laut einer Mitteilung den Repräsentanten israelischer Ortschaften im Süden des Landes am Montag. "Was die Hamas erleben wird, wird hart und fürchterlich sein." Er fügte hinzu: "Wir sind erst am Anfang."
Auch der Militärexperte Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) rechnet mit einer Bodenoffensive. "Mein Eindruck ist: Die israelische Regierung steht nach dem einzigartigen Terrorangriff unter einem so großen Druck, dass sie sich veranlasst sieht, etwas Außergewöhnliches zu machen. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass eine Bodenoffensive kommen wird", sagte Mölling unserer Redaktion. Die Opferzahlen von mehr als 700 Toten und über 2400 Verletzten seien hoch, die Kritik an der Regierung nehme zu.
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Allerdings würde Israel bei einer "Bodenoffensive samt Häuserkampf hohe eigene Verluste und die Ermordung von rund 100 Geiseln riskieren", so Mölling. Eine Bodenoffensive müsse nicht unbedingt in eine "volle Intervention im Gazastreifen" münden. "Möglicherweise wird versucht, mit Spezialkräften zentrale Figuren der Hamas zu töten oder gefangenzunehmen, die Kommando-Struktur zu zerstören und die Finanzierungsquellen der Terror-Organisation trockenzulegen."
Israel mobilisiert 300.00 Reservisten – so viele wie nie
Israels Armee mobilisierte rund 300.000 Reservisten. Das ist die größte Mobilisierung in der Geschichte des Landes in so kurzer Zeit. Das israelische Kabinett hatte zuvor den Kriegszustand erklärt. Vor der Südgrenze des Gazastreifens wurden Tausende israelische Soldaten und eine große Zahl von Panzern zusammengezogen.
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Die israelische Regierung ordnete am Montag eine komplette Abriegelung des Gazastreifens an. Verteidigungsminister Joav Galant erklärte, er habe eine entsprechende Anweisung erteilt. "Es wird keinen Strom, keine Lebensmittel und keinen Treibstoff geben." Man habe es mit Barbaren zu tun und werde dementsprechend handeln.
Israel: Armee reagiert mit Luftangriffen
Nach dem verheerenden Groß-Angriff der Hamas reagierte die israelische Armee zunächst mit Luftschlägen gegen Ziele im Gazastreifen, bei denen nach palästinensischen Angaben bisher 493 Menschen starben. Man habe unter anderem ein Gebäude angegriffen, in dem Angehörige der Hamas untergebracht waren, teilten die israelischen Streitkräfte mit. Zugleich seien mehrere Kommandozentralen der Hamas attackiert worden.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben in den von der Hamas angegriffenen Orten im Grenzgebiet zum Gazastreifen wieder die Kontrolle. Allerdings könnten sich noch "Terroristen" in der Region aufhalten, betonte Armeesprecher Daniel Hagari.
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