Berlin. Nicht nur aus Gaza, auch aus dem Libanon wird Israel nunmehr angegriffen – dort operiert die Hisbollah. Es droht ein Zweifronten-Krieg.
Nach dem massiven Raketenhagel der radikalislamischen Hamas am Samstag wurde Israel am Sonntag auch aus dem Norden angegriffen. Die vom Iran unterstützte schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon erklärte, sie habe „eine große Anzahl von Artilleriegranaten und Lenkraketen“ auf israelische Stellungen an der Grenze abgefeuert. Die Schüsse seien „aus Solidarität“ mit dem Großangriff der Hamas abgefeuert worden, hieß es.
Die israelische Armee reagierte nach eigenen Angaben mit Artilleriefeuer auf den Beschuss aus dem Südlibanon. Die Hisbollah verfügt nach Angaben des israelischen Militärs über mehr als 100.000 Kurz- und Mittelstreckenraketen aus dem Iran. Die Flugkörper wurden über den Irak und Syrien in den Libanon transportiert. Teheran bezeichnet diese Länder als Teil der „Achse des schiitischen Widerstandes“ gegen Israel.
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Die sunnitische Palästinenser-Organisation Hamas hatte am Sonnabend mit Raketenangriffen vom Gazastreifen aus einen neuen Krieg gegen Israel gestartet. Die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Palästinensergruppe feuerte nach eigenen Angaben über 5000 Raketen bei ihrer „Operation Al-Aksa-Flut“ auf Israel ab. Gleichzeitig drangen ihre Kämpfer zu Fuß, mit Fahrzeugen, Booten und sogar mit motorisierten Gleitschirmfliegern auf israelisches Territorium vor.
Israel wird angegriffen: Hisbollah vom Iran finanziert und aufgerüstet
Nach Angaben des israelischen Gesundheitsministeriums wurden bei den Angriffen mehr als 300 Menschen getötet, darunter 26 Soldatinnen und Soldaten. Es habe über 1600 Verletzte gegeben. Hamas-Kämpfer nahmen israelische Zivilisten und Soldaten als Geiseln oder verschleppten sie in den Gazastreifen. In acht Städten im Umfeld des Gazastreifens wurden Kämpfe gemeldet.
Die israelische Armee evakuiert angesichts des Kriegs mit der im Gazastreifen herrschenden Hamas die israelischen Ortschaften im Grenzgebiet. Tausende von Menschen sollten an andere Orte in Israel gebracht werden, sagte der israelische Armeesprecher Richard Hecht am Sonntag. Die Armee erklärte das Gebiet um den Küstenstreifen herum zum Sperrgebiet.
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Gefahr für Israels Existenz ist real
Es gebe noch acht Punkte im Süden des Landes, wo nach möglichen Angreifern gesucht werde, sagte Hecht. Der Sperrzaun zum Gazastreifen sei an 29 Stellen durchbrochen worden, diese seien inzwischen alle unter Kontrolle. Bei Zusammenstößen mit der israelischen Armee wurden am Sonnabend im Westjordanland in mehreren Orten sechs Palästinenser getötet – darunter ein 13 Jahre alter Junge, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah mitteilte.
Die Hisbollah, deren politischer Arm im Libanon den Ton angibt, wird vom Iran finanziert und aufgerüstet. Beide haben die gleichen strategischen Interessen: die Vernichtung Israels und die Schaffung eines Palästinenserstaats.
Würde die Hisbollah ihr gesamtes Arsenal gegen den südlichen Nachbarn einsetzen und die Hamas gleichzeitig einen Großangriff wie am Sonnabend starten, wäre Israel ernsthaft bedroht. Die Raketenabwehr „Iron Dome“ könnte nur begrenzt helfen. Das Risiko eines massiven israelischen Gegenschlags und einer militärischen Eskalation bis hin zu einer Involvierung des Irans wäre hoch.
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