Berlin. Abgekämpft, frustriert, ohne Reserven an Munition und Soldaten: Warum Wladimir Putins Frontkämpfer in der Süd-Ukraine unter Druck sind.
Seit acht Wochen sind sie pausenlos an der Front. Heftige Gefechte, schwerste Verluste, Todesängste in den Schützengräbern. Eine Rotation wäre überfällig. Doch die russischen Soldaten an der Front im Süden der Ukraine müssen weiter machen – immer weiter. Fehlen den Truppen von Kremlchef Wladimir Putin die Reserven? Das glaubt zumindest der britische Geheimdienst. Und es ist nicht das einzige Alarmzeichen.
In seinem täglichen Update auf Twitter nennt der Geheimdienst zwei weitere Schwachstellen: den Mangel an Munition und Probleme bei der Sicherung der Flanken der eigenen Einheiten. Kurzum: die Russen – kampfmüde und zermürbt?
Der britische Geheimdienst ist gewiss nicht neutral; da mag schon mal der Wunsch Vater der Analyse sein. Fakt ist aber, dass auch der Oberbefehlshaber der just im Süden der Ukraine stationierten russischen 58. Armee, Iwan Popow, Missstände angeprangert hat. Insbesondere kritisierte er Versäumnisse bei der Abwehr gegen die ukrainische Artillerie. Ähnliche Klagen kannte man schon von der Söldnergruppe Wagner.
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Zerstörung russischer Logistik hat Erfolg
Solche Kritik wird in Russland nicht mehr toleriert. Die Zurückhaltung der lange Zeit erstaunlich aufmüpfigen Militärblogger sowie Verhaftungen und Ablösungen deutet darauf hin, dass Kritik nicht mehr akzeptabel ist. Das amerikanische Institute for the Study of War sieht einen "bemerkenswerten Wendepunkt in der russischen Berichterstattung über den Krieg."
Keine Munition für die militärische Spezialoperation? Darf natürlich nicht sein. Nach offizieller Lesart lässt Putin gerade die Waffenindustrie neu ankurbeln.
Christian Mölling, Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, traut solchen Meldungen nicht. "Ich bin sehr zurückhaltend, die Zahlen zu glauben", sagte er dem "Stern". Nicht zuletzt müsse man im Auge haben, was an der Front tatsächlich ankomme. Schon in der Vergangenheit habe sich die Ukraine auf die Zerstörung der russischen Logistik konzentriert. "Was nützt die ganze Munition, wenn sie an der Front nicht ankommt?"
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Mangel an Munition und an Soldaten
Für die russischen Soldaten im Ukraine-Krieg ist es frustrierend, wenn sie sich wehren wollen, aber nicht können, weil ihnen die Mittel dazu fehlen. Laut britischem Geheimdienst konzentrieren sich die heftigen Kämpfe im Süden auf zwei Sektoren. Südlich von Orichiw richteten sich die Angriffe der Ukrainer auf die 58. Kombinierte Waffenarmee (58 CAA), die höchstwahrscheinlich kampfmüde – weil dauernd im Einsatz – sei.
Teile der 5. kombinierten Armee stünden wahrscheinlich unter besonderem Druck und hätten wohl das Gefühl, dass eine Rotation aus der Frontlinie längst überfällig sei. Zu den allgemeinen Problemen der russischen Kommandeure im gesamten Süden gehörten neben dem Mangel an Artilleriemunition und an personellen Reserven Probleme bei der Sicherung der Flanken der Einheiten in der Verteidigung gegen die ukrainische Offensive, wie der britische Geheimdienst mutmasst. Pfeift Putins Armee also aus dem letzten Loch?
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