Berlin. Zum dritten Mal binnen weniger Wochen wurden auf hochrangige russische Offiziere im Ukrainekrieg Anschläge verübt. Was dahinter steckt.
Russlands Generalität ist verunsichert. Sie ist unzufrieden mit dem Verlauf des Ukraine-Krieges. Wegen Kritik wurde jetzt der Oberbefehlshaber der russischen Armee im Süden entlassen, Iwan Popow. Die Generäle dürften sich allerdings auch persönlich unsicher fühlen.
Denn die Ukraine nimmt sie gezielt ins Visier. Allein in den letzten Wochen sind drei hochrangige Offiziere getötet worden, seit Beginn des Ukraine-Krieges schätzungsweise ein Dutzend Generäle. Das muss Armeechef und Oberbefehlshaber Waleri Gerassimow beunruhigen. Lesen Sie auch: Neuer Kommandeur: Wie Putin seine Generäle verschleißt
U-Boot-Kapitän beim Joggen erschossen
Mitte Juni kam der Stabschef der 35. Russischen Armee, Generalmajor Sergej Gorjatschew, bei einem Raketenangriff nahe Saporischschja ums Leben. Vor ein paar Tagen wurde der russische Kapitän Stanislaw Rschizki Opfer eine Racheaktion. Auch interessant: Putin droht Blamage – Nimmt die Ukraine Revanche in Bachmut?
Er hatte das U-Boot "Krasnodar" befehligt, das Marschflugkörper auf zivile Ziele in ukrainischen Städten abgefeuert hatte. Rschizki wurde beim Joggen erschossen.
Bei ihm hatte es der ukrainische Militärgeheimdienst leichtes Spiel. Er soll seine tägliche Laufstrecke auf sozialen Netzwerken geteilt. Auf Twitter wird über eine verhängnisvolle Leichtsinnigkeit spekuliert; darüber, dass er über eine Fitness-App aufgespürt werden konnte.
Sein Beispiel zeigt, dass die Offiziere sich auch in Russland, hinter der Front, nicht sicher sein können. Das gilt erst recht in den russisch besetzten Gebieten in der Ukraine, wo der Kiewer Geheimdienst über viele Informanten verfügt.
Ukraine schlägt vermehrt hinter der Front zu
Der jüngste Schlag gelang der Ukraine in der Nacht zum Dienstag in Berdjansk am Asowschen Meer, einen traditionellen Badeort. In einem der Ferienhotels war wohl der Stab der 58. Armee untergekommen.
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Genau hier schlug eine ukrainische Rakete ein und riss unter anderen offenbar den 51 Jahre alten stellvertretenen Kommandanten in den Tod, Generalmajor Oleg Zokow. Offiziell wurde die Nachricht in Moskau nicht bestätigt, wohl aber auf mehreren Kanälen.
Die Taktik der "tausend Bienenstiche"
Sehr zum Verdruss von Kremlchef Wladimir Putin beliefern einige westliche Partner die Ukraine mit Raketen oder Marschflugkörpern mit einer Reichweite von bis zu 250 Kilometern, vornehmlich Großbritannien und künftig wohl auch Frankreich.
Mit diesen Waffen können die ukrainischen Streitkräfte die Logistik, die Nachschubwege, aber auch hochrangige Militärs Russlands hinter der Frontlinie angreifen. "Mit Angriffen auf Kommandoposten rauben wir den Russen die Möglichkeit, Entscheidungen im Feld zu treffen", sagte Michailo Podoljak in einem Interview, ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Podoljak nennt es die Taktik der "tausend Bienenstiche". Auch interessant: Nadelstich-Taktik: Ukraine will russische Front durchlöchern
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