Berlin. Militärexperte Gressel glaubt, dass Teile der russischen Armee mit Wagner kollaborieren. Die Ukraine könne vom Aufstand profitieren.
War mit dem Aufstand von Jewgeni Prigoschin und der Söldner-Truppe Wagner zu rechnen? Was kann er für Folgen haben? Militärexperte Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations (ECFR) gibt Antworten und glaubt, dass Teile des russischen Militärs mit der Wagner-Truppe kollaborieren und erklärt, warum Prigoschin diese Meuterei wohl nicht überleben wird.
Herr Gressel, die Wagner-Söldner haben offenbar problemlos Rostow eingenommen, den Sitz Hauptquartiers des russischen Militärkommandos Süd. Wie ist das möglich?
Gustav Gressel: Es deutet alles darauf hin, dass Teile des russischen Militärs die Aktionen der Wagner-Gruppe dulden oder sogar mit ihnen kollaborieren. Allein können Prigoschin und seine Männer das nicht bewerkstelligen. Der Unmut in der Armee über die militärische Führung und den Verlauf des Krieges scheint sehr groß zu sein.
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Hätten Sie mit einem solchen Aufstand gerechnet?
Gressel: Der Zeitpunkt und das Ausmaß sind überraschend. Ich hätte so etwas für möglich gehalten, wenn die ukrainische Gegenoffensive große Erfolge erzielt hätte, wenn es also erhebliche Geländegewinne oder die Gefangennahme vieler russischer Soldaten gegeben hätte. Tatsächlich aber haben die russischen Streitkräfte die ukrainischen Angriffe verhältnismäßig gut abgewehrt und auf taktischer Ebene dazu gelernt.
Wird Prigoschin erfolgreich sein?
Gressel: Aus Putins Sicht muss Prigoschin jetzt sterben. Er hat sämtliche rote Linien überschritten. Ich denke, er wird bald tot sein.
Was bedeutet der Aufstand für den Verlauf des Krieges in der Ukraine?
Gressel: Die Streitkräfte der Ukraine könnten davon bei der Gegenoffensive profitieren. Das erinnert mich an die Situation im Jahr 1917, als das politische Chaos in Russland Österreich-Ungarn und Deutschland zu Durchbrüchen an der Ostfront verholfen hat.
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