Berlin/Wien. Nach der Staudamm-Sprengung beschuldigen sich Kiew und Moskau gegenseitig. Nun gibt es eine neue Theorie: War es ein Unfall der Russen?
- Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Ukraine hat fatale Folgen, insbesondere für die Umwelt
- Doch wer ist dafür verantwortlich, dass der Staudamm brach?
- Ein hochrangiger ukrainischer Beamte äußerte im Gespräch mit unserer Redaktion eine Vermutung
Nach Einschätzung eines hochrangigen Vertreters der ukrainischen Verwaltung in einer der von Russland besetzten Städte nahe des Kachowka-Staudamms ist der Dammbruch eher auf einen Unfall der Russen zurückzuführen als auf bewusste Sabotage. Der Ukrainer, der namentlich nicht genannt werden will, sagte unserer Redaktion, dass die Russen bereits im November 2022 die Auto- und die Eisenbahnbrücken über den Staudamm gesprengt hätten.
So sollte verhindert werden, dass die ukrainischen Truppen vom westlichen Ufer des Dnipro an das von Russland besetzte östliche Ufer gelangen konnten. Die Ukrainer hatten im Herbst Teile der Region Cherson sowie die gleichnamige Stadt befreit. Allerdings seien bei der Sprengung im November Kräne beschädigt worden, die zur Hebung der Schleusentore eingesetzt wurden.
Kachowka-Staudamm in der Ukraine: "Der Damm hielt"
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Die Schleusentore werden gelegentlich geöffnet, um das Wasser des Stausees im Falle eines stark gestiegenen Pegelstandes abzuleiten. „Vor etwa zwei Monaten, als die Frühjahrs-Flut kam, war der Pegelstand am höchsten – 16,5 Meter ist der vorgesehene Höchststand und es waren mehr als 17 Meter im Staubecken. Das Wasser floss über den Damm. Aber der Damm hielt“, so der Verwaltungsmann.
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Russen versuchten, Schleusentor des Kachowka-Staudamms zu sprengen
Da die Schleusentore nicht mehr gehoben werden konnten, habe sich der Stausee immer weiter gefüllt, betonte der ukrainische Verwaltungs-Repräsentant. Es habe die Gefahr einer Überflutung bestanden. Um das zu verhindern, hätten die Russen versucht, am Dienstagmorgen eines der Schleusentore zu sprengen. Dabei sei irrtümlich ein großer Teil des Staudamms in die Luft gejagt worden.
Fakten zum Kachowka-Staudamm | |
Lage | Ukraine |
Zuflüsse | Dnepr, Kinska, Basawluk |
Baujahr | 1950–1955 |
Höhe | 37 m (Mauer), 22 m (Damm) |
„Es kam zu einer Kettenreaktion“, erklärte der Verwaltungsvertreter. Durch die missglückte kontrollierte Sprengung seien auch Minen explodiert, die die Russen am Staudamm angebracht hätten. Infolge der starken Überflutungen seien auch russische Militärgüter an der östlichen Seite des Dnipro überschwemmt worden. Diese Theorie ist nicht unplausibel und würde erklären, warum sich Amerikaner und Briten mit Schuldzuweisung bislang noch bedeckt halten.
Häufig gestellte Fragen und Antworten zum Kachowka-Staudamm in der Ukraine
In welcher Region befindet sich der Kachowka-Staudamm?
Der Kachowka-Staudamm befindet sich in der Region Cherson im Süden der Ukraine.
Wann wurde der Kachowka-Staudamm gebaut?
Der Kachowka-Staudamm wurde 1956 am Fluss Dnipro erbaut. Während des Krieges zwischen Russland und der Ukraine im Jahr 2022 hatte der Staudamm eine strategische Bedeutung und wurde von russischen Truppen besetzt.
Welche Materialien wurden für den Bau des Kachowka-Staudamms verwendet?
Der Kachowka-Staudamm besteht zum Teil aus Beton und zum Teil aus Erde.
Welche Auswirkungen hatte die Besetzung des Staudamms auf die Wasserversorgung der Krim?
Nach der Besetzung des Kachowka-Staudamms öffneten die russischen Besatzer den Zufluss zum Nordkrimkanal wieder, um Wasser zur Krim zu leiten. Zuvor hatte die Ukraine den Wasserfluss nach der Annexion der Krim durch Moskau im Jahr 2014 gestoppt, was zu Problemen bei der Wasserversorgung auf der Halbinsel führte.
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Welche Rolle spielt das Wasserkraftwerk am Kachowka-Staudamm?
Das Wasserkraftwerk am Kachowka-Staudamm produziert Strom, der sowohl in das ukrainische Netz eingespeist wird als auch die russisch besetzten Gebiete versorgt. Die Kapazität des Wasserkraftwerks beträgt laut der Website des ukrainischen Betreibers Ukrgydroenergo 334,8 Megawatt.
Welche Bedeutung hat der Stausee des Kachowka-Staudamms?
Der Stausee des Kachowka-Staudamms hat eine große Wassermenge von 18 Milliarden Kubikmetern und versorgt unter anderem das russisch besetzte Kernkraftwerk Saporischschja mit Kühlwasser.