Berlin. Wissenschaftler beobachteten gefangene Schimpansen 1328-mal beim Urinieren – mit erstaunlichen Erkenntnissen, auch für uns Menschen.
Warum gehen Menschen oft gemeinsam auf Toilette? Wissenschaftler wollen einen der Gründe dafür in dem Verhalten von Schimpansen gefunden haben. Demnach neigen unsere nächsten Verwandten ebenfalls dazu, sich zusammen zu erleichtern. „Ansteckendes Pinkeln“ nennen die Forscher das Phänomen, das sie bei 20 in Gefangenschaft lebenden Schimpansen beobachtet haben.
So schließen sich die Menschenaffen ihren Artgenossen an, wenn diese anfangen zu urinieren. Zu diesem Ergebnis kamen die japanischen Forscher, nachdem sie über einen Zeitraum von 600 Stunden insgesamt 1,328 „Urinier-Events“ dokumentiert haben. Die Untersuchung veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift „Current Biology“.
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Evolutionäre Wurzeln: Warum gehen Menschen zusammen auf die Toilette?
„Bei Menschen kann gemeinsames Urinieren als soziales Phänomen angesehen werden“, sagt die Co-Autorin der Studie, Ena Onishi von der Universität Kyoto, in einem Statement. Sie zitiert auch ein italienisches Sprichwort: „Wer nicht in Gesellschaft pinkelt, ist entweder ein Dieb oder ein Spion.“
„Dieses Verhalten wird jahrhunderte- und kulturübergreifend in der Kunst dargestellt und taucht auch in modernen gesellschaftlichen Kontexten weiterhin auf“, erklärt Onishi. Ihre Forschung lege nahe, dass das Verhalten tiefe evolutionäre Wurzeln haben könnte.
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Ansteckendes Gähnen bei Menschen wird durch Empathie ausgelöst
Inspirieren ließ sich das Team durch das bei Menschen ansteckende Gähnen. Das sei nach aktuellem Forschungsstand vor allem ein Anzeichen von Empathie, das von Spiegelneuronen im Gehirn ausgelöst wird.
Ist es also Empathie, das auch die Schimpansen zum Gruppen-Pinkeln verleitet? Durch ihre Beobachtungen stellten die Forscher fest, dass Affen, die sich nah an einem pinkelnden Artgenossen befinden, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ebenfalls ihre Blase entleeren.
Für die Forscher dabei überraschend: Schimpansen, die in der Hierarchie niedrig stehen, pinkelten eher, wenn die anderen urinieren. Soziale Hierarchien beeinflussen das Urinieren, mit der Tendenz, dass das Verhalten in der Dominanzstruktur „herabfließt“.
Forscher wollen das Urinier-Verhalten anderer Tierarten studieren
„Das war ein unerwartetes und faszinierendes Ergebnis, da es vielfältige Interpretationsmöglichkeiten eröffnet“, kommentiert Co-Autor Shinya Yamamoto. So könne bei gleichzeitigen Gruppenaktivitäten eine versteckte Führungsdynamik eine große Rolle spielen. „Diese Ergebnisse werfen interessante Fragen über die sozialen Funktionen dieses Verhaltens auf.“
Es zeige sich, dass dieses scheinbar alltägliche und notwendige Verhalten von übersehener gesellschaftlicher Bedeutung sein könnte. Die Forscher wollen in weiteren Studien herausfinden, ob sich das Verhalten auch in anderen Tierarten nachweisen lässt.
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