Berlin. Bei Bauarbeiten für ein Hotel auf dem Gelände von „Karls Erdbeerhof“ haben Forscher erneut eine bedeutsame Entdeckung gemacht.

Bei einem Hotelbau auf „Karls Erdbeerhof“ in Döbeln (Sachsen) haben Forscher bei Ausgrabungen einen archäologischen Schatz entdeckt. Bereits bei den Bauarbeiten im Jahr 2021 wurde unter dem Gelände Überreste einer jungsteinzeitliche Siedlung gefunden. Laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung gibt es nun Hinweise darauf, dass an diesem Ort auch Menschen in der Bronzezeit lebten und dass die Siedlung deutlich größer war als bisher angenommen.

Grabungsleiter Thomas Lukas ist begeistert von dem Fund. Gegenüber der Zeitung sagte er: „Anhaltspunkte gab es bereits, doch die bronzezeitliche Siedlung ist viel größer, als angenommen. Bislang gab es ein Haus aus dieser Zeit, aber jetzt wurden in etwa 50 bis 60 Meter Entfernung weitere Gruben entdeckt.“

Die entdeckte Siedlung wird auf ein Alter von etwa 4000 Jahren geschätzt und gehört zur Aunjetitzer Kultur, derselben Epoche wie die berühmte Himmelsscheibe von Nebra, die 1999 in Sachsen-Anhalt entdeckt wurde. Bei den Ausgrabungen auf dem Gelände in Döbeln entdeckten die Archäologen verschiedene Keramikstücke und einen 40 Zentimeter großen Mahlstein. „Außerdem gab es große Brandlehmfragmente. Das war verbrannter Putz von einem Ofen oder von einem Haus“, so Lukas gegenüber „Bild“.

Archäologische Ausgrabungen
Mitarbeiter des Landesamt für Archäologie Sachsen stehen während Ausgrabungen auf dem Baugelände des künftigen „Karls Erlebnisdorf“. © picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Seltene Perle entdeckt: Archäologen graben größte jungsteinzeitliche Fundstätte in Mittelsachsen aus

Bei den Ausgrabungen auf dem Gelände wurden außerdem bisher 50 Grundrisse von Häusern aus der Jungsteinzeit freigelegt, hieß es weiter. Außerdem entdeckten die Archäologen zahlreiche große Vorratsgruben und Baugruben, aus denen Lehm gewonnen wurde. Auf dem Gelände von „Karls Erdbeerhof“ sammelten die Forscher über 30.000 Keramikscherben, etwa 7000 Feuersteinwerkzeuge, rund 500 Fragmente von Mahlsteinen, 200 Steinbeile und -äxte sowie 250 Schleifsteine.

Zusätzlich kam ein slawisches Gräberfeld mit 35 Körpergräbern aus dem 10. oder 11. Jahrhundert zum Vorschein. Als Beigabe wurde eine blau glänzende Glasperle mit weiß-gelblichen Rautenmuster gefunden. Der Archäologe erklärte, dass dies die westlichste bekannte Entdeckung einer solchen Perle sei, die sonst nur in Regionen wie Warschau oder Krakau vorkomme. Diese Perlen wurden ursprünglich in Byzanz, dem antiken Konstantinopel, gefertigt und gelangten über Handelswege nach Osteuropa.

Laut dem Archäologen handelt es sich bei dem Areal um den größten ausgegrabenen jungsteinzeitlichen Fundplatz in Mittelsachsen.