Essen. Rund 4900 Tonnen wiegt der gigantische Pando-Organismus. Eine neue Studie fand heraus, dass er bis zu 80.000 Jahre alt sein könnte.
Inmitten des Fishlake National Forest in Utah erstreckt sich Pando über mehr als 43 Hektar. Auf den ersten Blick handelt es sich dabei um eine Ansammlung von Bäumen, doch Pando ist kein Wald im herkömmlichen Sinne, sondern ein Netzwerk von rund 47.000 genetisch identischen Baumstämmen der Amerikanischen Zitterpappel (Populus tremuloides).
Pando gilt als der größte lebende Baum sowie, gemessen an seinen 4900 Tonnen, als größtes Lebewesen der Erde. Seine Stämme sind durch ein einziges, weitläufiges Wurzelsystem verbunden und stammen von einem einzigen Samen ab, der laut einer neuen Studie möglicherweise schon vor 80.000 Jahren während der letzten Eiszeit keimte. Damit hielte er auch den Rekord für das älteste noch lebende Lebewesen.
Ältestes Lebewesen der Welt: Geht es bald zu Ende mit dem Giganten?
Erst in den 1970er Jahren entdeckten Forscher, dass diese als Wald erscheinende Struktur in Wahrheit ein einziger Klonorganismus ist. Eine kürzlich durchgeführte DNA-Analyse von rund 500 Proben schätzt das Alter Pandos auf 16.000 bis 80.000 Jahre. Die auf der Forschungsplattform „Rxiv“ veröffentlichte Studie wurde allerdings noch nicht begutachtet. Trotzdem liefert sie bereits faszinierende Einblicke in die Geschichte der Pflanze – und in ihre Herausforderungen.
Denn trotz seines Alters und seiner Fähigkeit zur asexuellen Fortpflanzung zeigen Aufnahmen der letzten Jahrzehnte, dass Pandos Vitalität schwindet: Vergrößerte Lücken in der Baumkrone und alternde Stämme, die nicht mehr ersetzt werden, zeugen von der Schwäche.
Pando breitet sich aus, indem das Wurzelsystem genetisch identische Triebe hervorbringt. Diese wachsen aus dem Boden heraus und ersetzen die bis zu 130 Jahre alten, abgestorbenen Stämme – ein Prozess, der ihn theoretisch ewig am Leben erhalten könnte. Doch Pandos Lebenszyklus ist aus dem Gleichgewicht geraten. Daran sind vor allem Wildtiere wie Maultierhirsche und Vieh schuld. Sie fressen die jungen Triebe ab und verhindern so das Nachwachsen. Natürliche Fressfeinde wie Wölfe und Bären sind in der Region fast verschwunden, was den natürlichen Schutz für die jungen Schösslinge reduziert.
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80.000 Jahre alter Organismus: Krankheiten und Wildtiere verhindern Nachwuchs
Zusätzlich machen Krankheiten und Schädlinge Pando zu schaffen: Bakterielle und Pilzinfektionen sowie Wurzelfäule setzen dem gigantischen Baum zu, berichtet „Live Science“. „Stellen Sie sich eine Stadt mit 50.000 Bewohnern vor, in der alle 85 Jahre alt sind“, beschreibt Paul Rogers, Professor für Ökologie an der Utah State University und Direktor der Western Aspen Alliance, das Problem gegenüber „National Geographic“. Ohne junge Triebe, die die älteren ersetzen, sei der Bestand Pandos stark gefährdet.
Forscher stehen vor der Herausforderung, das Geheimnis hinter Pandos außergewöhnlicher Langlebigkeit zu entschlüsseln. Anders als viele Pflanzenarten, die sich sexuell fortpflanzen, haben sich bei Pando nur relativ wenige Mutationen über die Jahrtausende angesammelt, die zu seinem genetischen Zerfall führen könnten. Wissenschaftler vermuten, dass dies eine der Eigenschaften ist, die seine außerordentliche Lebensdauer ermöglicht.