Essen. Ausgrabungen beim historischen Blackberry Hill Hospital in Stapleton im englischen Bristol haben bedeutende Überreste zutage gefördert.
Die zwischen 2018 und 2023 von Cotswold Archaeology geleiteten und von der Vistry Group finanzierten Ausgrabungen haben Tausende Gräber zutage gefördert, die unschätzbare Informationen über die Vergangenheit der Stadt Bristol ans Licht brachten. Die laufenden Untersuchungen von ausgewählten sterblichen Überresten sollen den Forschern vertiefte Einblicke zu den Lebensumständen des 19. Jahrhunderts liefern.
England: Forscher stoßen auf 4500 nicht gekennzeichnete Gräber
Im späten 18. Jahrhundert errichtet, diente das Gelände als Kriegsgefangenenlager (Stapleton Prison), in dem hauptsächlich gefangene Seeleute aus den Kriegen Großbritanniens mit Frankreich, Spanien, Holland und den Vereinigten Staaten untergebracht waren. Die Ära der Gefängnisse endete mit dem Ende der napoleonischen Kriege.
Im Jahr 1832, als im Vereinigten Königreich die Cholera ausbrach, wurde das Gefängnis in ein Krankenhaus umgewandelt, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen, die mehr als 50.000 Menschenleben forderte. Diese anfängliche Funktion im Gesundheitswesen war jedoch nur von kurzer Dauer, denn 1837 wurde die Einrichtung erneut in das Stapleton Workhouse umgewandelt, das die verarmten Menschen von Bristol beherbergen sollte. Nach Angaben von Cotswold Archaeology litten viele, die im Arbeitshaus untergebracht waren, unter extremer Armut, Vernachlässigung und Entbehrungen.
Diese elenden Zustände in den Arbeitshäusern bilden die Romangrundlage für Charles Dickens‘ „Oliver Twist“.
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Archäologen staunen über sterbliche Überreste
Bei den Ausgrabungen konnten 4500 nicht gekennzeichnete Gräber freigelegt werden, die hauptsächlich aus der Zeit der Arbeitshäuser stammen. Laufende Untersuchungen ausgewählter sterblicher Überreste sollen das Verständnis für das Leben, die Gesundheit und die Sterblichkeit im Bristol des 19. Jahrhunderts vertiefen. Die Forscher analysieren die sterblichen Überreste zusammen mit persönlichen Gegenständen, die in den Gräbern gefunden wurden.
Der Umgang mit den Gräbern soll „pietätvoll und rechtmäßig“ erfolgen. Laut Richard Leaman, Diözesansekretär der Diözese Bristol, soll zukünftig eine Gedenktafel an die Gräber erinnern. Eine abschließende Zeremonie soll die geplanten Umbettungen begleiten. Die Ausgrabungen werden voraussichtlich bis 2026 andauern.