Essen. Ungewöhnliche kreisförmige Rillen rund um Grabstätten aus der Kupfersteinzeit geben Archäologen im tschechischen Mähren Rätsel auf.

In Tschechien ist Archäologen ein außergewöhnlicher Fund gelungen. Auf der zukünftigen Strecke einer geplanten Autobahn legten die Forscher zwei Grabstätten aus der frühen Bronzezeit und der Kupfersteinzeit frei. Eine davon ist die wohl größte jemals in Mittelmähren gefundene Grabstätte der spannenden Nitra-Kultur.

Die Nitra-Kultur siedelte in der frühen Bronzezeit (2100–1800 v. Chr.) auf dem Gebiet von Mähren und der Südwestslowakei. Archäologen haben in der Grabstätte 130 Gräber freigelegt, was die Stätte zur größten Stätte dieser Kultur macht. „Dank Laboranalysen können wir das körperliche Erscheinungsbild der damaligen Bewohner, ihren Gesundheitszustand, ihre Essgewohnheiten, ihre genetische Verwandtschaft und ihre Migrationsstrategien rekonstruieren“, erklärt die Archäologin Vendula Vránová, Leiterin der Grabungen, in einem Statement.

Überraschende Entdeckung: Grabstätte wurde von zwei Kulturen genutzt

Die Archäologen fanden in den Gräbern nicht nur Knochen, sondern auch Grabbeigaben – Kupferschmuck, Knochenperlen, Steinpfeile, einen Kupferring sowie ein typisches Kupferarmband in Form eines Weidenblattes. Laut den Forschern wurden die Männer und Frauen unterschiedlich bestattet. So erhielten die Männer Eberstoßzähne und Jagdwerkzeuge, während Frauen Schmuck und Geweihperlen in ihren Gräbern hatten.

In einem Grab der Nitra-Kultur fanden die Archäologen ein Skelett mit einer Steinaxt.
In einem Grab der Nitra-Kultur fanden die Archäologen ein Skelett mit einer Steinaxt. © Archäologisches Zentrum Olomouc

„Die Nitra-Kultur zeichnet sich durch eine stärkere Verwendung von Kupfergegenständen und die Einführung von Bestattungen in großen Terrassengräbern aus. In dieser Zeit war es auch üblich, dass Verstorbene mit bestimmten Gegenständen bestattet wurden, von denen viele vor Ort ausgegraben wurden“, sagte Vránová gegenüber „Radio Prague International“.

Archäologen entdeckten an der Grabstätte, die zwischen den Ortschaften Křelov und Neředín liegt, auch Gräber der sogenannten schnurkeramischen Kultur. Diese Funde sind nicht nur wegen ihrer Vielfalt von Bedeutung, sondern auch deshalb bemerkenswert, weil die Gräber der Nitra-Kultur und der älteren schnurkeramischen Kultur offenbar nebeneinander existierten, ohne sich zu überschneiden. Vermutlich waren die älteren Gräber durch markante Grabhügel gekennzeichnet, die das Landschaftsbild prägten. Die Grabungen deuten darauf hin, dass die jüngere Kultur den älteren Bestattungsstätten mit Respekt begegnete und sie bewusst unberührt ließ.

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Archäologen stoßen auf zweite Grabstätte

Eine weitere bedeutende Stätte befindet sich im Bereich Křelova und Břuchotín, wo Archäologen vier verschiedene Bestattungsperioden identifiziert haben. Das Gebiet wurde über 3000 Jahre, von der Jungsteinzeit bis ins 9. Jahrhundert, als Bestattungsort genutzt, als hier die slawische Bevölkerung des Großmährischen Reiches lebte.

Auch dort entdeckten die Archäologen eine Grabstätte der schnurkeramischen Kultur (ca. 2600 v. Chr.). Sie legten 17 Skelettgräber frei, von denen vier durch ihre Tiefe und reichhaltige Ausstattung auffielen. Diese Gräber gehörten vermutlich bedeutenden Männern, die mit Keramikgefäßen und Feuersteinwerkzeugen beigesetzt wurden. „In jedem Grab fanden wir zudem ein paar Äxte – eine scharf, die andere gespalten,“ erklärte Vendula Vránová. Diese Beile werden derzeit mikroskopisch untersucht.

Um die Gräber entdeckten Archäologen kreisförmige Rillen, vermutlich Überreste von Holzkonstruktionen, die den heiligen Raum abgrenzten. Dies ist erst die fünfte Stätte, an der solche Randrillen um Gräber nachgewiesen werden konnten. Ein weiterer bedeutender Fund ist das Grab eines germanischen Kriegers aus dem 3. Jahrhundert mit Schild und eisernem Speer – der erste derartige Fund in Mittelmähren. Außerdem wurden sieben Brandgräber entdeckt, in denen typischer Metallschmuck gefunden wurde, der mit den Kelten in Verbindung steht.

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