Berlin. Der Leichnam zog zigmal um. Nun meinen Wissenschaftler, nicht nur seine Gebeine bestimmt zu haben. Auch seine Herkunft überrascht.

Wenn der Körper auch nach dem Tod durch die Weltgeschichte reist, kann man nach über 500 Jahre leicht den Überblick verlieren: Lange Zeit blieb ungewiss, wo Seefahrer Christoph Kolumbus tatsächlich beerdigt liegt. Spanische Wissenschaftler meinen nun, eine Antwort gefunden zu haben – und verblüffen mit neuen Erkenntnissen zu seiner Herkunft.

Dabei machte es der Seefahrer den Ahnenforschern nicht leicht, denn der Reiseweg seines Leichnams war ähnlich international wie seine Fahrt zum amerikanischen Kontinent: 1506 im spanischen Valladolid mit 55 Jahren gestorben, wurde er zunächst in Sevilla bestattet. Knapp 40 Jahre später wurden seine Überreste in eine Kathedrale in der Hauptstadt der Dominikanischen Republik überführt. Von dort aus ging es gut 250 Jahre später nach Kuba. Hundert Jahre später gelangten die Gebeine zurück nach Spanien, genauer: in die Kathedrale von Sevilla.

Die Kathedrale von Sevilla: Forscher sind sich nun sicher, dass hier tatsächlich die Überreste von Christoph Columbus liegen.
Die Kathedrale von Sevilla: Forscher sind sich nun sicher, dass hier tatsächlich die Überreste von Christoph Columbus liegen. © AFP | CRISTINA QUICLER

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Und wo liegen sie im Jahr 2024? „Heute ist dank neuer Technologien die bisherige Teiltheorie, dass es sich bei den Überresten in Sevilla um die von Christoph Kolumbus handelt, endgültig bestätigt“, sagt der Gerichtsmediziner José Antonio Lorente, wie der „Guardian“ berichtet. Laut der britischen Zeitung haben die Forscher 20 Jahre lang an den Überresten geforscht, um die Identität zu klären. In einer Studie der Universität von Granada verglichen die Wissenschaftler unter der Leitung von Lorente die DNA aus Sevilla mit Proben von Kolumbus‘ Bruder und seinem Sohn.

Italien oder Spanien: Wo kommt der Seefahrer her?

Und die Forscher haben ein weiteres Ass im Ärmel: In einer am Samstag im spanischen Fernsehen ausgestrahlten Dokumentation veröffentlichten sie neue Erkenntnisse zu der Herkunft des Seefahrers, von dem allgemein angenommen wurde, dass er im italienischen Genua zur Welt kam.

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    Mitnichten, meint zumindest Forensiker Miguel Lorente, dessen Team die DNA der sterblichen Überreste aus der Kathedrale in Sevilla analysierte. Sein Ergebnis: Kolumbus stammte ursprünglich aus Spanien, wie aus der Dokumentation „Kolumbus DNA: Seine wahre Herkunft“ hervorgehen soll.

    Columbus soll von der iberischen Halbinsel stammen

    Die 25 möglichen Herkunftsorte wurden zunächst auf acht eingegrenzt. In den DNA und im Y-Chromosom des Sohnes Hernando Colón seien angeblich entsprechende Merkmale vorhanden, die eine Herkunft von der iberischen Halbinsel nahelegen.

    An den öffentlichkeitswirksam präsentierten Ergebnissen der Studie gibt es allerdings auch Kritik. „Es ist unverständlich, dass der Gesellschaft Daten präsentiert werden, die die wissenschaftliche Gemeinschaft noch nicht bestätigt hat, was die Daten selbst und die aufgestellten Hypothesen in Frage stellt“, sagte etwa der Genetiker Antonio Alonso „El Pais“. Außerdem kritisiert er die Inszenierung des Wissenschaftlers Lorente: „Hier wird ein einziger Wissenschaftler übertrieben in den Vordergrund gestellt“, sagte er der spanischen Zeitung. Alonso fehlen weitere Stimmen von Wissenschaftlern, die an der Studie mitgewirkt haben.

    Spanien feiert Kolumbus – doch es gibt Kritik

    Die Bekanntgabe der Ergebnisse zu diesem Zeitpunkt ist kein Zufall: Spanien feierte, ebenso wie viele Länder Amerikas, am 12. Oktober die Ankunft von Kolumbus mit einem Nationalfeiertag. Der Seefahrer, der eigentlich nach Indien fahren wollte, gilt landläufig als „Entdecker Amerikas.“ Ein Titel, der aber vermehrt kritisch gesehen wird: Kolumbus Ankunft markierte auch den Beginn der spanischen Kolonialzeit in Amerika, die insbesondere für Indigene mit Gewalt, Ausbeutung und Unterdrückung verbunden ist.