Essen. Unter seinem Keller nahe Paris stößt ein Franzose auf ein Skelett. Archäologen finden unter dem Haus noch weitere spannende Sarkophage.

Im Ballungsraum von Paris wird zwangsläufig auf den Überresten anderer Epochen gebaut. Bestes Beispiel: die Katakomben von Paris, wo seit dem Ende des 18. Jahrhunderts die Knochen von Millionen Menschen begraben liegen. Das Auftreten von Sinklöchern und zu viele Verstorbene zwangen die Obrigkeiten, die Gebeine aus den Friedhöfen der wachsenden Stadt unter die Erde zu verlegen. Dort wurden die Toten in einem rund 280 Kilometer langen Tunnelnetzwerk aufgeschichtet.

In der Gemeinde Corbeil-Essonnes machte ein Hausbesitzer nun eine ebenso spannende wie überraschende Entdeckung aus der reichen Geschichte Frankreichs. Als er seinen Keller renovierte, stieß er auf ein menschliches Skelett. Archäologen legten daraufhin unter den vier Räumen des Kellers einen Friedhof frei, dessen Bestattungen bis in die Zeit des römischen Reiches zurückreichen.

Hausbesitzer unter Schock: Archäologen finden Gipssarkophage unter Keller

Laut eines Statements des für die Ausgrabungen zuständigen Archäologieunternehmens „Archeodunum“ gab es in der Nachbarschaft bereits andere Funde, die von einem Friedhof aus dem frühen Mittelalter stammen. Im 19. Jahrhundert wurden mehrere für diese Zeit typische Gipssarkophage entdeckt. Doch die Gräber unter dem Keller beweisen, dass der Friedhof sogar über eine Zeitspanne von 700 Jahren, bis in die Antike hinein genutzt wurde.

Die Archäologen datieren die insgesamt 38 freigelegten Bestattungen auf das 3. bis 10. Jahrhundert n. Chr. Die ersten Bestattungen stammen aus der Spätantike, weil die Verstorbenen wie für die Spätkaiserzeit typisch auf dem Rücken liegend in einer Holzkiste in einem tiefen Grab beigesetzt wurden.

Zu Beginn des Mittelalters entwickelten sich neue Bestattungspraktiken, bei denen die Verstorbenen in Gipssarkophagen begraben wurden. Die Archäologen fanden insgesamt zehn solcher Sarkophage unter dem Haus. Diese Praxis sei auf der Île-de-France, der Region um Paris, sehr verbreitet. Die Hüllen sind manchmal mit Dekorationen an den Außenwänden verziert. Eine Besonderheit der gefundenen Särge: In ihnen wurde nur jeweils eine Person bestattet, obwohl zu dieser Zeit mehrere Personen in einem Sarkophag durchaus üblich waren.

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Friedhof unter Haus: Archäologen hoffen auf Einblicke in spannende Geschichte der Region

Das römische Reich existierte in Frankreich bis in das späte 5. Jahrhundert, als das Königsgeschlecht der Merowinger die Römer beerbte und bis ins frühe Mittelalter die Geschicke von Frankreich lenkte. In dieser Zeit waren die parallel angelegten Grabreihen nie verschoben worden.

Die Archäologen lassen die gefundenen Skelette im Labor auf ihr Geschlecht, Sterbealter und ihre Lebensumstände analysieren. Sie erhoffen sich von den Untersuchungen, die Bevölkerung, die hier in der Antike und im Mittelalter lebte, besser zu verstehen. Auch wie die Gräber und Sarkophage angelegt wurden, soll die Entwicklung der Bestattungstraditionen in diesen Epochen beleuchten.

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