Berlin. Die Arktisexpedition von Sir John Franklin endete mit einer Tragödie. Neueste Funde erhärten einen gruseligen Verdacht der Archäologen.
Archäologen haben die Überreste eines Offiziers untersucht, der während einer ebenso berühmten wie tragischen Arktisexpedition im 19. Jahrhundert gestorben ist. Seine Identifikation wurde jetzt festgestellt. Es handelte sich um James Fitzjames.
Das ergab der Vergleich der DNA seiner Knochen mit einer Probe eines lebenden Verwandten, wie das „Journal of Archaeological Science“ berichtete. Nun scheint sich ein furchtbarer Verdacht zu erhärten: Eine Vielzahl von Schnittspuren deutet auf Kannibalismus hin. Es ist nicht der einzige Verdachtsfall. Drei weitere Skelette weisen ähnlich verräterische Anzeichen auf.
Tragisches Ende
Es geht um die Expedition des berühmten Polarforschers Sir John Franklin. 1845 war er mit zwei Schiffen – HMS Erebus und HMS Terror – von England aus in den Norden gefahren. Sein Ziel: Er wollte die Nordwestpassage in den Pazifik finden. An Bord: 129 Menschen.
Die Schiffe wurden im Eis eingeschlossen, Franklin starb. Fitzjames übernahm die Führung. Er versuchte drei Jahre nach dem Start, sich auf dem Landweg zum Festland durchzuschlagen. Die Männer zogen Boote auf Schlitten in der Hoffnung, wieder in See stechen zu können. Einer nach dem anderen starb. Die Funde der Archäologen geben Einblick in die tragischen letzten Tage der Besatzung.
Verdächtige Schnittspuren
Schon zwei Jahre später, um 1850, äußerten die einheimischen Inuit den Verdacht, dass einige der Besatzungsmitglieder Kannibalismus begingen. Forscher haben nach und nach immer wieder Knochen von Matrosen gefunden und DNA-Proben entnommen, insbesondere von den Zähnen. „Wir haben etwa 42 archäologische DNA-Profile“, sagte Doug Stenton, außerordentlicher Professor für Anthropologie an der University of Waterloo in Kanada, der die Forschungsarbeit leitete.
Die Schwierigkeit bestand darin, Nachkommen zu finden, um die DNA vergleichen zu können. Fitzjames ist erst das zweite Expeditionsmitglied, das so identifiziert wurde. Mit Fitzjames fand man die Knochen von insgesamt 13 Besatzungsmitgliedern – drei davon mit verräterischen Schnittspuren.
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