Essen. Mit Unterstützung von KI ist es Forschern gelungen, die Anzahl von bekannten Nazca-Geoglyphen zu verdoppeln. Was bedeuten sie?
Gerade Linien, geometrische Formen und riesige Tierdarstellungen – die Nazca-Linien im Hochland von Peru zählen zu den faszinierendsten Überresten alter Zivilisationen. Doch viele dieser Geoglyphen galten bislang noch als unentdeckt. Archäologen ist es mit Hilfe von KI gelungen, neue potenziellen Geoglyphen durch die Auswertung von Luftaufnahmen zu identifizieren.
Diese im Durchschnitt etwa zehn Meter großen Erdbilder verdoppeln nahezu die Anzahl der bisher bekannten Geoglyphen und verhelfen der Forschung zu neuen Einblicken in die Motive und deren mögliche Bedeutung. Für die Entdeckung zeichnen sich Masato Sakai und sein Team von der Yamagata Universität verantwortlich, die ihre Ergebnisse in der Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht haben.
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Forscher verblüfft: Wozu dienten die Nazca-Darstellungen?
Die berühmten Nazca-Zeichnungen stellen eine historische Besonderheit dar. Oftmals über mehrere Kilometer hinweg haben Menschen die Darstellungen in den Wüstensand geschart, in dem die von dunklem Wüstenlack überzogenen Steine und Krusten entfernt wurden. In der bisherigen Forschung gibt es bislang fünf unterschiedliche Hypothesen für die Nazca-Geoglyphen, die von einer Kalenderfunktion bis zu rituellen Zwecken reichen.
Eine wissenschaftliche Herausforderung ist das Auffinden der kleineren, figürlichen Nazca-Geoglyphen, die im Laufe der Zeit stark verblasst und auf der großen Fläche der peruanischen Pampa schwer zu identifizieren sind.
Wissenschaftlicher Erfolg: Vortrainiertes KI-System entdeckt neue Geoglyphen
Anhand von bislang bekannten Luftbildaufnahmen konnten Sakai und sein Team die künstliche Intelligenz hinsichtlich der Formen, Linien und Farbgebung trainieren. Für die eigentliche Suche wurde der KI anschließend neues, hochauflösendes Bildmaterial aus dem peruanischen Hochland zur Verfügung gestellt. Der Fokus der Untersuchung lag dabei auf den kleineren Nazca-Geoglyphen des sogenannten Relieftyps, die durchschnittlich etwa zehn Meter groß sind.
Der Erfolg war überraschend, denn mit der KI konnten 1309 Geoglyphen-Kandidaten ausfindig gemacht werden, wovon sich 303 als Reliefbilder erwiesen. Die Forscher gehen davon aus, dass sie noch mindestens 248 weitere figurative Geoglyphen finden werden.
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Mysteriöse Zeichnungen: Unterschiede zwischen Linien- und Relieftypen
„Die Linentyp-Geoglyphen zeigen vorwiegend Naturmotive wie Wildtiere und Pflanzen. Die Relieftyp-Geoglyphen stellen zu 81,6 Prozent menschliche Figuren dar, sowie Motive, die in engem Zusammenhang mit dem Menschen stehen“ berichten die Wissenschaftler von ihren Entdeckungen.
Die Lage der Geoglyphen ist ein weiterer signifikanter Unterschied, den Sakai und sein Team bei der Auswertung bemerkten: Während die größeren Figuren des Linientyps auf einen begrenzten Bereich im peruanischen Hochland beschränkt sind und eng mit den abstrakten Nazca-Linien verknüpft erscheinen, sind die kleineren Geoglyphen über eine größere Fläche verstreut und befinden sich häufig in der Nähe informeller Pfade.
Die Erforschung der Nazca-Geoglyphen steht bislang noch am Anfang. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass mit der weiteren Entdeckung von Darstellungen weitere Rückschlüsse möglich sind.