Berlin. Der Heringshai gilt als gefährdet. Wissenschaftler wollten mehr über sein Verhalten erfahren – und machten eine unerwartete Entdeckung.

Wissenschaftler haben einen schwangeren Heringshai mit einem GPS-Tracker ausgestattet und standen fünf Monate später am Beginn eines mysteriösen Todesfalls. Eigentlich wollte das Forschungsteam um Meeresbiologin Brooke Anderson vom North Carolina Department of Environmental Quality herausfinden, wohin sich schwangere Haie zurückziehen, um ihren Nachwuchs zu gebären. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung stellte das Team jetzt im Fachmagazin „Frontiers in Marine Science vor“.

Auch interessant

Dafür statteten sie den Hai bereits 2020 mit einem Tracker aus, der ihnen Daten zu Standort, Bewegungsgeschwindigkeit, Tiefe und Umgebungstemperatur des Tieres lieferte. Etwa fünf Monate nachdem sie den Hai damit ausgestattet hatten, schienen die Daten verrückt zu spielen. Denn während sich der GPS-Tracker mal in weiter Tiefe befand und mal nah an die Wasseroberfläche kam, blieb die gemeldete Temperatur stets gleich. Dabei ist sie in der Tiefe des Atlantiks deutlich geringer als an der Oberfläche.

Nach etwas Rätselraten war den Forschern klar, woran das lag: Der Tracker war gegessen worden und befand sich in einem Körper. Nur so ließ sich die konstante Temperatur erklären. Ein noch größerer Hai hatte also ihr Forschungsobjekt gefressen. Ein echter Forschungsdurchbruch, mit dem die Wissenschaftler kaum gerechnet haben dürften: „Das ist das erste Mal weltweit, dass die Jagd auf einen Heringshai dokumentiert wurde“, sagte Forschungsleiterin Anderson gegenüber dem US-Sender CNN.

Atlantik: Welcher Hai fraß den schwangeren Heringshai

Den Forschern wurden zudem Bewegungsdaten übermittelt, die auf eine andere Haiart hinwiesen. Sie gehen inzwischen davon aus, dass der schwangere Heringshai von einem Weißen Hai attackiert und getötet wurde. Monate später fanden sie den Tracker übrigens nahe den Bahamas wieder – der Raubfisch hatte ihn ausgeschieden.

Heringshaie gelten als gefährdet. In der „Roten Liste“ der Internationalen Union zur Naturbewahrung ist die Art als „critically endangered“ eingestuft. Zum einen schwindet ihre Nahrung durch Überfischung, zum anderen werden sie selbst oft zum sogenannten Beifang. Dass sie auch Opfer des Weißen Hais werden können, gefährdet die Art zusätzlich. Die Wissenschaftler wollen nun herausfinden, ob es sich dabei um einen Einzellfall handelt oder solche Attacken häufiger vorkommen.

Auch interessant

lro