Palma de Mallorca. Urlauber packten ihre Sachen und flohen vor den Aktivisten, die mit ihren Plakaten nun auch am „Ballermann“ für Aufregung sorgten.
Urlauber auf Mallorca waren am Sonntag geschockt, als sich Demonstranten mit ihren Plakaten an der beliebten Playa de Palma in Stellung brachten. Sie protestierten gegen „das Modell des unbegrenzten touristischen Wachstums“. Mit Sonnenschirmen, Plakaten und mallorquinischen Fahnen machten sie es sich zunächst einmal im Sand bequem – genau gegenüber dem Strandlokal „Balneario Beach Club Six“, das als „Ballermann 6“ bekannt ist.
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Auf einem großen Transparent prangte der Spruch „Lasst uns unsere Strände besetzen“. Eine andere Protestbotschaft lautete: „Stoppt die Zerstörung Mallorcas.“ Ein Sprecher erklärte, dass das Gebiet der Playa de Palma, die wichtigste deutschsprachige Urlauberhochburg, die Probleme des Tourismus symbolisiere. Dazu gehöre, dass sich die Einheimischen zunehmend fremd auf ihrer Insel fühlten. Die Aktivisten vom Sonntag wiesen aber darauf hin, dass sie nicht gegen jede Form des Tourismus seien, sondern sich ihre Proteste gegen die Auswüchse des Massentourismus richten würden.
Die Aktion rief bei Urlaubern gemischte Gefühle hervor. Einige packten ihre Sachen, um sich dann in sicherer Entfernung wieder niederzulassen. Andere machten Fotos von diesem „Urlaubserlebnis”. Zu Zwischenfällen kam es laut Polizei nicht.
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Die Lage auf Mallorca hat sich immer weiter verschärft. Die städtischen Reinigungskommandos in der Inselhauptstadt Palma und in anderen mallorquinischen Orten kommen kaum noch hinterher: Sie klagen über immer mehr Arbeit mit tourismusfeindlichen Schmierereien an Hausfassaden, Bauzäunen oder Müllcontainern. Sprüche wie „Tourist, go home“ (Urlauber, geh nach Hause), „Stop tourism“ (Stoppt den Tourismus) oder „More tourists? No thanks!“ (Mehr Touristen? Nein danke!) machen schon seit Monaten die Runde.
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Doch diese Slogans sind harmlos, verglichen mit jenen, die in den letzten Tagen für Entsetzen sorgten: „Kill a tourist“ (Töte einen Touristen) prangt auf einer Mauer in Manacor, der drittgrößten Inselstadt, die im Osten Mallorcas liegt. Nicht weniger schlimm ist der Spruch „Tourismus macht frei“, der in Palma auf Deutsch auf mehrere Wände gesprüht wurde – eine Parole, die von der verhöhnenden Aufschrift „Arbeit macht frei“ an Nazi-Konzentrationslagern abgeleitet wurde.
Mallorca: Protest hat mit Hass und Hetze längst Grenzen überschritten
Mit diesen Vorkommnissen wird auf Mallorca eine rote Grenze überschritten. Die Autoren dieser Sprüche machen sich nicht nur der Sachbeschädigung, sondern auch der Volksverhetzung und Aufstachelung zum Hass schuldig. Die Förderung von „Hass, Feindseligkeit, Diskriminierung oder Gewalt gegen eine Gruppe oder gegen eine bestimmte Person“ kann auch in Spanien mit Gefängnis geahndet werden – und zwar mit bis zu vier Jahren Haft.
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Diese Radikalisierung alarmiert die Tourismusbranche: „Das sind keine friedlichen Forderungen mehr, sondern extremistische Äußerungen“, erklärt die mallorquinische Hotelvereinigung FEHM. Die Hoteliers hatten die bisherigen Demonstrationen mit einem gewissen Verständnis begleitet. Sie teilen sogar die Forderung nach einer Deckelung der Touristenmenge. „Wir brauchen mehr Qualität, aber nicht mehr Quantität.“
Auch Mallorca-Regierung von Anti-Touristenparolen entsetzt
Die auf der Insel regierenden Konservativen verurteilten ebenso die „besorgniserregende Ausbreitung von Graffiti mit tourismusfeindlichen Botschaften“. Eine Sprecherin der konservativen Volkspartei in Manacor, wo die „Kill-a-tourist“-Parole auftauchte, sagte: „Diese Schmiererei spiegelt auf keinen Fall die Mehrheitsgefühle der Einwohner wider. Touristen sind und bleiben willkommen.“
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Auch die „Mallorca Zeitung“ kritisierte die radikalen Parolen: „Hetze gegen Urlauber auf Mallorca: Habt Ihr sie noch alle?“, überschrieb das Blatt einen Kommentar und beruhigte zugleich: „Von den Sauftouristen abgesehen, muss kein Urlauber auf Mallorca fürchten, nicht mehr willkommen zu sein oder angefeindet zu werden.“ Es handele sich um Provokationen einiger weniger Aktivisten. Der überwiegende Teil der Bevölkerung – und auch der Protestbewegung – teile diese Hetze nicht.
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Die Anti-Tourismus-Proteste riefen inzwischen eine Gegenbewegung auf den Plan: die Bürgerinitiative „We love tourism in Mallorca“ (Wir lieben den Tourismus auf Mallorca). Es sei richtig, dass Mallorca ein Problem mit den Folgen des Massentourismus habe, erklärt sie. Aber dafür könne man nicht den Urlaubern die Schuld geben. Man dürfe den Tourismus, von dem die Insel lebe, nicht verteufeln. „Deswegen wollen wir den Feriengästen ein Signal der Unterstützung und des Wohlwollens übermitteln.“