Rom. Sardinien hat ein Problem mit Touristen, die Sand von der Insel mit nach Hause nehmen. Wer erwischt wird, muss mit saftigen Strafen rechnen.

Sand oder Muscheln als Souvenir aus dem Sommerurlaub auf Sardinien mitzubringen, kann teuer werden. Das musste kürzlich ein deutsches Ehepaar am eigenen Leib erfahren, als es im Hafen von Olbia im Norden der italienischen Mittelmeerinsel zur Gepäckkontrolle angehalten wurde. In den Koffern befanden sich hübsch verpackt Muscheln, Sand und Kieselsteine, die die beiden am berühmten weißen Strand von Budoni gesammelt hatten. Das Paar muss nun mit einer Anzeige und einer saftigen Strafe von 3000 Euro rechnen.

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Immer mehr ausländische Touristen geraten auf Sardinien als ahnungslose „Sandschmuggler“ in Schwierigkeiten. Denn die Inselbehörden meinen es im Kampf um ihren Sand ernst. So wurden diese Woche zwei Schweizer Touristen erwischt, die Muscheln und Kieselsteine in einer Schachtel im Kofferraum ihres Autos versteckt hatten. Auch sie erwartet eine Geldstrafe von 3000 Euro.

Umweltschützer verärgert: Sand wird im Internet verkauft

Sanddiebstahl ist ein großes Problem auf Sardinien, das für seine schönen, aber empfindlichen Strände bekannt ist. Jedes Jahr nehmen Touristen kiloweise Sand, Kieselsteine und Muscheln mit nach Hause und schaden damit der Umwelt. Viele Urlauber füllen den Sand in Flaschen oder Plastiktüten – und wundern sich dann, wenn sie dafür bestraft werden. 

„Das Entwenden von Sand scheint zwar harmlos, ist aber für das fragile Küstensystem der Insel tödlich“, betonen die Behörden der Insel, die im Sommer die Kontrollen auf den bekanntesten Stränden verschärfen wollen. Inzwischen weisen zahlreiche Schilder, etwa am Strand Is Arutas im Westen der Insel, darauf hin, dass das Entnehmen von Sand verboten ist. „Vietato rubare la sabbia“, ist dort zu lesen – „Sand stehlen verboten“. 

05.06.2023; Strand in Sardinien, Italien, Europa Symbolbild für Besucherlimit, Regeln, Overtourism, Urlauber, Meer, Sonn
Ein Strand auf Sardinien. Im vergangenen Jahr besuchten mehr als 5 Millionen Menschen die Mittelmeerinsel. © IMAGO/Steinsiek.ch | IMAGO stock

Allein in den letzten Jahren hat die Zollpolizei mehr als 100 Kilogramm Steine, Muscheln und Sand beschlagnahmt und an die geplünderten Strände zurückgebracht. Sorge bereitet den Behörden und Umweltschützern vor allem, dass einige Touristen den Sand nicht mehr nur als „Souvenir“ mit nach Hause nehmen, sondern für viel Geld über das Internet verkaufen.

Spezielle Färbung: Dieser Sand ist besonders beliebt

An die Öffentlichkeit gelangen nur die eklatantesten Fälle. Im vergangenen Jahr wurde ein französischer Urlauber angezeigt und bestraft, weil er 41 Kilogramm Quarzkiesel von einem naturgeschützten Strand mitgenommen hatte. Wie andere „Sandschmuggler“ seiner Art wurde er erwischt, als er mit der Fähre übersetzen wollte. Ebenfalls in Olbia gingen den sardischen Kontrolleuren zwei italienische Touristen ins Netz, die seltene Muscheln mit nach Hause nehmen wollten, darunter ein Exemplar der streng geschützten Edlen Steckmuschel (Pinna nobilis). 

Zwei Touristen aus Modena wurden dabei erwischt, wie sie elf sorgfältig beschriftete Sandproben von der italienischen Insel in ihre Heimat schmuggeln wollten. Das Paar hatte von fast jedem sardischen Strand, den es während seines Urlaubs besucht hatte, eine Sand- oder Kiesprobe mitgenommen und die Glasfläschchen mit entsprechenden Etiketten versehen. Viele dieser Sanddiebstähle werden samt Fotos auf der Facebook-Seite „Sardegna rubata e depredata“ und auf der Seite der sardischen Umweltwacht „Guardie Ambientali Sardegna“ dokumentiert.

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Vor allem die kleine Mittelmeerinsel Budelli bei Sardinien war in den vergangenen Jahren immer wieder in die Schlagzeilen geraten, weil Touristenscharen den dortigen rosafarbenen Sand geplündert hatten. Budelli wurde daraufhin für Badegäste gesperrt. Der rosa Sand, der in Michelangelo Antonionis Film „Rote Wüste“ verewigt wurde, erhält seine charakteristische Färbung durch winzige Muschelpartikel und ist besonders wertvoll. Ampullen mit Budelli-Sand wurden bei Ebay versteigert, was heftige Proteste von Umweltschützern auslöste.