Madrid. Die Mallorquiner haben nicht ihre Touristen satt, sondern die Industrie dahinter. Aber auf die Urlauber müssen sich am Riemen reißen.
Hunderttausende Feriengäste, die sich derzeit auf Mallorca aufhalten, sind angesichts immer neuer Demonstrationen gegen den Tourismus besorgt. Auch an diesem Sonntag hatten Bürgerinitiativen, Gewerkschaften und Umweltverbände unter dem Motto „Kurswechsel: Wir müssen den Tourismus begrenzen“ in der Inselhauptstadt Palma zu einer weiteren Kundgebung aufgerufen.
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Unschöne Fassadenschmierereien wie „Tourists go home” tauchen schon seit Längerem auf Mallorca auf. Was ist los auf der meistbesuchten Ferieninsel Europas? Muss man dort nun tatsächlich mit einer feindseligen Einstellung gegenüber Touristen rechnen? Sind die Urlauber auf dem Eiland etwa nicht mehr willkommen?
Mallorca: Protestiert wird nicht gegen die Urlauber
Mallorca-Reisende können beruhigt sein: Die Proteste richten sich im Allgemeinen nicht gegen die Touristen, sondern gegen die Auswüchse des Massentourismus. Vereinzelte hässliche Parolen gegen Besucher sind keineswegs repräsentativ. Die große Mehrheit der 930.000 Insulaner weiß sehr genau, dass Mallorca vom Tourismus lebt und ohne dessen Einnahmen wirtschaftlich am Abgrund stehen würde.
Die Feriengäste sind also weiterhin auf der Insel willkommen – der Mallorca-Urlaub ist auch in Zukunft gesichert. Zudem: Wer einmal in diesem Mittelmeerparadies war, weiß, dass die Menschen dort außerordentlich gastfreundlich sind. Dies hat sich bis heute nicht geändert.
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Das Problem ist ein anderes, und zwar ein politisches: Die Inselverantwortlichen haben es in den letzten Jahren nicht geschafft, den Tourismus in nachhaltige und verträgliche Bahnen zu lenken. Statt Qualität wurde auf Quantität gesetzt. Jeder neuer Urlauberrekord wurde als Erfolg gefeiert.
Massentourismus wurde viel zu lange blind gefördert
Erst langsam setzt sich bei Inselpolitikern und Touristikmanagern die Erkenntnis durch, dass die Urlaubsindustrie nicht grenzenlos wachsen kann. Und dass die Insel gegen Immobilienspekulation, Bauwut, Umweltzerstörung, Verkehrschaos, Überfüllung von Stränden und Trinkwassermangel kämpfen muss, wenn sie nicht am eigenen Erfolg sterben will.
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Es geht also darum, zu einem gesunden Gleichgewicht zurückzufinden. Ein Gleichgewicht, in dem der Tourismus sorgsam mit den begrenzten Ressourcen umgeht. Und in dem die Zahl der Hotelbetten, Touristenapartments, Kreuzfahrtschiffe, Mietwagen, Golfplätze und immer neuer touristischer Bauprojekte gebremst oder sogar reduziert wird. Doch mit Entscheidungen tut man sich schwer.
Übrigens: Die Reisenden können ebenfalls ihren Teil zur Entspannung der Lage beitragen. Vor allem, indem sie nicht vergessen, dass sie auf Mallorca Gast in einem fremden Land sind. Und dass sie sich entsprechend mit Respekt gegenüber der einheimischen Kultur und Natur benehmen sollten.