Berlin. Forscher legen in einer antiken griechischen Stadt im Westen der Türkei einen Goldschatz frei, der wohl zum Kriege führen gedacht war.

Archäologen der Universität von Michigan haben bei Ausgrabungen in der Türkei einen Schatz gefunden. In der antiken griechischen Stadt Notion im Westen der Türkei fanden sie einen kleinen Topf voller Goldmünzen, die wahrscheinlich für die Bezahlung von Söldnern verwendet wurden. Auf den Münzen ist ein kniender Bogenschütze abgebildet.

Der Münzdruck sei charakteristisch für den persische Dareikos, eine Goldmünze aus dem persischen Reich, die etwa 8,42 Gramm wiegt. Die Münzen wurden wahrscheinlich in Sardis geprägt, das rund 100 Kilometer von Notion entfernt liegt, heißt es in einem Statement der Universität. Die Entdeckung wurde im Rahmen des „Notion Archaeological Project“ gemacht, das die fast unerforschte antike Stadt seit 2022 untersuchte.

Archäologe: Nur größtes Unglück könne Erhalt des Schatzes erklären

Laut dem griechischen Historiker Xenophon entsprach ein einzelner Dareikos dem Monatslohn eines Soldaten. Die Forscher glauben, dass die Münzen mit einem Feldzug in der Nähe von Notion zusammenhängen könnten. Der Dareikos wurde seit dem späten 6. Jahrhundert v. Chr. vom Persischen Reich geprägt. Als Alexander der Große das Imperium 330 v. Chr. zerschlug, endete auch die Prägung der Münzen.

Die antike griechische Stadt Notion wird von dem „Notion Archaeological Project“ intensiv erforscht.
Die antike griechische Stadt Notion wird von dem „Notion Archaeological Project“ intensiv erforscht. © Notion Archaeological Project, University of Michigan

Die Archäologen entdeckten die Münzen bei Grabungen in einem Hofhaus aus einer frühen Besiedlungsperiode der Stadt. Die Münzen waren in der Ecke eines Raums versteckt, der zu einer Struktur gehörte, die unter dem hellenischen Haus vergraben war. Das Forschungsteam datiert den Goldtopf auf das 5. Jahrhundert v. Chr., die Blütezeit des griechischen Stadtstaats Athen. „Wahrscheinlich wurde der Vorrat hier versteckt und aus irgendeinem Grund nicht mehr ausgegraben“, zitiert das Statement Christopher Ratté, Professor für antike Mittelmeerskunst und Archäologie.

Die Entdeckung eines solch wertvollen Fundes in einer gezielten archäologischen Ausgrabung sei sehr selten, sagte Ratté. „Niemand vergräbt jemals einen Haufen Münzen ... ohne zu beabsichtigen, sie später wiederzuholen. Daher kann nur das größte Unglück den Erhalt eines solchen Schatzes erklären.“

Notion war Schauplatz des legendären Kampfes zwischen Griechenland und Persien

Der Fund werde einen weiteren Datenpunkt bereitstellen, der Historikern etwas über die Zeitleiste und Geschichte des persischen Dareikos erzählen könne, so das Statement.

Notion, eine antike Stadt an der Westküste der Türkei, erlebte zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert v. Chr. bedeutende politische Veränderungen. Ursprünglich Teil des Persischen Reiches, wurde es im frühen 5. Jahrhundert v. Chr. befreit, im frühen vierten Jahrhundert v. Chr. allerdings wieder in das Persische Reich integriert.

Bis zur Eroberung durch Alexander den Großen im Jahr 334 v. Chr. war Notion häufig Schauplatz militärischer Operationen zwischen griechischen Staaten wie Athen und dem Persischen Reich. Zwischen 430 und 427 v. Chr. besetzten persische Sympathisanten Notion, bis der athenische General Paches sie vertrieb. Dieser Umbruch könnte die Lagerung und den Verlust des Schatzes erklären. Aber auch andere Ereignisse wie die Seeschlacht zwischen Athen und Sparta 406 v. Chr. vor der Küste von Notion kämen laut den Forschern in Betracht.

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