Berlin. Streunende Hunde gibt es in der Türkei viele, die Regierung will das ändern. Manche Tiere sollen gar getötet werden. Der Protest ist groß.

Sie gehören in vielen Städten der Türkei zum Straßenbild: streunende Hunde. Rund vier Millionen von ihnen leben Schätzungen zufolge in dem Land – eine schier unüberschaubare Menge. Doch das soll sich nach dem Willen der türkischen Regierung ändern. Das Parlament billigte nun eine Gesetzesänderung, wonach Straßenhunde eingefangen werden sollen und in bestimmten Fällen, etwa wenn sie krank oder aggressiv sind, getötet werden können.

Die Regierung argumentiert unter anderem damit, dass Menschen immer wieder von Straßenhunden gebissen werden. Doch Tierschützer laufen Sturm gegen das neue Gesetz und fürchten Massentötungen. Der Grund: In der Türkei gibt es derzeit nur rund 100.000 Plätze in Tierheimen. Schon jetzt leben die Hunde dort oft unter erbärmlichen Bedingungen. Wo die weiteren Tiere untergebracht werden sollen: völlig unklar.

Straßenhunde in der Türkei: Tierschützerin befürchtet „Chaos“

Zwar sollen laut dem Gesetz bis 2028 neue Plätze in den Tierheimen der Türkei geschaffen werden – gelingt das den Kommunen nicht, sieht die Regelung für die Verantwortlichen Gefängnisstrafen von bis zu zwei Jahren vor. Doch die stellvertretende Vorsitzende der Tierschutzorganisation Haytap, Senem Demirel Acar, befürchtet Chaos. Um genügend Tierheime zu schaffen, seien vier Jahre vorgesehen, die Hunde sollten aber sofort eingesammelt werden. Sie gehe deshalb davon aus, dass auch gesunde Tiere sofort getötet werden, sagte Acar der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Aktivistinnen und Aktivisten lehnen das ab und schlagen ein anderes Vorgehen vor: Straßenhunde sollten, so wie bisher üblich, eingefangen, kastriert, geimpft und wieder freigelassen werden. Würde man diese Methode konsequent umsetzen, wäre es damit möglich, die Zahl der streunenden Hunde nachhaltig zu senken.

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Musterland Bhutan: Alle Straßenhund sterilisiert

Dass das tatsächlich funktionieren kann, zeigt das Beispiel Bhutan. Dort wurden innerhalb von 14 Jahren große Fortschritte erzielt – inzwischen gelten alle 150.000 Straßenhunde in dem Land als sterilisiert und geimpft. Dadurch soll sich die Population in den kommenden Jahren deutlich reduzieren. Eine Lösung wie in der Türkei war in Bhutan nicht infrage gekommen, weil sie den Lehren Buddhas widersprechen würde, wonach keine Tiere getötet werden dürfen.

Und wie ist die Lage in Deutschland? Im Gegensatz zu anderen Ländern lehnt Deutschland das Töten von Straßenhunden strikt ab, sie dürfen laut Tierschutzbund nur im Einzelfall eingeschläfert werden; etwa dann, wenn sie unheilbar krank sind, um weiteres Leiden zu vermeiden. Die Entscheidung darüber müsse eine Ethikkommission treffen. 

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