Rom. Das Dessert soll in den 70ern in Venetien erfunden worden sein. Nun ist sein Schöpfer verstorben – aber nicht jeder gönnt ihm den Titel.
Es gehört in jedem guten italienischen Restaurant auf die Dessert-Karte: ein hausgemachtes Tiramisu. Der Mann, dem Italien diese Spezialität zu verdanken hat, ist nun im Alter von 81 Jahren in seiner Heimatstadt Treviso nahe Venedig verstorben. Roberto Linguanotto war dort einst Koch im Restaurant „Le Beccherie“, wo er 1970 das „Tiramisu“ entdeckt haben will.
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Durch Zufall, wie die Legende besagt: So sei Linguanotto bei der Produktion von Vanilleeis ein Löffel Mascarpone in die Schüssel mit der Zucker-Ei-Mischung geraten sein. Als der Koch den Löffel wieder herauszog und ableckte, soll er von dem Geschmack so begeistert gewesen sein, dass er daraus ein eigenes Dessert zauberte. Daher auch der Name: „Tiramisu“ bedeutet auf Deutsch so viel wie „Zieh mich hoch“.
Um den Ursprung des Tiramisus ranken sich viele Mythen
Die Süßspeise wurde erst zur Attraktion im Restaurant und später international bekannt. „Urlauber aus der ganzen Welt suchen unser Restaurant auf, um das wahre Tiramisu zu kosten“, berichtet Paolo Lai, der die „Beccherie“ vor zehn Jahren übernommen hat. „Mit Linguanotto sind wir bis zuletzt in Kontakt geblieben. Er war ein wunderbarer Mensch, für den die Qualität seiner Produktion heilig war“, erinnert sich Lai. „Er war eine so liebenswürdige Person, ein Mann anderer Zeiten, mit viel Sympathie und Charme.“
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Und doch will längst nicht jeder ihn als Erfinder des Tiramisus anerkennen. Um den Ursprung des Desserts ranken sich gleich mehrere Mythen: Einer andere Version zufolge wandelten Köche aus Modena und dem Veneto die in Frankreich Anfang 1800 erfundene Süßspeise „Charlotte à la russe“ ab. Sie stellten diese mit Mascarpone her, gaben der Creme Weinbrand, Marsala oder Rum hinzu und tränkten die Löffelbiskuits in Kaffee.
Wieder andere sehen den Ursprung des Tiramisus in den 1950er Jahren und nicht in Venetien, sondern in Österreichs Nachbarregion Friaul. Das Dessert soll einer Gruppe erschöpfter Skifahrer in den Alpen neue Kräfte verliehen haben. Auf Italienisch sagten sie, es habe sie hochgezogen, aufgebaut – „tirare sù“. Es soll sogar schriftliche Beweise geben, dass ein Koch aus San Canzian d‘Isonzo in den 50ern das „Tirime su“ kreiert haben soll.
„Statussymbol Tiramisu“: Italien veranstaltet sogar Weltmeisterschaft
Der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, verteidigt indes die Theorie, dass das Tiramisu von Linguanotto in Treviso erschaffen wurde. Die Stadt kämpft seit Jahren um die Anerkennung der Süßspeise als garantierte traditionelle Spezialität (STG). In Treviso findet seit einigen Jahren eine Tiramisu-Weltmeisterschaft statt. Hunderte Teilnehmer aus aller Welt, darunter mehrere Deutsche, kämpfen um den Titel des besten Tiramisu-Herstellers. Eine Jury wählt die Finalisten, die ein traditionelles und ein „kreatives“ Tiramisu zubereiten.
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„Das Tiramisu hat Statussymbol in Italien“, meint Restaurantbesitzer Paolo Lai. Deswegen streite man sich so leidenschaftlich über ein einfaches Dessert. „In unserem Restaurant bemühen wir uns, die Tradition des ursprünglichen Tiramisus aufrechtzuerhalten. Daher achten wir ganz besonders auf die Qualität der Rohprodukte, die alle aus unserer Gegend stammen. Für das beste Tiramisu muss die Qualität der Mascarpone, der Eier und der Biskuits optimal sein“, meint Lai. Dem Tiramisu habe er es zu verdanken, dass sein Lokal in Gastronomie-Reiseführern aus der ganzen Welt zu finden sei.