Palma de Mallorca. Mallorca zieht neben Millionen Touristen zahlreiche Promis aus aller Welt an. Warum gerade sie den Einheimischen ein Dorn im Auge sind.
Erst vor wenigen Tagen lag Mark Zuckerberg mit seiner neuen Megayacht „Launchpad“ (118 Meter, 300 Mio. Dollar) vor Palma und feierte mit Familie und Freunden den Geburtstag seines Vaters. Der 40-jährige Unternehmer (u.a. Facebook) ist indes nicht der einzige US-Amerikaner, der die Baleareninsel schätzt.
Die milliardenschwere Moderatorin Oprah Winfrey besichtigte kürzlich mit anderen vermögenden Freunden die Naturschutzinsel Dragonera im Westen Mallorcas. Dauergast ist ohnehin Schauspieler Michael Douglas, der erst vor Tagen durch Valldemossa an der Westküste flanierte. Douglas gehört dort seit Jahren ein großes Anwesen.
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Diese Stars und Reichen haben offenbar so viele Amerikaner inspiriert, dass sie nun auch nach Mallorca jetten. Seit 2023 gibt es Non-Stop-Flüge nach New York, die gut ausgelastet sind. Natürlich hat die Insel-Regierung ihr Scherflein dazu beigetragen, dass jetzt auch die Amis Mallorca lieben. Schließlich fallen seit dem Krieg Putins gegen die Ukraine die russischen Oligarchen weg. Die fehlenden Einnahmen sollen die neuen Gäste jenseits des Atlantiks ausgleichen.
Mallorca: Tourismus schürt Probleme auf der Urlaubsinsel
Allerdings ist die Insel auch ohne sie schon ausreichend mit Milliardären und Millionären gesegnet. Unternehmer, Vorstände und Promis aus ganz Europa haben auf Mallorca ein Domizil. Der Hamburger Unternehmer Klaus-Michael Kühne (41 Mrd. schwer) etwa wohnt seit Jahren im Nobelhafen Puerto d‘Andratx, wo er laut Inselmedien vor wenigen Tagen kurzerhand das Nachbargrundstück für 17 Millionen Euro erwarb – um besser vor Baulärm geschützt zu sein.
Neuerdings ist auch Jürgen Klopp dabei, der bei Santa Ponsa die Villa des Schweizer Zirkuskönigs Knie erworben hat. Die Immobilienpreise auf der Insel kennen wegen der Nachfrage seit Jahren nur eine Richtung. Mittlerweile sind Objekte für mehr als 20 Millionen Euro keine Seltenheit mehr. Makler und Notare verdienen sich goldene Nasen. Und manch einem Beobachter kommt in den Sinn, dass viele der Vermögenden zu Hause darüber klagen, wie schlecht es doch der deutschen Wirtschaft gehe.
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Neben dieser Welt des unfassbaren Reichtums gibt es noch die 18 Millionen Touristen, die im letzten Jahr auf der Insel ihren Urlaub verbrachten. Mallorca zählt damit zu den beliebtesten Reisezielen, nicht nur der Deutschen. Es kommen ebenso viele Briten oder Menschen aus Skandinavien. Das Gerede vom „17. Bundesland“ ist also ziemlicher Quatsch. Sie alle schätzen die Strände, die malerischen Buchten, die Wanderwege, Golfplätze, Sehenswürdigkeiten, Weine und die Kultur. Und dann gibt es natürlich noch die Partymeilen an der Playa de Palma (von Boulevardmedien gern Ballermann genannt), in Cala Ratjada oder Peguera.
Tourismus-Proteste: Dagegen wehren sich die Einheimischen
Doch nun scheint vielen Mallorquinern die Menge an Touristen zu viel zu werden. In Palma gab es Ende Mai eine Demo mit 15.000 Menschen, die „Mallorca no es ven“ (Mallorca ist nicht zu verkaufen) skandierten. An der traumhaften Cala de Moro im Südosten besetzten Mitte Juni empörte Einwohner den Strand, weil sich am Zugang teils lange Schlangen von Touristen bilden. Kein Platz mehr für die Einheimischen.
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Die konservative Inselregierung, geduldet durch die rechtspopulistische Partei Vox, steckt in der Klemme: Einerseits will sie den Erfolg des Tourismus nicht behindern, zugleich muss sie auf die Forderungen der Einwohner eingehen. Und die verlangen vor allem bezahlbare Mieten. Der Preis für Wohnraum hat sich in den letzten Jahren verdreifacht – zu viel für die vielen Kellnerinnen, Köche oder Putzkräfte. Ein Grund für die Verteuerungen sind die Vermieter, die eine Wohnung lieber für 150 bis 200 Euro pro Tag an Touristen vermieten als an Einheimische. Klar, dass das für Zündstoff zwischen Beschäftigten, Touristen und Eigentümern sorgt.
Es liegt also nicht an den Touristen allein, dass die Inselbewohner aufgebracht sind. Viele mallorquinische Grundbesitzer sind in den letzten Jahren reich geworden, weil sie für sehr viel Geld Bauland an Deutsche, Briten, Skandinavier verkauften, die auf dem Land dann Villen oder Luxus-Eigentumswohnungen errichteten. Und wo so viel Geld im Spiel ist, denkt eben niemand an die einheimischen Beschäftigten, die keine einfache Wohnung finden. Irgendwie kennt man das aus Deutschland – Sozialwohnungen müssen dringend her.
Druck auf Mallorcas Regierung wächst
Bislang ist nicht erkennbar, wie die Insel-Regierung die Probleme lösen will. Immerhin will man nun die Vermietung von Ferienobjekten stärker kontrollieren. Und vielleicht macht man es wie Barcelona, wo der Internet-Wohnungsvermieter Airbnb bis zum Jahr 2029 untersagt werden soll. Den florierenden Bauboom von Villen will man indes nicht begrenzen. Zumal die neue Insel-Regierung nach ihrem Sieg über die linken Vorgänger vor einem Jahr eher weniger Restriktionen für Investoren und weniger Umweltschutz propagierte. Jetzt muss sie eine Kehrtwende hinlegen, um die Lage zu beruhigen.
Zumindest beim Partyvolk will Palmas Bürgermeister Jaime Martinez Entschlossenheit zeigen. Zwar ist das Trinken von Alkohol außerhalb der Kneipen und Discos wie „Megapark“ schon länger untersagt. Doch nun sollen neue Ordnungshüter die Regeln kontrollieren. Die Anwohner der Playa wollen es nämlich nicht mehr hinnehmen, dass Betrunkene an Häuserwände pinkeln und bis in die frühen Morgenstunden grölen. Besserung wurde allerdings schon häufig versprochen, passiert ist nur wenig. Auch, weil die Gastronomen an der Playa nicht auf ihr Geschäft verzichten wollen.
Corona-Pandemie: Lockerungen waren Fluch und Segen zugleich
Den protestierenden Mallorquinern geht es indes um mehr: Sie verlangen eine Perspektive für den Tourismus der Zukunft, die die Belange der Beschäftigten, der Einwohner und der Umwelt einschließt. Dazu gehören etwa der Schutz der Natur und des Meeres, das von den unzähligen Yachten bedroht ist.
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Zugleich haben alle auf der Insel noch die harte Zeit der Corona-Pandemie in Erinnerung, als von leerstehenden Hotels die Botschaft „S.O.S. Turismo“ prangte. Gaststätten und Hotels standen damals vor dem Aus. Nun, da die Übernachtungszahlen in ungeahnte Höhen schießen, wird manchem klar, dass Umsätze und Gewinne zwar prima sind, es aber so wie jetzt nicht weitergehen kann. Einen konkreten Plan dafür gibt es aber noch nicht.
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Derweil erwartet Palmas Flughafen in diesem Sommer neue Rekordwerte. Schon der Mai lag über allen Erwartungen. Für die Reichen dieser Welt wird gerade ein neues Terminal für deren Privat-Jets gebaut; sie benötigen halt mehr Platz. Und die Pools der Tausenden Villen sind weiter gut gefüllt, während anderenorts das knappe Wasser gespart werden muss. Die nächste Groß-Demo gegen die Auswüchse des Tourismus auf Mallorca ist für den 21. Juli anberaumt, mitten in den Sommerferien.