Berlin. In Italien sind in kurzer Zeit vier Fälle des Oropouche-Fiebers nachgewiesen worden. Das sollten Urlauber über das Tropenvirus wissen.
Hohes Fieber, Übelkeit, Muskelschmerzen – alles Symptome einer Tropenkrankheit, die unlängst bei zwei Patienten in der Lombardei festgestellt wurden. Wie „La Repubblica“ berichtete, handelt es sich um das Oropouche-Fieber, das sich die beiden Patienten bei Reisen nach Kuba und Brasilien zugezogen haben sollen. Das Virus ist in Südamerika – speziell im Amazonasgebiet – weit verbreitet und wird von Stechmücken übertragen.
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Die Zahl der in Italien gemeldeten Fälle steigt damit auf vier. Im Juni wurde das Virus zum ersten Mal in Europa festgestellt, bei einem Mann in Venetien, der zuvor aus der Karibik zurückgekehrt war. In allen genannten Fällen haben sich die Betroffenen somit außerhalb Italiens angesteckt, wie in Laboren nachgewiesen werden konnte. Für die breite Masse besteht laut Experten keine Gefahr.
Oropouche-Virus: Ansteckung und Symptome
Das Oropouche-Virus gehört wie das bekanntere Dengue-Virus zur Gruppe der Arboviren und ist in Zentral- und Südamerika sowie in der Karibik beheimatet. Übertragen wird das Oropouche-Fieber der WHO zufolge von Mücken der Art Culicoides paraensis oder auch bestimmten Moskito-Arten (Culex quinquefasciatus). Vor allem während der Regenzeit steigt die Gefahr einer Infektion.
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Die gute Nachricht: Bisher sind keine Fälle bekannt, bei denen das Virus von Mensch zu Mensch übertragen worden wäre. Die Forschung sieht keine Anhaltspunkte dafür, dass eine direkte Übertragung möglich ist. Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit vergehen laut WHO meist vier bis acht Tage. Die typischen Symptome des Oropouche-Fiebers setzen meist plötzlich ein mit:
- Hohem Fieber
- Hautausschlag
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Übelkeit
Hinzu kommen oft:
- Kopfschmerzen
- Schüttelfrost
- Erbrechen
- Schmerzen im Bereich der Augenhöhlen
In den meisten Fällen halten diese Symptome für fünf bis sieben Tage an. Bis zur vollständigen Genesung vergehen gewöhnlich etwa sieben Tage, in manchen Fällen auch mehrere Wochen. 60 Prozent der Patienten berichten von einem abgeschwächten Rückfall nach der akuten Phase.
Eine spezifische Behandlungsmethode oder gar eine Impfung gegen das Virus gibt es bislang nicht. Die Patienten werden überwacht und bei Bedarf symptomatisch behandelt. Zu schweren Verläufen kommt es laut WHO selten, allerdings kann eine Ansteckung mit dem Oropouche-Virus im schlimmsten Fall zu einer aseptischen Meningitis, einer speziellen Form der Hirnhautentzündung, führen.
Tropenvirus in Italien: So wird er erforscht
Nach Bekanntwerden der beiden neusten Oropouche-Fälle in Italien hat sich das Sacco-Krankenhaus in Mailand der Sache angenommen. Im dortigen Labor können anhand von selbst entwickelten Molekular-Techniken Viruserkrankungen diagnostiziert werden. „Die Bedeutung dieser in Italien erstellten Diagnosen ist für die Überwachung der Ausbreitung des Virus unerlässlich“, so die Virologin Maria Rita Gismondo gegenüber „La Repubblica“.
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Der erste Fall des Oropouche-Fiebers in Europa wurde vom Krankenhaus Sacro Cuore Don Calabria (IRCCS) in Negrar untersucht. Laut den Experten der Abteilung für Infektions-, Tropenkrankheiten und Mikrobiologie handelt es sich um eines der am weitesten verbreiteten Arboviren in Südamerika, mit geschätzt über 500.000 diagnostizierten Fällen seit 1955. Verlässliche Zahlen gibt es jedoch nicht. Hinzu kommt, dass die Diagnose nicht immer einfach ist: Die Symptome des Oropouche-Fiebers können denen anderer Arbovirus-Erkrankungen wie dem Dengue-Fieber ähneln.
RKI: Risiko für Tropenkrankheiten in Europa steigt
Auch wenn die Überträger des Oropouche-Virus in Südamerika heimisch sind, besteht durch den Personen- und Warenverkehr immer die Möglichkeit, dass die Mücken selbst oder die Viren nach Europa eingeschleppt werden. Auch das Dengue- und das West-Nil-Virus, das ebenfalls durch Mückenstiche übertragen wird, sind auf diesem Wege nach Europa gelangt. „Arboviren wie das Oropouche-Fieber oder Dengue, Zika und Chikungunya gehören zu den Notfällen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, an die wir uns gewöhnen müssen“, so die Einschätzung der IRCCS-Experten. Es sei daher wichtig, auf Ausbrüche vorbereitet zu sein und die Forschung zu vertiefen.
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Denn die Globalisierung ist nicht der einzige Risikofaktor. Das Robert-Koch-Institut (RKI) warnt schon lange vor den Auswirkungen der Klimakrise auf die Verbreitung von Infektionskrankheiten. Demnach begünstigen steigende Temperaturen und längere Wärmeperioden die Ansiedlung von Überträgern wie etwa der Tigermücke in Europa. Ihr Stich kann unter anderem das Dengue-Fieber übertragen. Im September vergangenen Jahres sorgten vereinzelte Fälle am Gardasee für Aufregung. Experten gaben jedoch schnell Entwarnung: Kleinere Ausbrüche gibt es auch in Europa immer wieder. Wichtig sei es, die Mücken konsequent und schnell zu bekämpfen und die Situation zu überwachen.