Berlin. Erstmals wurde in Europa ein Mensch positiv auf das Oropouche-Fieber getestet. Das Virus wurde bei einem Mann in Venetien nachgewiesen.
In Europa ist erstmals ein Fall von Oropouche-Fieber aufgetreten. Ein Patient aus Venetien in Italien, der kürzlich in der Karibik war, wurde im Sacro Cuore Don Calabria (IRCCS) in Negrar positiv auf das Virus getestet. Die Gesundheitsbehörden in Venetien sowie internationale Überwachungsdienste wurden umgehend informiert. Nun soll die Möglichkeit einer Verbreitung des Virus durch potenzielle Überträger wie Mücken und Stechmücken untersucht werden.
„Das Oropouche-Fieber wird durch das gleichnamige Virus (OROV) verursacht, das normalerweise im Amazonasgebiet verbreitet ist und durch Insektenstiche, insbesondere Mücken und Stechmücken, auf den Menschen übertragen wird“, erklärte Federico Giovanni Gobbi, Leiter der Abteilung für Infektions-, Tropen- und mikrobiologische Krankheiten des IRCCS der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.
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Symptome des Oropouche-Fiebers ähneln anderen tropischen Virusfiebern
Concetta Castilletti, Leiterin der Abteilung Virologie und neu auftretende Krankheitserreger am IRCCS, erklärte gegenüber italienischen Medien, dass die Symptome des Oropouche-Fiebers drei bis acht Tage nach einem Insektenstich auftreten. Diese ähnelten anderen tropischen Virusfiebern wie Dengue, Zika oder Chikungunya und umfassten hohes Fieber, Kopfschmerzen, Augenschmerzen, allgemeines Unwohlsein, Muskel- und Gelenkschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Lichtempfindlichkeit. In seltenen Fällen kann das zentrale Nervensystem betroffen sein, was zu Meningitis und Enzephalitis führen kann. Etwa 60 Prozent der Patienten erleben eine abgeschwächte Wiederkehr der Symptome nach der akuten Phase.
Da es weder spezifische Heilmittel noch Impfstoffe gegen das Oropouche-Fieber gibt, konzentriert sich laut den Berichten die Behandlung auf die Linderung der Symptome und die Überwachung der Patienten. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO erholen sich die meisten Patientinnen und Patienten innerhalb von sieben Tagen. In Einzelfällen könne die Genesung jedoch auch Wochen dauern.
RKI: Oropouche-Fieber in Südamerika weit verbreitet
Das Oropouche-Fieber zählt laut dem Robert Koch-Institut (RKI) zu den am weitesten verbreiteten Arboviren-Krankheiten in Südamerika. Seit 1955 wurden dort über 500.000 Fälle diagnostiziert. Es ist hauptsächlich im Amazonasgebiet verbreitet und wird vorwiegend durch Insektenstiche auf Menschen übertragen.
Trotz der Präsenz von Insekten der Spezies ‚Culicoides‘ in Italien sehen Experten des Istituto Superiore di Sanità laut einem Bericht von „La Repubblica“ derzeit kein erhöhtes Risiko einer autochthonen Übertragung, also einer Übertragung vor Ort, da der spezifische Vektor, Culicoides paranensis, in Europa bislang nicht vorkommt. Unter dem Vektor versteht man ein Transportvehikel, dass eine DNA-Sequenz in eine Empfängerzelle einbringen kann.
Die aktuelle epidemiologische Situation zeigt, dass zwischen Ende 2023 und 2024 über 5000 Fälle von Oropouche-Fieber in Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Peru und neuerdings auch in Kuba gemeldet wurden.