Berlin. Auf Zypern haben Archäologen einen 4000 Jahre alten Tempel gefunden. Ein zentraler, über zwei Meter hoher Monolith gibt ihnen Rätsel auf.

Luca Bombardieri ist begeistert. Seit 15 Jahren arbeiten der Archäologe von der Universität Siena (Italien) und sein Team auf Zypern, haben dort über die Jahre einen mehr als 1000 Quadratmeter großen Werkstattkomplex freigelegt, der aus der mittleren Bronzezeit (2000 bis 1600 v. Chr.) stammt. Und nicht nur das: Bei ihren Ausgrabungen stießen sie auf einen versteckten Komplex, von dem Bombardieri nun endlich berichten kann. Für ihn ist es der „Tempel der Tempel“, wie ihn das Archäologie-Portal „Arkeonews“ zitiert.

Bei dem Fund handelt es sich um den ältesten „heiligen Ort“, der jemals auf der Mittelmeerinsel Zypern entdeckt wurde. Er liegt auf einer Hügelkuppe in der Nähe der heutigen Großstadt Limassol. Der Standort habe den Menschen vor 4000 Jahren wegen seiner ausreichenden Belüftung, der vorhandenen Süßwasserquellen und leicht verfügbaren Färbepflanzen optimale Bedingungen für ihr Handwerk geboten.

Archäologen entdecken Tempel auf Zypern: Rätsel um Monolithen

Der Tempel, den man über die Arbeitsräume des Werkstattkomplexes betritt, beherbergte einen 2,3 Meter hohen Monolithen, eine Kohlepfanne und eine große Amphore – Gegenstände, die laut Experten auf rituelle Praktiken schließen lassen. Bombardiere hält es für möglich, dass die Anführer der Siedlung, die die Produktion überwachten, auch als spirituelle Führer fungierten. Im Umfeld des Werkstattkomplexes befanden sich laut „archeologymag.com“ auch Wohneinheiten und eine Grabstätte.

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Rätsel gibt den Wissenschaftlern noch der Monolith auf. Der glatte, polierte Stein stand im Zentrum des Raums und war mit einem kreisförmigen Motiv aus kleinen Bechern verziert. Dieses könnte eine zentrale Rolle in den Ritualen und im Glauben der antiken Gemeinschaft gespielt haben, schreibt die Universität Siena. Die genaue Bedeutung des Symbols liegt aber im Dunkeln.

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Antiker Tatort? Archäologen finden Skelett einer Frau

Neben dem Tempel wurde bei den Ausgrabungen das Skelett einer etwa 20-jährigen Frau freigelegt. Vieles deutet darauf hin, dass sie eines gewaltsamen Todes starb – möglicherweise als Opfer eines antiken Frauenmordes. So weise ihr Schädel Anzeichen eines schweren Bruches auf, der wahrscheinlich durch einen Speer oder einen ähnlichen Gegenstand verursacht wurde. Auf der Brust der Toten befand sich zudem ein schwerer Stein, der mutmaßlich verhindern sollte, dass ihr Geist die Lebenden heimsucht.

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Bombardieri vermutet, dass dieser Fall anderen Tötungen ähneln könnte, die in verschiedenen Teilen Zyperns nachgewiesen wurden. Dort wurden junge Frauen getötet und von ihren Gemeinschaften isoliert – möglicherweise aufgrund von Problemen im Zusammenhang mit der Mutterschaft. Der Eingang zu der kleinen Wohnung, in der die Frau gefunden wurde, war sorgfältig versiegelt und ähnelte einem Grab.

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