Berlin. Selten zuvor gab es so früh im Jahr derart schwere Wirbelstürme. „Beryl“ verheerte die Karibik und sorgt im Süden der USA für Angst.
Auf Mayreau, einer der kleinsten Inseln von St. Vincent und den Grenadinen in der Karibik, wird „Beryl“ wohl noch lange in schlechter Erinnerung bleiben. Das nur 360 Einwohner zählende Eiland wurde von „Beryl“ komplett verwüstet, 98 Prozent der Gebäude sind schwer zerstört. Sogar eine alte Steinkirche überstand den Hurrikan nicht.
Nachdem er mehrere Karibik-Staaten verheert und mindestens elf Todesopfer gefordert hat, zieht „Beryl“ nun weiter Richtung Westen. Der US-Bundesstaat Texas rüstet sich für seine baldige Ankunft - dann wieder als Hurrikan. In der Karibik hatte der Wirbelsturm die höchste Hurrikan-Stärke - Kategorie 5 - erreicht. „Beryl“ schwächte seitdem immer mehr ab und wurde über Mexiko zu einem Tropensturm herabgestuft.
USA: Texanischer Gouverneur ruft Notstand aus
Nach Angaben des US-Hurrikanzentrums NHC liegt die anhaltende Windgeschwindigkeit bei 95 Kilometern pro Stunde, im Laufe des heutigen Tages werde der Sturm aber voraussichtlich über dem Meer im Golf von Mexiko wieder zum Hurrikan (mindestens 119 km/h) werden. Der Landfall des Sturmzentrums an der Küste von Südtexas wird am Montag erwartet.
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Für einen Abschnitt der Golfküste, zu dem auch die Großstadt Corpus Christi gehört, gilt eine Hurrikanwarnung. Im County Refugio, wo rund 7000 Menschen leben, wurde eine Evakuierung angeordnet. In mehreren anderen texanischen Countys wurden die Bewohner aufgerufen, sich freiwillig in Sicherheit zu bringen. Der kommissarische Gouverneur von Texas, Dan Patrick, rief in 121 Countys den Notstand aus. Die Meteorologen erwarten schweren Regen, Hochwasser und Sturzfluten. Auch Tornados seien möglich.
In Mexiko war „Beryl“ am Freitag als Hurrikan der Stufe 2 nahe dem Karibikbadeort Tulum auf die Halbinsel Yucatán getroffen. Er entwurzelte Bäume und warf Straßenschilder um. In weiten Teilen der viel besuchten Urlaubsregion fiel der Strom aus.
Klimawandel sorgt wohl für immer stärkere Wirbelstürme
Zuvor war der Sturm über mehrere Karibikinseln hinweggefegt und hatte dort eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Mindestens elf Menschen kamen ums Leben, darunter auch drei in Venezuela. Auf einigen Inseln im Südosten der Karibik, die zu den Staaten Grenada sowie St. Vincent und die Grenadinen gehören, wurden den Regierungen zufolge mehr als 90 Prozent der Häuser beschädigt oder zerstört. Auf Jamaika waren nach Angaben des Stromanbieters JPS am Samstag mehr als 250.000 Haushalte noch immer ohne Elektrizität.
Zwischenzeitlich wurden bei „Beryl“ anhaltende Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 Kilometer pro Stunde gemessen - ab 252 Stundenkilometern ist die Kategorie 5 erreicht. Noch nie war so früh in der atlantischen Hurrikan-Saison, die im Juni beginnt und ein halbes Jahr dauert, ein derart starker Sturm erfasst worden. Wärmeres Meereswasser im Zuge des Klimawandels macht starke Wirbelstürme wahrscheinlicher. fmg/dpa