Berlin. In China haben Forscher offenbar eine neue Art des sogenannten Vampirkalmares entdeckt. Bisher war nur eine Art dieser Gattung bekannt.
Wissenschaftler in China haben möglicherweise eine neue Art von Vampirkalmaren identifiziert, die damit erst die zweite bekannte Art dieser Gattung weltweit wäre.
Vampirkalmare (Vampyroteuthis infernalis) werden etwa 30 cm lang. Trotz ihres bedrohlichen Aussehens und Namens sind sie Tiefsee-Aasfresser und wahrscheinlich nur für kleine wirbellose Tiere gefährlich. Tatsächlich fressen sie normalerweise Kot und tote Tiere. Die Art wurde in gemäßigten und tropischen Meeresgebieten in vielen Teilen der Welt gefunden.
Die einzige bisher anerkannte Art wurde 1903 nach einer Tiefseeexpedition unter der Leitung des deutschen Meeresbiologen Carl Chun beschrieben. Später wurden noch mehrere weitere Arten beschrieben, die sich jedoch letztendlich als Mitglieder derselben Art herausstellten.
Forscher beschreiben zweite Art von Vampirkalmaren
Bei diesen angeblichen Neuentdeckungen handelte es sich um Jungformen von V. infernalis, die sehr unterschiedliche körperliche Merkmale aufwiesen – dem Tintenfisch wächst mit zunehmenden Alter ein zweites Flossenpaar näher am Kopf und seine ursprünglichen Flossen verschwinden.
„Zehn synonyme Arten, die zuvor beschrieben worden waren, zeigten einige morphologische Unterschiede in ihren verschiedenen Lebensstadien“, sagt der leitende Studienautor Dajun Qiu, Meeresbiologe am South China Sea Institute of Oceanology, gegenüber „Live Science“.
In einer neuen Studie haben die Forscher nun eine zweite Art von Vampirkalmaren beschrieben, die 2016 im Südchinesischen Meer in der Nähe der chinesischen Insel Hainan gefunden wurde und die sie „V. pseudoinfernalis“ nannten. Das Exemplar wurde in einer Tiefe von etwa 800 bis 1000 Meter gefunden, der sogenannten Dämmerungszone, in die nur wenig Licht von der Oberfläche eindringt.
Die neu identifizierte Art weise einige einzigartige Merkmale auf, die sie von V. infernalis unterscheide. So sei beispielsweise die Position zweier Leuchtorgane – lichterzeugender Organe – zwischen Flossen und Schwanz anders. Bei V. infernalis befinden sie sich in einem Drittel zwischen Flossen und Körperende, während sie sich bei V. pseudoinfernalis etwa in der Mitte zwischen diesen Punkten befinden. V. pseudoinfernalis habe außerdem einen spitzen Schwanz, während V. infernalis überhaupt keinen hat. Die neu entdeckte Art verfüge außerdem über einen Schnabel mit einem längeren Flügel am Unterkiefer.
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Fossilien von zahlreichen ausgestorbenen Verwandten
„Auf Fotos des konservierten Exemplars sieht es aus wie ein schwarzer, gallertartiger Klumpen – aber in seiner Tiefseeumgebung hat es wahrscheinlich die bauschige, mantelartige Form seines Vetters. Genetische Analysen deuten außerdem darauf hin, dass V. pseudoinfernalis eine eigenständige Art ist“, beschreibt Qiu.
„Wir werden in Zukunft weitere Exemplare analysieren, um sicherzustellen, dass die beobachteten morphologischen Unterschiede konsistent sind“, sagte Qiu. Es scheine wahrscheinlich, dass seine Ernährung der seines bekannteren Verwandten ähnele, aber die Forschung laufe noch, so der Wissenschaftler.
Während die Ordnung der Vampirkalmare nur V. infernalis und den vermuteten V. pseudoinfernalis umfasst, gibt es Fossilien von zahlreichen ausgestorbenen Verwandten. Eine neu entdeckte Art, die 2022 in Luxemburg ausgegraben wurde, wurde mit Fischen in den Tentakeln konserviert.
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