Neapel. Die Menschen um Neapel sind besorgt, schon wieder haben Erdbeben die Region erschüttert. Wacht der Supervulkan Campi Flegrei langsam auf?
Das Vulkangebiet der Phlegräischen Felder, in Italien Campi Flegrei (Brennende Felder) genannt, nahe Neapel kommt nicht zur Ruhe. Nachdem am 20. Mai ein Erdbeben der Stärke 4.4, die stärkste Erschütterung seit 40 Jahren, die Bevölkerung in Schrecken versetzte und Schäden verursachte, ist es diese Woche erneut zu einem Bebenschwarm gekommen.
Innerhalb von 15 Stunden zwischen Dienstag und Mittwoch wurden mehrere Beben gemeldet. Der stärkste Schlag mit einer Magnitude von 3,2 riss die Menschen aus dem Schlaf und löste Panik aus. Acht kleinere Beben folgten bis 7.14 Uhr. In der Hafenstadt Pozzuoli und im Westen Neapels, einem dicht besiedelten Gebiet, in dem eine halbe Million Menschen leben, ging wieder die Angst um. Die Gegend gilt als „Rote Zone“, weil dort jederzeit die Gefahr eines Vulkanausbruchs oder Erdbebens besteht. In den vergangenen zwei Jahren kam es zu einer deutlichen Zunahme der Bodenerhebung und der seismischen Aktivität, die in dem Erdbeben der Stärke 4,4 am 20. Mai gipfelte.
Erdbeben am Supervulkan: Seismische Aktivität rückt näher an Neapel heran
Die „Phlegräischen Felder“ sind ein insgesamt 150 Quadratkilometer großes Areal mit hoher vulkanischer Aktivität. Aus diesem Grund wird die Gegend des Supervulkans ständig überwacht. Ungewöhnlich ist, dass die Epizentren der jüngsten Beben weiter im Osten im Vergleich zu den anderen bisherigen Erdstößen lagen. Damit rückt die bradyseismische Aktivität, wie die Erdbewegungen in der Gegend genannt werden, um zwei bis vier Kilometer näher an Neapel heran – mit fast einer Million Einwohner die größte Metropole Süditaliens.
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Die Forscher der Universität „Federico II.“ und des Vesuv-Observatoriums haben eine neue Verwerfung in den Phlegräischen Feldern entdeckt: Sie befindet sich vor La Pietra, der Strandpromenade von Bagnoli, einem westlichen Gebiet von Neapel. Die Studie ergab, dass die neue Verwerfung während des Erdbebens vom 27. September 2023 entstanden ist, das eine Stärke von 4,2 hatte und von der Bevölkerung stark gespürt wurde.
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Neapel in Gefahr? Experten rechnen mit Erdbeben bis zu einer Stärke von 5
Die Arbeit der Wissenschaftler wurde in der Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters der American Geophysical Union“ veröffentlicht. Im Rahmen der Studie haben Experten die Beben des letzten Jahrzehnts mit einer neuen Technik kartiert, die durch die Integration seismologischer Daten, geophysikalischer Parameter und geologischer Informationen entwickelt wurde. Die Studie bestätigt, dass sich im Westen Neapels eine neue Gefahrenzone entwickelt hat.
Die hochpräzise Lokalisierung ergab eine maximale Epizentren-Tiefe von etwa drei bis vier Kilometern, wobei die stärkeren Erdbeben im Allgemeinen mit größeren Tiefen des Epizentrums in Verbindung gebracht werden. Die Experten gehen davon aus, dass angesichts der Bodeneigenschaft Erdbeben mit einer maximalen Magnitude von 5 auftreten könnten.
Name | Campi Flegrei (Phlegräische Felder) |
Lage | Westlich von Neapel, Italien |
Typ | Supervulkanische Caldera |
Bedeutende Eruptionen | Campanian Ignimbrite (vor 39.000 Jahren), Neapolitan Yellow Tuff (vor 15.000 Jahren) |
Größe | 13 km breit |
Historische Bedeutung | Zwei massive Eruptionen führten zum Kollaps der Caldera |
Die italienische Regierung hat Ende Juni ein Maßnahmenpaket zur Vorbeugung von Erdbebenrisiken in den Phlegräischen Feldern gebilligt. So beschloss sie ein Verbot des Baus neuer Immobilien in der Gegend – mit Ausnahme von Fabriken, Betrieben und Arbeitsstätten. 440 Millionen Euro wurden für die Anpassung der öffentlichen Gebäude an antiseismische Standards locker gemacht.
20 Millionen Euro wurden für die Behebung der Schäden eines schweren Erdbebens in der Gegend am 20. Mai zur Verfügung gestellt, wegen dem Dutzende Familien ihre Wohnungen verlassen mussten. Die Menschen, die gezwungen waren, aus Sicherheitsgründen ihre Häuser in der Region zu verlassen, erhalten einen Beitrag von 400 Euro bis 900 Euro pro Person und Monat, der aufgestockt werden kann.