Neapel. Die Phlegräischen Felder rumoren. Im Großraum Neapel geht bei den Menschen die Angst um – der Bürgermeister versucht zu beruhigen.
Das Gebiet rund um Neapel ist zum Wochenstart von einem ganzen Schwarm an Erdbeben erschüttert worden. Zunächst hatten am Montagabend mehrere relativ starke Erdstöße die Bewohner der Stadt in Sorge versetzt.
Nach Angaben des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) maß das heftigste Beben eine Stärke von 4,4, in einer Tiefe von rund 2,5 Kilometern. Das Epizentrum lag laut INGV in den Phlegräischen Feldern.
Seither ist die Erde im Süden Italiens nicht zur Ruhe gekommen. Rund 150 Beben wurden gemessen, die Rede ist von der stärksten Erdbeben-Serie seit 40 Jahren. Es kam am Dienstag zu Evakuierungen, Menschen verbrachten die Nacht in Notunterkünften, teilweise blieben Schulen und Fabriken geschlossen, etwa in der Stadt Pozzuoli.
Erdbeben-Serie bei Neapel: „Müssen mit der Angst leben“
„Wir müssen mit der Angst leben, immer“, sagte ein Bewohner Pozzuolis im Sender Rainews. „Wie lange halten die Gebäude die Erschütterungen noch aus? Sie sind nicht dafür gemacht“, fügte er hinzu. „Mein Laden wurde noch nie kontrolliert“, sagte die Frisörin Nella Aprea aus Pozzuoli. „Es gibt Aktionspläne, aber es gibt nicht genügend Mittel.“
Größere Schäden wurden nach Angaben der Behörden nicht gemeldet. Allerdings gerieten viele Bewohnerinnen und Bewohner des Erdbebengebiets in Panik. Rettungsdienste in der Region meldeten Risse an Gebäuden und herabgefallene Teile.
Die Behörden kündigten an, die Gebäude auf ihre Standfestigkeit hin zu kontrollieren. Auch ein Gefängnis mit 140 Insassen wurde geräumt, die Menschen auf andere Anstalten verlegt.
Neapels Bürgermeister sieht Lage „unter Kontrolle“
Die rund 4,4 Millionen Menschen, die im Großraum Neapel leben, sind in großer Sorge. Unweit der Metropole liegt der Supervulkan Campi Flegrei, in Deutschland Phlegräische Felder genannt, die Region allein ist 500.000 Menschen ein Zuhause.
Der Bürgermeister von Neapel, Gaetano Manfredi, sagte, die Lage sei „unter Kontrolle“. Ein Vulkanausbruch stehe nicht bevor. Die Erdbeben könnten aber noch Monate andauern. Währenddessen sei es wichtig, „zu versuchen, Normalität zu wahren“. Auch Experten halten einen Vulkanausbruch in naher Zukunft für unwahrscheinlich.
Zwar liegt der letzte Ausbruch des Riesen rund 500 Jahre zurück – doch unter der Erde rumort es immer heftiger, Erdbeben gehören fast zur Tagesordnung.
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Auch in Neapel hatte sich am Montag die Angst breitgemacht. Viele Menschen seien verängstigt gewesen und aus Sorge auf die Straßen gelaufen, heißt es in italienischen Medien. Vor allem in der Nähe des Epizentrums seien einige Häuser regelrecht durchgeschüttelt worden, berichteten Anwohner der Zeitung „Corriere del Mezzogiorno“.
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Supervulkan verbreitet Furcht
Die Phlegräischen Felder, ein Gebiet mit hoher vulkanischer Aktivität in der Region Kampanien im Süden Italiens, werden seit geraumer Zeit von vielen kleinen Erdbeben heimgesucht. Meistens sind es kleine und kaum spürbare Erschütterungen, die die Erdkruste in dem Areal schwächen.
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Seit elf Jahren gilt für das Gebiet die Alarmstufe Gelb, die zur Vorsicht aufruft. In den vergangenen Monaten kam es jedoch auch zu stärkeren Erdstößen. Zuletzt gab es vergangenen September ein stärkeres Erdbeben der Stärke 4,2. Was die Besorgnis der Anwohner verstärkt: Seit Wochen hebt sich der Boden über dem Supervulkan ungewöhnlich stark an. Das deutet auf möglicherweise wachsenden Druck im Inneren des vulkanischen Ungetüms.
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Neapel ist von zwei Seiten bedroht
Der Vesuv liegt ebenfalls in der Nähe von Neapel – die Stadt wird von zwei Seiten bedroht. Der letzte Ausbruch des Vulkans liegt 80 Jahre zurück: Er begann am 18. März 1944 und dauerte zehn Tage. Trotz der Evakuierung von mehr als 10.000 Menschen gab es damals 26 Tote. Im Jahr 79 nach Christus hatten nach mehreren Ausbrüchen des Vesuvs Asche, Schlamm und Lava die antike Stadt Pompeji unter sich begraben, Tausende starben. Die Anlage gehört heute zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Italiens. (mit AFP/dpa)