Berlin. Mehr als 3000 Jahre schlummerten die Überreste eines Schiffswracks in der Tiefsee. Nun haben Archäologen Teile seiner Ladung geborgen.

Über 3200 Jahre ruhte es auf dem Boden der Tiefsee. Nun haben Archäologen vor der Küste Israels in mehr als 1600 Metern Tiefe ein Schiffswrack entdeckt und Teile seiner Ladung geborgen. Der Fund ist außergewöhnlich – und lässt neue Erkenntnisse über die Art, wie Menschen vor Tausenden von Jahren zur See fuhren, zu.

Tatsächlich sind die eigentlichen Finder des Wracks allerdings keine Archäologen. Entdeckt wurde es laut einer Mitteilung der israelischen Altertumsbehörde von dem in London ansässigen Energieunternehmen Energean, das vor Ort nach Öl- und Gasvorkommen sucht. Bei genaueren Erforschungen stieß man schließlich auf die Ladung des Schiffs: Überrest von hunderten Amphoren – Krüge mit zwei Henkeln, in denen in der Bronzezeit auf See Güter wie Wein oder Olivenöl gelagert wurden.

Archäologie: Wrack vor Israel bereits im vergangenen Jahr entdeckt

Nur zwei dieser Amphoren – von denen man annimmt, dass sie vom Volk der Kanaaniter verwendet wurden, das in einem Gebiet lebte, das sich von der heutigen Türkei bis nach Ägypten erstreckte – wurden mit speziell entwickelten Werkzeugen entfernt, um die verbleibenden Artefakte nicht zu beschädigen.

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Das Wrack wurde bereits im vergangenen Jahr 90 Kilometer vor der Küste Nordisraels gefunden. Nach Einschätzung der Behörden stammt es aus dem 13. oder 14. Jahrhundert vor Christus – und somit aus einer Zeit, als der Seehandel zu florieren begann. „Das Schiff scheint in einer Krise gesunken zu sein, entweder wegen eines Sturms oder wegen eines versuchten Piratenangriffs – ein bekanntes Vorkommnis in der späten Bronzezeit“, erklärt Jacob Sharvit, Leiter der Meeresabteilung in der Altertumsbehörde. 

Jacob Sharvit und Karnit Bahartan mit den antiken Gefäßen, die nahe der israelischen Küste in einem antiken Wrack gefunden wurden.
Jacob Sharvit und Karnit Bahartan mit den antiken Gefäßen, die nahe der israelischen Küste in einem antiken Wrack gefunden wurden. © AFP | Israeli Antiquities Authority

Seefahrer vor über 3000 Jahren orientierten sich wohl an den Sternen

Die Lage des Fundes weit draußen auf dem Meer zeige, dass die Seefahrer zu dieser Zeit in der Lage waren, ohne Sichtverbindung zur Küste zu navigieren, so Sharvit. Wahrscheinlich hätten sie dazu die Positionen der Sterne und der Sonne genutzt. „Dies ist eine geschichtsverändernde Entdeckung von Weltrang“, erklärte er. Konkret soll es sich sogar um das älteste Schiffswrack handeln, das je in der Tiefsee gefunden wurde.

Aus der Zeit, aus der das Schiff stammt, seien im Mittelmeer lediglich zwei weitere Schiffswracks mit Ladung bekannt, die beide mit normaler Tauchausrüstung relativ nahe der türkischen Küste gefunden worden seien. „Aufgrund dieser beiden Funde ging man in der Wissenschaft bisher davon aus, dass der Handel zu dieser Zeit dadurch abgewickelt wurde, dass man sicher von Hafen zu Hafen segelte und dabei stets dicht an der Küste blieb“, erklärt Karnit Bahartan von Energean. „Die Entdeckung dieses Bootes verändert unser gesamtes Verständnis der Fähigkeiten der antiken Seefahrer.“

Die Gefäße sollen voraussichtlich diesen Sommer auf dem Nationalen Campus für Archäologie Israels in Jerusalem ausgestellt werden.

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