Hamburg. „Ich will zum ESC!“: Eine neue Show mit alter Strategie. Rea Garvey und Conchita Wurst suchen das perfekte Talent für Malmö.
Eine neue Castingshow: Das ist die Antwort auf das deutsche Versagen bei den vergangenen Eurovision Song Contests. „Ich will zum ESC!“ heißt sie – mit naheliegenden Coaches. Conchita Wurst, selbst ESC-Gewinnerin, und Rea Garvey, Ex-Coach bei „The Voice of Germany“, Ratemitglied bei „The Masked Singer“, – und in Sachen ESC kein Unbekannter.
So gehörte er neben Stefan Raab, Joy Denalane, Anke Engelke, und einigen weiteren 2010 zu den Jurymitgliedern von „Unser Star für Oslo“. Die Castingshow, die bewies, dass das Konzept funktionieren kann. Schließlich überzeugte die damalige Abiturientin Lena Meyer-Landrut in Oslo – und siegte.
Eurovision Song Contest 2024: Castingshows als Erfolgsgarant?
Ausgangslage war eine ähnliche Situation wie die heutige: Nachdem die deutschen Beiträge 2007 bis 2009 jeweils einen der letzten Plätze belegt hatten, suchte der NDR, der innerhalb der ARD für den Eurovision Song Contest zuständig ist, nach neuen Konzepten. Damals ging man eine Kooperation mit Stefan Raab ein, heute versucht man es alleine. Also: eine Öffentlich-rechtliche Castingshow. Kann das funktionieren?
„Das Besondere am neuen Format ist, dass am Ende der potenzielle Gewinnersong des Song Contests herausschaut“, sagt Conchita Wurst. Ein Gewinn, den es mitunter auch schon bei den anderen, geläufigen Castingshows gegeben hat. Und auch sonst bedient man sich den klassischen Elementen: 90 Sekunden haben die 15 Kandidatinnen und Kandidaten Zeit, einen Song zu präsentieren – Begleitet von einem Instrumental, bunte Neonröhren und LED-Flächen im Hintergrund. Rea Garvey und Conchita Wurst sitzen hinter einem Tisch, wie man ihn von „Deutschland sucht den Superstar“ kennt, nur schmaler. Es sind ja bloß zwei Juroren.
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„Ich will zum ESC!“: Friedlicher Jury-Fight zwischen Rea Garvey und Conchita Wurst
„Wenn wir uns für eine Person entscheiden, stellen wir symbolisch ein Herz auf den Tisch“, erklärt Conchita Wurst den weiteren Verlauf. „Und dann muss der Kandidat oder die Kandidatin entscheiden, welches Herz sie haben wollen“, ergänzt Rea Garvey. „Wir sind als Coaches natürlich komplett in Konkurrenz miteinander.“ Neben diesem Element wurde auch der Name der ersten Runde von „The Voice“ übernommen: „Audition“.
Die erste Runde ist auf zwei Folgen aufgeteilt – die Performances sind weitestgehend solide. Immer mal wieder gibt es Intonations-Probleme. Manche Kandidaten treten mit Cover-Versionen an, andere mit eigenen Songs.
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Die Favoriten aus der ersten Runde: Sophie Rauscher und Luca Wefes
Nur zwei stechen wirklich bevor: Sophie Rauscher, 32, wissenschaftliche Mitarbeiterin einer Bundestagsabgeordneten und freiberufliche Journalistin aus Berlin. Nach ihrer Transition habe sie etwas Zeit gebraucht, um wieder auf die Bühne zu gehen. Doch jetzt sei der richtige Zeitpunkt: „Der ESC war für mich immer queer und weird – und das bin auch ich!“
Mit ihrer Cover-Version von „Schön genug“ gelingt ihr ein emotionaler, sehr authentischer Auftritt, der sie weiter in die zweite Runde bringt. „Sophie, ich finde, du bist so poetisch, wenn du singst. Sind die großen Töne deine besten Freunde? I don’t know, aber vielleicht braucht es das auch nicht“, sagt Conchita Wurst und gewinnt sie für ihr Team.
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Der zweite Kandidat, der in Erinnerung bleibt, ist Luca Wefes. Der 23-Jährige war 2022 schon bei „The Voice“ am Start, schaffte es im Team von Mark Forster bis in die dritte Runde, die sogenannten „Sing-Offs“. Funfact: Auch da war Rea Garvey Juror. Mit „When I Was Your Man“ von Bruno Mars setzt er diesmal ganz auf Gefühle – was grandios funktioniert. Beide Juroren wollen ihn in ihren Teams haben.
„Was wäre denn eine Sache, wo (sic!) ihr mit mir dran arbeiten wollen würdet?“, fragt er sie. „Ich würde gerne einen Magic Moment kreieren“, antwortet Conchita Wurst. Rea hingegen würde einen Song mit ihm schreiben wollen. „Das ist nicht leicht. Beide Sachen, die ihr gesagt habt, holen mich komplett ab.“ Schließlich entscheidet er sich jedoch für Conchita Wurst.
ESC: Acht Kandidaten stehen schon für den deutschen Vorentscheid fest
Was während der Show nicht klar wird: Es geht nicht um die tatsächliche Teilnahme am „ESC“, sondern um die Teilnahme am deutschen Vorentscheid. Ein Kandidat aus der Show wird an dieser mit einem eigenen Song teilnehmen – und tritt gegen folgende Musikerinnen und Musiker an: Galant, Isaak, Leona, Bodine Monet, Max Mutzke, NinetyNine, Marie Reim und Ryk.
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