Berlin. Trotz jahrhundertelanger Forschung überrascht die Stadt Pompeji immer wieder aufs Neue. Derzeit sorgt ein blauer Raum für Aufsehen.
Die archäologische Ausgrabungsstätte Pompeji bei Neapel in Italien überrascht immer wieder mit neuen Entdeckungen. Kürzlich entdeckten Archäologen im Zentrum der antiken Stadt einen hellblau gestrichenen Raum. Aufgrund seiner Farbe gehen die Forscher davon aus, dass der Raum eine besondere Bedeutung hatte.
Archäologen: Blauer Raum diente vermutlich religiösen Ritualen
Bei dem blauen Raum handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ein sogenanntes Sacrarium, wie der Archäologische Park bei Neapel und das italienische Kulturministerium am Montag in einer Pressemitteilung mitteilten. Damit wurde in römischen Privathäusern ein kleiner Kultraum bezeichnet, der religiösen Riten und der Aufbewahrung heiliger Gegenstände vorbehalten war.
Allerdings dürfte der Raum nicht mehr seinem ursprünglichen Zweck gedient haben, als Pompeji im Jahr 79 nach Christus durch den Ausbruch des Vesuvs unter Asche begraben wurde, heißt es in der Mitteilung weiter. Darauf deuten Inschriften hin, die in den Putz des Eingangspfostens geritzt wurden.
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Nach Vulkanausbruch in Pompeji: Austernschalen als Baumaterial
Die Ausgrabungen, die sich an frühere anschlossen, brachten auch zahlreiche Einrichtungsgegenstände des Hauses zutage, darunter 15 Amphoren, Bronzegeschirr, zwei Krüge und zwei Öllampen. Interessant war auch der Fund von Baumaterial, wie zerkleinerte Austernschalen auf der Eingangsschwelle, die nach Ansicht der Archäologen wahrscheinlich in Putz- und Mörtelmischungen verwendet wurden. Austernschalen seien nach dem Vulkanausbruchs häufig als „Rohmaterial für Restaurierungsarbeiten“ verwendet wurden. Ähnliches gelte für die gefundenen Tonscherben, die zur Herstellung von Farbstoffen gedient haben könnten.
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Forscher: Blaue Farben waren in Pompeji eine Seltenheit
Weitere Hinweise lieferten die Wände des Sacrariums: Auf den blau gestrichenen Wänden sind weibliche Figuren abgebildet, die verschiedene Gegenstände halten. Nach Ansicht der Archäologen handelt es sich dabei wahrscheinlich um die Horen, die Göttinnen der Jahreszeiten in der griechischen Mythologie. Andere Figuren in den Wandnischen halten Gegenstände aus Landwirtschaft und Viehzucht.
Blau war den Forschern zufolge auch eine seltene Farbe in den Fresken von Pompeji. Sie wurde demnach nur in sehr dekorativen Räumen verwendet, woraus die Forscher schließen, dass der freigelegte Raum von großer Bedeutung gewesen sein könnte.
Pompeji ist eine der am besten erhaltenen antiken Städte mit mehr als 13.000 entdeckten Räumen in 1070 Wohneinheiten sowie öffentlichen und sakralen Gebäuden. Die Stadt am Fuße des Vesuvs wurde 79 n. Chr. durch einen Vulkanausbruch unter Asche, Schlamm und Lava begraben und konserviert. Seit ihrer Wiederentdeckung im 18. Jahrhundert geben die Überreste der Stadt Archäologen tiefe Einblicke in das damalige Leben.