Berlin. Bei Ausgrabungen in Jerusalem wurde ein rund 2300 Jahre alter Goldring gefunden. Er liefert neue Hinweise auf die Entstehung der Stadt.
In der sogenannten „Davidsstadt“ im Osten Jerusalems wurde ein bemerkenswerter Fund gemacht: ein 2300 Jahre alter Goldring mit einem roten Granat(stein) von kleinem Durchmesser. Der Fund liefert erstmals Hinweise auf das Leben in Jerusalem während der hellenistischen Zeit, teilte die israelische Altertumsbehörde (IAA) in einer Pressemitteilung mit.
Unglaublicher Fund: Goldring gehörte vermutlich einem Kind
Der Ring wurde von Tehiya Gangate, einem Mitglied des Grabungsteams, entdeckt, als sie die Erde durchsiebte. „Plötzlich sah ich etwas glitzern“, wird sie in der Mitteilung zitiert. „Ich rief sofort: ‘Ich habe einen Ring gefunden!’“ Das gesamte Team war begeistert. „Es ist ein sehr bewegendes Fundstück, so etwas findet man nicht jeden Tag.“
Aufgrund des geringen Durchmessers des Rings, der mit einem roten Edelstein – vermutlich Granat – verziert ist, vermutet das Forscherteam um Yiftah Shalev von der Universität Tel Aviv, dass er wahrscheinlich von einem Kind oder einer jungen Frau getragen wurde. Ansonsten, so die Forscher, würde er nur an den kleinen Finger einer Frau passen.
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Gold war in der hellenistischen Zeit weit verbreitet
Das Schmuckstück sei hergestellt worden, indem dünne Goldblätter mit einem Hammer auf einer Metallbasis fixiert wurden, erläutern die Forscher. Stilistisch passe der Ring zum persischen und frühen hellenistischen Zeitalter, vom späten 4. bis zum frühen 3. Jahrhundert vor Christus. „In dieser Zeit begannen die Menschen, Gold mit eingefassten Steinen dem dekorierten Gold vorzuziehen“, heißt es in der Mitteilung. Der Goldring ergänzt andere Schmuckstücke und Bauwerke, die bei den Ausgrabungen auf dem Givanti-Parkplatz in der „Davidsstadt“ gefunden wurden.
Goldschmuck war in der hellenistischen Welt, insbesondere seit der Herrschaft von Alexander dem Großen (336-323 v. Chr.), weit verbreitet. „Seine Eroberungen trugen dazu bei, Luxusgüter und -produkte zu verbreiten und zu transportieren“, heißt es in der Mitteilung weiter. Aufgrund der hohen Beständigkeit von Gold weist auch der kürzlich gefundene Ring keine Abnutzungserscheinungen auf.
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Fund wirft neues Licht auf die Geschichte Jerusalems
Der Fund liefere „ein neues Bild der Natur und der Statur der Bewohner Jerusalems in der frühen hellenistischen Zeit“, wird auch Yuval Gadot, Professor an der Universität Tel Aviv, zitiert. Nach seinen Worten waren Funde aus dieser Zeit bisher rar, weshalb die Wissenschaft davon ausging, dass Jerusalem zur Zeit seiner Gründung eine kleine Stadt war, die sich auf die Spitze des südöstlichen Hügels („Davidsstadt“) beschränkte und über begrenzte Ressourcen verfügte.
Die neuen Entdeckungen zeichnen jedoch ein anderes Bild: „Es scheint, dass die Einwohner der Stadt dem weit verbreiteten hellenistischen Stil und den im östlichen Mittelmeerraum vorherrschenden Einflüssen gegenüber aufgeschlossen waren“, schließt Professor Gadot. Zudem deuten die Goldfunde und die bisher entdeckten Bauwerke auf eine wirtschaftlich prosperierende Stadt hin.