Berlin. Der Sommer kommt und eine Corona-Variante sorgt für mehr Infektionen. Die neuesten Zahlen vom RKI. Was Forscher über KP.2 herausfanden.
Die Corona-Zahlen steigen: Auf niedrigem Niveau, aber beständig. In seinem aktuellen Wochenbericht (3. bis 9. Juni) stellt das Robert-Koch-Institut (RKI) fest: Die Zahl der übermittelten COVID-19 Fälle sei gegenüber der Vorwoche gestiegen. Im Abwassermonitoring lag die SARS-CoV-2-Viruslast „bei leicht steigendem Trend“. Dabei werden Genkopien von Sars-CoV-2 im Abwasser aus Kläranlagen in Deutschland gezählt.
Lange Zeit kannte die Corona-Kurve in Deutschland nur eine Richtung: abwärts. Seit Wochen ist dieser Trend gestoppt. Dafür verantwortlich könnte eine neue Virusvariante sein, die laut RKI bereits vorherrschend ist: die Sublinien KP.2 und KP.3.
Die Sieben-Tage-Inzidenz der laborbestätigten Covid-19-Fälle gibt das RKI mit 300 Erkrankungen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern an. Weil die Bevölkerung seit Monaten nicht mehr regelmäßig auf Infektionen getestet wird, ist diese Zahl ein Muster ohne Wert.
Corona: Auch Zahl der Genkopien im Abwasser steigt
Noch Ende Mai lag die Covid-19-Inzidenz bei rund 200 Fällen. Zum Vergleich: Mitte Dezember lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei über 3000.
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Die Entwicklung in Deutschland gleicht damit jener in anderen Ländern: in den USA zum Beispiel, in Kanada oder Großbritannien. Auch dort steigen die Infektionszahlen auf niedrigem Niveau.
Verantwortlich dafür könnte Experten zufolge eben jene Coronavirusvariante KP.2 sein. Diese gehört zu den Omikron-Varianten und unterscheidet sich von der bisher weltweit vorherrschenden Variante JN.1 unter anderem durch wenige Mutationen im Spike-Protein. Mit diesem Eiweiß dockt das Virus an menschliche Zellen an.
KP.2 ist mittlerweile in den USA und Großbritannien für den größten Teil der neuen Infektionen verantwortlich. Auch für Deutschland meldete das RKI bereits Anfang Mai einen Anteil von 25 Prozent, Tendenz schnell steigend.
Forscher aus Japan: Es gibt ein erhöhtes Potenzial für Immunflucht
In einer im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlichten Studie hat sich ein Forschungsteam aus Japan bereits mit KP.2 beschäftigt. Den Angaben zufolge habe diese Variante eine höhere virale Fitness als JN.1. Das Virus vermehre sich besser und habe zudem ein erhöhtes Potenzial für die Immunflucht. Das bedeutet, dass sich auch zuvor erkrankte oder geimpfte Personen mit dem Virus infizieren können. KP.2, so die Wissenschaftler, könne die weltweit vorherrschende Virusvariante werden.
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„Wir haben von den Labors erfahren, dass KP.2 und einige Untervarianten bisher genauso übertragbar zu sein scheinen wie die anderen Omikron-Subvarianten, was bedeutet, dass sie wirklich sehr ansteckend sind. Sie scheinen jedoch keine schwereren Erkrankungen oder andere Krankheiten hervorzurufen, die sich von den klinischen Symptomen her unterscheiden“, sagte William Schaffner, ein Experte für Infektionskrankheiten an der Vanderbilt University (Nashville, USA) dem US-Sender CNN. Er rechne zwar mit einem Anstieg der Corona-Zahlen, nicht aber mit einer neuen Welle.
Auch der US-Mediziner Eric Topol sieht die Entwicklung relativ gelassen: KP.2 werde das menschliche Immunsystem wohl nicht überfordern, so Topol. „Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Monaten eine kleine, aber keine signifikante neue Infektionswelle als Folge erleben werden.“ Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt das Risiko, das von KP.2 ausgeht, als gering ein.