Berlin. Nach wochenlangem Hin und Her findet einer der größten deutschen Internetskandale sein Ende. Eine Karriere hat ihn nicht überlebt.
Jahrelang war Anissa Baddour, besser bekannt unter ihrem Pseudonym Anni The Duck fester Teil der deutschsprachigen Internetlandschaft. Zunächst wurde sie mit Cosplays, aufwändige Kostümierungen, bei den meist Figuren aus der Popkultur so akkurat wie möglich dargestellt werden sollen, bekannt, später tauchte sie in den Videos der größten deutschen Influencer auf.
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In einer Welt, in der die Promis unter Namen wie Julien Bam, Rezo, PietSmiet, Reved oder Sturmwaffel auftreten, wurde auch Baddour zum Star. Sie kooperierte mit den eben genannten, der 26-Jährigen brachte das nicht nur Follower auf Twitch, YouTube und Instagram, sondern auch Werbe- und Sponsorendeals, das klassische Influencergeschäft. Sogar ins Kino schaffte es Baddour, im kürzlich erschienen „Garfield – Eine Extraportion Abenteuer“ lieh sie der Figur Olivia ihre Stimme. Doch ausgerechnet als sie am 5. Mai der Premiere des Films beiwohnte, begann der Anfang vom Ende ihrer Internetkarriere.
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Anni The Duck: Vorwürfe von Misshandlung bis hin zur Tierquälerei
Denn Baddours Ex-Freundin Antonia Staab, im Internet unter dem Pseudonym Reved bekannt, griff während eines Livestreams auf der Plattform Twitch Vorwürfe auf, die wenige Stunden zuvor von der Streamerin Mowky – ihr bürgerlicher Name ist nicht bekannt – auf X veröffentlicht wurden. In dem für X-Verhältnisse sehr ausführlichen Text erhebt Mowky, lange eine enge Freundin von Baddour, schwere Vorwürfe.
„Jahrelang wurde ich emotional missbraucht, ausgebrannt, manipuliert und instrumentalisiert. Ich habe Übergriffe, Missbrauch und Tierquälerei erlebt. Seit Monaten bin ich Opfer einer brutalen Schmierkampagne und Kontrollversuchen“, so Mowky über die ehemalige Freundin. Durch Baddours Verhalten habe sie „eine Nervenkrankheit, chronische Spannungsschmerzen und Stressausschlag am ganzen Körper entwickelt“, dazu Ohnmachtsanfälle und Panikattacken.
Anni The Duck soll ihre Fans hassen
Staab, die zwischen 2021 und 2022 eine Beziehung mit Baddour führte, griff die Vorwürfe auf und ergänzte eigene Erfahrung. So berichtete auch sie von manipulativem Verhalten, unter anderem soll Baddour Staabs Depressionen kleingeredet haben. Auch die Tierquälerei-Vorwürfe bestätigte Staab. Baddours drei Katzen seien stark vernachlässigt worden und hätten sich auch untereinander bekämpft. Für treue Fans besonders schlimm: Baddour würde nach Staabs Aussage ihre Follower hassen, angebliches Zitat: „eklige, schwitzige Scheißfans“.
Durch die Äußerungen von Mowky und Staab brach ein Shitstorm in einem Ausmaß los, wie ihn die deutsche Influencerszene bisher kaum erlebte. In den sozialen Medien, insbesondere TikTok und X brachen die wildesten Theorien los, Userinnen und User machten sich auf die Suche nach Videoausschnitten, die die Vorwürfe bestätigen sollten und wurden insbesondere bei den Tierquälerei-Vorwürfen fündig. Auch die ersten Influencer äußerten sich und teilten teilweise eigene Erfahrungen. Der Druck wurde so groß, dass selbst Sony Pictures, die den Garfield-Film vertreiben, ein Statement einforderte.
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Anni The Duck: Erstes Statement bringt keine Ruhe
Das folgte tatsächlich, vier Tage nach den Anschuldigungen. Baddour meldete sich mit einem mehr als einstündigen YouTube-Video aus einem Hotelzimmer und versuchte die Vorwürfe weit möglichst zu entkräften. Die Beziehung zu Staab sei in beide Richtungen toxisch gewesen, die Tierquälerei-Vorwürfe wies sie von sich und berichtete ausführlich über die komplizierte Krankengeschichte ihrer Katzen. Die Aussage ihrer Fans dementierte sie nicht, begründete sie aber mit einer sozialen Phobie und andauernder sexueller Belästigung, der sie im Nachgang von Fantreffen ausgesetzt sei. Zudem befinde sie sich in Therapie.
Doch auch das Statement brachte der 26-Jährigen kaum Sympathien ein. Nahezu alle Internetpersönlichkeiten, darunter auch ehemalige Drehpartner wie CDU-Zerstörer Rezo, der sich selbst von Baddour manipuliert fühlte, reagierten auf das Video und ließen kein gutes Haar ihr. Im Gegenteil, es hagelte weitere Kritik. Von Baddour selbst hörte man im Anschluss zunächst nichts. Etwa zwei Wochen blieb es still um die Influencerin, jetzt folgt der vermutliche Schlussstrich.
Anni The Duck beendet Karriere – „erst mal“
Auf X meldete sich Baddour zu Wort, mit einem Beitrag, den sie als „vorerst letzte Rückmeldung“ titulierte. Darin entschuldigt sie sich für ihr erstes Statement, das in einigen Teilen „unsensibel“ gewesen sei und entschuldigte sich bei Menschen, die sie verletzt habe. Der öffentliche Diskurs habe dazu geführt, dass sie „Aufträge sowie Werbe- und teilweise auch sonstige Vertragspartner für das laufende Jahr verloren habe“. „Ich bin gebrochen und brauche Zeit“, fasst sie ihre Situation zusammen und kündigt an, ihre Karriere als Content Creatorin „erst mal“ zu beenden.
Die Formulierung deutet das an, was schon Fynn Kliemann, einst durch unseriöse Maskengeschäfte in Ungnade gefallen – Zitat: „Krise kann auch geil sein“ – bewies: Ein Comeback ist immer möglich und treue Fans verzeihen viel. Es entstehen häufig parasoziale Beziehungen zwischen Influencern und ihrer Community, schließlich teilen die Internetstars viele, oft auch intime, Details mit ihren Zuschauern, über die sie selbst wenig bis nichts wissen.
Derweil stehen die nächsten Influencerskandale schon in den Startlöchern. Mögliches Fehlverhalten von Simon Wiefels (aka Unge), Marcel Eris (aka MontanaBlack) und Amar Al-Naimi (aka Amar) wird bereits heute heiß in den sozialen Medien diskutiert. Wie schon der Streamer Maximilian Knabe (aka HandOfBlood) angesichts der Anni The Duck-Thematik feststellte: Drama ist eine Sucht.