Berlin. Autor Martin Suter verrät im Interview, wie er seine ersten Beziehungen erlebte und weshalb Französischlernen wichtig zum Flirten war.
Schriftsteller Martin Suter gilt als Schweizer Edelfeder, die sich keinem Genre verwehrt. Immer wieder geht es in seinen Werken auch um die Liebe. Über seine eigenen Erfahrungen in Herzensangelegenheiten spricht der 76-Jährige im Rahmen der Serie „Meine erste Liebe“ mit den Funke Tageszeitungen. Sein Interesse an Beziehungen entwickelte Suter schon früh, wie er verrät. Um mit Mädchen in Kontakt zu kommen, hatte er in jungen Jahren seine ganz eigene Methode.
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Ihr Roman „Melody“ dreht sich um die unauslöschlichen Erinnerungen an eine außerordentliche Liebe. Wie lebhaft erinnern Sie sich an Ihre erste romantische Begegnung?
Martin Suter: Ziemlich lebhaft. Da war ich so sechs oder sieben – in der Zeit zwischen Kindergarten und Grundschule. Ihr Name war Nelda und sie hatte langes blondes Haar. Weil sie die Tochter eines Fahrradhändlers war, besaß sie auch selbst ein kleines Fahrrad, was sie nochmal so attraktiv gemacht hat. Ich war sehr verliebt in sie, gestand ihr aber das nie.
Vor Jahren habe ich das mal in einem Interview erwähnt. Daraufhin hat sich diese Nelda gemeldet, und ich habe sie getroffen. Sie war immer noch sehr hübsch. Aber sie hat mir dann die bittere Wahrheit gestanden, dass sie in mich nie verliebt war.
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Martin Suter lernte Französisch, um besser flirten zu können
Wann hat es dann zum ersten Mal geklappt?
Suter: Das war so in der dritten oder vierten Klasse. Es gab da zwei Möglichkeiten, wie man einem Mädchen näherkommen konnte. Inoffiziell war das beim Eislaufen im Züricher Hallenstadion oder dem „Hallen Station“, wie wir das auf Englisch genannt haben. Ich war zwar kein guter Eisläufer, aber ein niedlicher Junge. Da forderte man ein Mädchen wie beim Tanzen auf, eine Runde zu drehen, Hand in Hand – oder ein Mädchen einen Jungen. Dazu liefen Songs wie „Are You Lonesome Tonight“ von Elvis.
Es gab aber auch eine streng geregelte Variante. Da hat man ein Mädchen gefragt: „Willst du mit mir gehen?“ Meistens hatte man zwei Kumpel dabei, die wie Zeugen fungiert haben. Die Mädchen waren auch in Begleitung. Und dann sagte die Betreffende „Ja“ oder „Nein“.
Da müssten Sie so acht, neun Jahre gewesen sein – speziell in der damaligen Zeit war das fast ein bisschen frühreif.
Suter: Ja, ich habe mich mit dieser Frage relativ früh beschäftigt. Das Thema hat mich immer interessiert. Natürlich dann auch später. Als ich 14 war, sind meine Eltern nach Fribourg, in den zweisprachigen Teil der Schweiz, gezogen, wo die Deutsch-Schweizer in der Minderheit waren. Mich haben die französischsprachigen Mädchen sehr interessiert, aber ich konnte kein Wort Französisch. So habe ich ein winziges Lilliput-Lexikon genommen, damit ich flirten konnte.
Ich habe immer noch Kontakt zu einem französischsprachigen Schulfreund aus der Zeit, und er meinte, dass mich die anderen damals richtig bewundert hätten. Da kam dieser Deutsch-Schweizer und hat ihnen mit diesem kleinen Wörterbuch die Mädchen ausgespannt. Ich war da richtig mutig.
Martin Suter über seine Jugend: „Liebe und Sex waren dominante Themen“
Aber Sie haben sich in Ihrer Jugend schon noch für anderes interessiert?
Suter: Bei mir war es auch noch das Skilaufen. Ich bin als Junge Skirennen gefahren. Und die Freundschaft mit den Jungs hat mir ebenfalls sehr gut gefallen Es gab auch noch verbotene Sachen wie Rauchen und Trinken, aber Liebe und Sex waren dominante Themen.
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Hat Ihre allererste Liebe eigentlich Ihr Frauenbild oder die Einstellung zur Liebe generell geprägt?
Suter: Ich würde nicht sagen, dass ich nach einem bestimmten Typ von Frau gesucht habe. Das kann man nicht planen. Zugegebenermaßen war meine erste Frau Vivian auch blond und langhaarig wie Nelda. Wir haben sehr früh geheiratet. Ich war damals 20 und sie war noch nicht volljährig und brauchte die Unterschrift ihres Vaters.
Meine zweite Frau hatte auch lange blonde Haare, aber als ich sie kennenlernte, war sie rothaarig und gelockt. Mit beidem war sie sehr schön – und das ist sie ihr ganzes Leben geblieben.