Berlin. Bier, Wein oder Sangria: Wer nach Mallorca reist, darf ab sofort nur noch im Hotel oder der Kneipe trinken. Die Strafen sind hoch.
Bereits seit Wochen wird in Mallorcas berühmtestem Partyviertel an der Playa de Palma wieder heftig gefeiert. Jüngste Berichte über neue Alkoholexzesse, sexuelle Übergriffe und Prügeleien im „Ballermann“-Areal signalisieren, dass auch die Urlaubssaison 2024 nicht geräuschlos verlaufen wird. Und dass die Polizei viel Arbeit haben wird, um in der Feierhochburg östlich der Inselhauptstadt Palma die öffentliche Ordnung aufrecht zu halten.
Zwar erließ die Urlaubsinsel bereits vor vier Jahren ein „Gesetz gegen den Tourismus der Exzesse“, mit dem unzivilisiertes Benehmen wie Besäufnisse, Wildpinkeln oder sonstige Ärgernisse am Strand oder auf den Straßen des Ausgehviertels bekämpft werden sollten. Doch geholfen hat es wenig. Vor allem, weil die Polizei oftmals nicht in der Lage war, die Missachtung der Benimmregeln durchzusetzen.
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Verschärfung des Alkoholverbots: neue Regierung will durchgreifen
Nun unternimmt die seit einem Jahr amtierende konservative Inselregierung einen neuen Versuch, die Lage an der Playa de Palma unter Kontrolle zu bekommen. Sie beschloss eine Verschärfung des Saufverbotes in der Partyzone. Mit sofortiger Wirkung ist das Trinken von Alkohol im öffentlichen Raum strikt verboten. Bei Zuwiderhandlungen drohen Geldbußen von 500 bis 1500 Euro.
Das gilt theoretisch sogar für die Büchse Bier oder die Sangria-Flasche, die Urlauber wie Einheimische bisher gerne auf ihrem Strandhandtuch leerten – auch wenn man dabei nicht über die Stränge schlägt und sich gut benimmt. Nur in den gastronomischen Betrieben ist der Konsum von Alkohol noch erlaubt.
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Bisher waren bereits Trinkgelage von größeren Menschengruppen verboten. Im vergangenen Sommer war es trotzdem regelmäßig zu Massenbesäufnissen an der Strandpromenade der Playa de Palma gekommen, wo an manchen Tagen nicht nur Hunderte, sondern Tausende von Menschen mit Bier, Wein und Spirituosen feierten. Die Polizei war angesichts dieser betrunkenen Massen machtlos – die Beamten wurden zuweilen sogar ausgelacht.
Man darf vor diesem Hintergrund gespannt sein, ob die Sicherheitskräfte künftig in der Lage sein werden, das totale Alkoholverbot auf den Straßen durchzusetzen. Gastronomen äußern Zweifel. Man begrüße zwar ein härteres Vorgehen, sagte die Schweizer Wirtin Beatrice Ciccardini vom Gasthaus „Zur Krone“ der Mallorca Zeitung. „Aber wie wollen sie das erreichen? Dann müssten sie ja alle verhaften. Es gibt ja keinen, der nicht trinkt auf der Straße oder am Strand.“ Nach ihrer Einschätzung werden die Saufexzesse immer schlimmer.
Neben Palma auch andere Orte betroffen
Der Bann von Alkoholischem gilt übrigens nicht nur an der Playa de Palma, die vor allem von deutschsprachigen Urlaubern frequentiert wird, sondern in weiteren Problemzonen der Insel. Dazu gehört etwa die von den Briten dominierte Partybastion Magaluf im Westen Palmas oder das Partyviertel Sant Antoni auf Mallorcas Nachbarinsel Ibiza.
Die Inselpolitiker versprechen derweil, die Kontrollen zu verstärken. Nicht nur mit mehr Polizisten, sondern mit Inspektoren des Ordnungsamtes. Zudem sollen Touristen mit Flugblättern und Infotafeln auf die Benimmregeln aufmerksam gemacht werden. Diese Kampagnen sollen mit der Übernachtungssteuer finanziert werden, die jeder Urlauber in seiner Unterkunft zahlen muss. Diese Touristensteuer beträgt bei Übernachtung in einem Drei- oder Viersternehotel je nach Saison zwischen 0,50 und 3 Euro pro Person.
Mallorca: Alkohol-Verkaufsverbot in der Nacht
Mit der Verschärfung der Sittennormen wurde übrigens auch der Name geändert: Statt „Gesetz gegen den Tourismus der Exzesse“ heißt das Regelwerk jetzt „Gesetz für einen verantwortungsvollen Tourismus“. Es verbietet zudem – wie bisher – unzüchtige sexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit genauso wie Urinieren, das Zurücklassen von Müll, Herumpöbeln und das gefährliche Balkonklettern. Auch dürfen Geschäfte von 21.30 Uhr abends bis acht Uhr morgens keinen Alkohol verkaufen.
Mallorcas Hotelverband FEHM unterstützt das neue Benimmgesetz. Oberstes Ziel müsse sein, „mit dem unzivilisierten Tourismus aufzuräumen“. Die Exzesse schadeten dem Ansehen der Urlaubsorte. „Der massive Konsum von Alkohol und anderer Substanzen“, heißt es in einer Mitteilung der Hoteliers, „stört das Zusammenleben und provoziert unerwünschte Situationen.“
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Massentourismus hat die Probleme verschärft
Die Probleme auf Mallorca wuchsen in den vergangenen Jahren parallel zum Anstieg der Touristenzahlen. 2023 war ein Rekordjahr mit insgesamt 12,5 Millionen in- und vor allem ausländischen Urlaubern – ein Anstieg um 8,7 Prozent. Mallorca, wo 940.000 Menschen wohnen, ist damit die meistbesuchte Urlaubsinsel Europas. Im laufenden Jahr 2024 dürfte der Ansturm den bisherigen Tendenzen zufolge noch größer werden.
Vor allem die Deutschen lieben die spanische Mittelmeerinsel. Sie stellten 2023 mit 4,2 Millionen rund ein Drittel aller Besucher. Aber auch die Schweizer und Österreicher fliegen auf Mallorca: Aus der Schweiz kamen über 550.000 Touristen, womit das Land nach Deutschland, Großbritannien und Frankreich auf den vierten Platz in der internationalen Besucherstatistik rückte. Auf dem sechsten Rang folgt dann hinter Italien Österreich mit mehr als 300.000 Mallorca-Reisenden.