Berlin. Vor 115 Jahren verschwand die „Adella Shores“ zusammen mit 14 Seeleuten spurlos. Nun wurde ihr Wrack in 200 Meter Tiefe entdeckt.
Der Lake Superior zwischen den USA und Kanada ist ein kaltes Grab für unzählige Schiffe. Groß wie ein Meer, wurden die brutalen Wetterbedingungen des Sees schon unzähligen Seeleuten zum Verhängnis. Eines der Unglücksschiffe wurde nach 112 Jahren am Boden des Lake Superior aufgefunden. Bereits vor dem Schiffbruch galt es unter Seeleuten als „verflucht“.
Das hölzerne Dampfschiff „Adella Shores“ lief 1909 aus seinem Hafen aus und verschwand mit den 14 Besatzungsmitgliedern spurlos. Mitarbeiter der „Great Lakes Shipwreck Historical Society“ (GLSHS) entdeckten das Wrack 2021 in rund 200 Meter Wassertiefe. Taucher konnten nun erstmals ein Video von dem gut erhaltenen Wrack machen. Ein Pressestatement berichtet von der tragischen Geschichte des Schiffes.
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Schiffswrack: Adella Shores erlitt bereits zweimal zuvor Schiffbruch – war sie verflucht?
Das fast 60 Meter lange Frachtschiff wurde 1894 im US-Bundesstaat Michigan gefertigt und nach der Tochter des Auftraggebers Adella benannt. Die streng christlichen und abstinenten Besitzer der Adella Shores tauften das Schiff nicht mit Alkohol, sondern mit einer Flasche Wasser. Altgediente Matrosen sahen darin ein schlechtes Omen, heißt es im Statement.
Ein Omen, das sich in den folgenden 15 Jahren zu bestätigen schien. So erlitt die Adella Shores bereits zweimal vor ihrem endgültigen Ende Schiffbruch. Glück im Unglück: Sie sank in flachen Gewässern und konnte beide Male geborgen werden. Am Schicksalstag im April 1909 hatte sie Salz geladen und folgte dem größeren Stahldampfschiff Daniel J. Morrel durch eine dicke Eisschicht.
Als sie gerade einen Landvorsprung umschifften, traf sie ein heftiger Nordsturm. Die Adella Shores fiel mehr als drei Kilometer hinter ihr Begleitschiff zurück und verschwand schließlich aus dessen Blickfeld. Seitdem wurden abgesehen von einigen Trümmern weder die Adella Shores noch ihre Besatzung je wieder gesehen. Kapitän Millen vom führenden Stahldampfschiff mutmaßte, dass die hölzerne Adella Shores von einem großen Eisstück durchschlagen wurde und schnell sank.
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Große Seen zwischen USA und Kanada sind Grab unzähliger Schiffe
Die Experten der GLHS konnten das Wrack mithilfe eines Sonar-Geräts im Lake Superior lokalisieren. „Als ich die Länge des Schiffes maß, wusste ich quasi sofort, dass es die Adella Shores sein muss“, sagte Darry Ertel, Leiter der maritimen Expeditionen des GLHS. Es gebe keine anderen vermissten Schiffe in dieser Größe, zitiert das Statement Ertel.
Der Lake Superior ist der flächenmäßig größte Süßwassersee der Erde und ist einer der sogenannten „Five Great Lakes“, den fünf großen Seen. Seit hunderten Jahren nutzten Schiffe die Seen als Handelsroute. Allein im Lake Superior soll es laut dem „Great Lakes Shipwreck Museum“ 550 Schiffswracks geben, von denen erst 350 entdeckt wurden.
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